Captain Marvel_review | Brie Larson
Film,  Kinokritik,  Kritiken

CAPTAIN MARVEL (2019)

Intergalaktische Heldin auf Heimaturlaub

CAPTAIN MARVEL, der letzte Marvel-Film vor ENDGAME, möchte die angespannte Atmosphäre nochmal auflockern. Der Science-Fiction-Actionfilm kommt mit spritzigen Actionszenen und sympathisch-komischen Seitenhieben daher. Besonders innovativ geht der Film dabei zwar nicht vor, aber unterhaltsam ist er dennoch.

Captain Marvel - Poster | Science Fiction Comic Film

INHALT:

Carol Danvers (Brie Lason) ist eine Elite-Kämpferin des Kree Corps. Doch das war sie nicht immer. Ihre Heimat ist die Erde, leider kann sie sich an die Vergangenheit gar nicht mehr erinnern. Während einer Mission gegen intergalaktische Terroristen, wird sie von ihrer Einheit getrennt und landet wieder auf dem blauen Planeten.

Dort wird sie von den Agents Fury (Samuel L. Jackson) und Coulson (Clark Gregg) aufgegriffen. Während der eine planlos hinterherläuft, weicht der andere nicht mehr von ihrer Seite. Gejagt von außerirdischen Formwandlern und gesucht von ihrem direkten Vorgesetzten Yon-Rogg (Jude Law), reisen die beiden quer durch die USA.

Dabei erfährt Carol nicht nur, wer sie früher einmal war, sondern auch, wozu sie wirklich in der Lage ist…

FAZIT:

Mit CAPTAIN MARVEL tritt erstmals eine Heldin in der Hauptrolle auf. Ihr Debüt inszeniert sich aber weit weniger episch als WONDER WOMAN. Denn Carol ist eigentlich nur eine sehr erfahrene Pilotin, die zur falschen Zeit am falschen Ort war. Diese Tatsache mindert jedoch nicht die Person, zu der sich nach einem unvorhergesehenen Ereignis entwickelt. Ohne Erinnerung wird sie zur Kämpferin des Kree Corps. Natürlich wurde ihr dabei übel mitgespielt. Wie genau, das werden wir im Laufe des Films noch erfahren.

Doch erwartet nicht zu viel, denn die Story ist mehr als geradlinig: Frau landet zufällig auf unbekannten Heimatplaneten, muss sich der hiesigen Kultur anpassen, trifft auf helfende Einheimische, wird gejagt und erfährt mehr über sich. Dabei wächst sie über sich hinaus. Alles bekannt Größe ohne einen überraschenden Twist. Böse Zungen würden gar sagen: „Das kennen wir doch schon aus THOR!“ oder tollpatschiger noch aus HOWARD THE DUCK. Die Schurken in CAPTAIN MARVEL sind auch wieder sehr schwach. Doch sie sind auch nur Handlanger. Das mindert erneut die Bedeutung der Geschichte. Am Ende fand man hier eine Wendung, die dies zwar relativiert. Aber wirklich spektakuläre Aha-Momente bleiben aus. Entsprechend hoch ist der Humor in CAPTAIN MARVEL. Vor allem das Zusammenspiel eines jungen Nick Fury und einer übermächtigen Heldin macht tatsächlich viel Spaß.

CAPTAIN MARVEL versteht es, sich zu inszenieren und mit der Erwartung des Publikums zu spielen. Der Film wirkt dabei kurzzeitig wie eine Hommage an TOP GUN. Ohnehin holt er die späten 80er und frühen 90er Jahre zurück ins Kino. Natürlich darf ein Pager als fortschrittliches Kommunikationsmittel eben sowenig fehlen, wie ein Plakat von TRUE LIES mit Arnold Schwarzenegger.

Solche Anspielungen sind nett, helfen aber weder der Story noch den Figuren weiter. Immerhin werden sie dezent eingesetzt und sind keine bedeutenden Faktoren, die der Komik des Films schaden. Ein Running Gag ist die ausstehende Antwort, wie Fury sein linkes Auge verloren hat. Für diese derbe Pointe wird das Auge gleich mehrfach drangsaliert. Und eine wirklich komplett-bekloppte Überraschung ist die Katze. Freut euch auf einen samtpfotigen Vierbeiner, der gleich mehrere wahnsinnig witzige Momente erhält.

Sobald CAPTAIN MARVEL ihre volle Kraft offenbart – und das ist wahrlich erst kurz vor Ende – haben wir wirklich die Gewissheit, warum sie erst jetzt ins MCU eintritt. Denn für sie scheint die Vernichtung von Thanos wirklich nur ein Fingerschnippen zu sein. Bis auf Phönix aka Jean Grey gibt es wohl kaum einen mächtigeren Superhelden im Marvel-Universum.

Mal abgesehen von der qualitativ hochwertigen Produktion könnte CAPTAIN MARVEL jedoch auch eine längere Folge von einer Serie sein. Manchmal tröpfelt der Film etwas dahin und erlaubt sich einen Touch zu viel Späße. Samuel L. Jackson als Nick Fury wirkt dabei höchst sympathisch, aber leider auch ein wenig inkompetent. Brie Larson spielt hingegen eine taffe und sehr souveräne Heldin, deren Mimik allzu oft zu eine Salzsäule erstarrt. Besonders nahbar wird sie erst in den Szenen, in denen sie ihre alte Freundin wieder trifft. Selbst in diesen geselligen Momenten scheint sie sich aber nicht wohlzufühlen.

Insgesamt ist CAPTAIN MARVEL eine solide Produktion mit fast klassischer Origin-Story. Der Humor trifft zwar das Zwerchfell. Ein wenig mehr Ernsthaftigkeit und eine tiefere Story hätte dieser Einführung der ersten großen Heldin in ihrem Stand Alone-Film jedoch deutlich besser getan. Aber wahrscheinlich ist das Marvel-Weltall einfach von Grund auf ironischer als das Heldendasein auf der Erde. Hoffen wir mal, dass dafür BLACK WIDOW etwas dreckiger wird und lassen uns jetzt erst einmal richtig unterhalten. Denn das kann der Film besonders gut.

CAPTAIN MARVEL läuft seit dem 07.03.2018 in den deutschen Kinos.

von Jörg Gottschling

Bewertung:

banane_ranking_3.5

Quelle: Pressematerial Disney/ Marvel

Moin! Ich bin der Filmaffe. Den Blog hab ich mir ausgedacht. Als Filmjunkie, Digital Native & Medienprimat ist mein natürlich Habitus der Bildschirm und alles, was sich darin befindet.

Ein Kommentar

  • steffelowski

    Nach dem riesigen Hype um den Film, war ich letztlich doch ziemlich enttäuscht von Captain Marvel. Das wirkte für mich alles zu gewollt und gezwungen, zu sehr die Frauen-Power betont. Ausserdem wirkten die Figuren eher wie Charaktere aus einer Star-Trek Folge. Das war mir alles zu verwaschen, zu konturenlos. Und wieder einmal hat Marvel es nicht geschafft einen Schurken von Format in den Film einzubauen. Nein, da hat mir Wonder Woman irgendwie besser gefallen.
    Dennoch bin ich gespannt, wie sich Captain Marvel in Endgame schlagen wird.
    Untern Strich durchaus ein unterhaltsamer Film, aus dem man aber wesentlich mehr hätte machen können.

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