SUDDEN DEATH (1995)
90er Jahre One-Man-Show von Van Damme
„Stirb langsam“ im Eishockeystadion – so könnte man etwas vereinfacht SUDDEN DEATH beschreiben, wie so viele Actionfilme der frühen 1990er Jahre sich an dem großen Idol orientierten. Es ist eben ein bewährtes Schema: eine Geiselnahme in einem abgeschlossenen Raum, skrupellose Killer und ein Mann, der sich alleine gegen die Bösewichte stellt. So auch bei SUDDEN DEATH mit Jean-Claude Van Damme in der Heldenrolle. Der Actionfilm gilt als einer der besten Beiträge des Genres in den 1990ern. Hat er bis heute an Charme verloren?
INHALT
Es ist Game Night: das Eishockey-Endspiel des Stanley Cups. Ex-Feuerwehrmann Darren McCord (Jean-Claude Van Damme) nimmt seinen Sohn und seine Tochter mit zu dem Spiel, das sich sogar der US-Vize-Präsident live im Stadion ansieht. Dass McCord (nicht zu verwechseln mit McClaine!!) seine Kinder damit in Gefahr bringt, kann er nicht wissen. Eine große Gruppe bewaffneter Männer dringt in die Ehrenloge des Vize-Präsidenten ein und nimmt dort mehrere Geiseln. Gleichzeitig haben die Unbekannten im ganzen Stadion Bomben versteckt.
Das Eishockeyspiel geht indes normal weiter, die Zuschauer wissen nichts von dem, was sich in ihrer Nähe abspielt. Nur der Geheimdienst bemerkt die Geiselnahme – und McCord, als durch einen Zufall seine Tochter mit als Geisel in die Ehrenloge genommen wird. Alleine nimmt der trainierte Ex-Feuerwehrmann den Kampf gegen die Gangster auf.
FAZIT
Es gibt in der Tat viele Parallelen zu STIRB LANGSAM (1988), ob das Vorgehen der Gangster, das Herumtreiben hinter den Kulissen eines Gebäudekomplexes oder die persönliche Involviertheit des Helden. Allerdings gehen die Gangster, angeführt von Joshue Foss (Powers Boothe, der nicht so angsteinflößend ist wie Alan Rickman), um einiges brutaler vor als Hans Gruber und seine Bande. Es gibt ungewöhnlich viele Tote auf Seiten der Guten. Die Gangster erschießen alles und jeden, der sich bewegt – mit Ausnahme von Hauptfigur McCord.
Denn so skrupellos die Killer jeden eiskalt umnieten, so zögerlich verhalten sie sich, wenn sie den Helden der Geschichte vorm Lauf haben. Und zwar ohne jeglichen Grund. Sie erschießen ohne zu Zucken unbedrohliche Frauen, aber schießen nicht, wenn der bewaffnete Erzfeind vor ihnen steht. Dass Bösewichte zögern, bevor sie den Protagonisten töten, ist im Actiongenre Gang und Gebe. Doch hier fällt diese unnötige Zögerei umso deutlich auf, da die Bösen ansonsten stets so eiskalt agieren.
Und damit sind wir bei einem dicken Manko des Films: seiner Glaubwürdigkeit. Natürlich erwartet man bei einem Actionfilm nicht unbedingt eine realistische Handlung, sondern ist bereit, gewisse Abstriche hinsichtlich der Logik zu machen. Doch SUDDEN DEATH überstrapaziert diese Bereitschaft oft. Vor allem zum Ende hin reiht sich eine (auch bei gutmütiger Betrachtung) unsinnige Aktion an die nächste und selbst den Logik-uninteressierten Zuschauer dürfte es ärgern, wenn McCord plötzlich beim Eishockey mitspielt und die Geiselnahme auf einmal zweitrangig wird. Oder wenn ein Gangster von einem benachbarten Hausdach mit einem Raketenwerfer um sich ballert, ohne dass er von Geheimdienst und Polizei lokalisiert werden könnte. Und auch der finale Plan McCords, in die Ehrenloge zu gelangen, grenzt an das Absurdeste, was man sich hätte einfallen lassen können – wobei dieser Part immerhin sehr amüsant ist.
Und amüsant und unterhaltsam ist SUDDEN DEATH definitiv. Sieht man von den ärgerlichen Unglaubwürdigkeiten in der zweiten Hälfte des Films ab, bleibt ein solider Actionfilm. Er ist aufwändig inszeniert, spannend und mitreißend, findet auch immer wieder Platz für Humor. Die Kampfszenen (übrigens für Van Damme erstaunlich wenige) sind zwar nur bestenfalls gewöhnlich choreografiert, doch Van Damme macht stets eine gute Figur. Vor allem besticht SUDDEN DEATH aber durch seine 1990er-Jahre-Actionfilm-Atmosphäre. Daher ist es schade, dass der Film zwischendurch den Sehgenuss immer wieder durch so manch dümmlichen Einfall leichtfertig aufs Spiel setzt.
SUDDEN DEATH erscheint am 28. November 2019 bei Studiocanal auf Blu-ray und DVD.
Bewertung:
Quelle: Pressematerial StudioCanal