Star Wars 9 - The Rise auf Skywalker - Review
Film,  Kinokritik,  Kritiken

STAR WARS 9: DER AUFSTIEG SKYWALKERS (2019)

Ein Kompromiss-Finale nivelliert den Vorgänger

J.J. Abrams ist bei STAR WARS 9: DER AUFSTIEG SKYWALKERS sichtlich bemüht die Scherben von Rian Johnsons Vorgängerfilm aufzufegen und lose Storyfetzen wieder zu kleben. Das Ergebnis ist ein Finale, das allen wichtigen Charakteren Raum leiht, aber hastig durch die Geschichte eilt. Dabei fehlt dem Film vor allem eines: Innovation.

Star Wars 9 - Aufstieg Skywalkers | Review

INHALT

Die dunkle Seite erhebt sich und die Rebellen scheinen trotz ihrer Erfolge nach wie vor aus sich allein gestellt. Kylo Ren (Adam Driver) gelingt es, einen Meister der Sith ausfindig zu machen: Imperator Darth Sidious (Ian McDiarmid) hat überlebt und sich an den Rand der Galaxis zurückgezogen. Dort baut er eine gigantische Sith-Flotte auf. Jeder seiner Sternenzerstörer besitzt einen Planetenkiller.

Als der Widerstand durch einen Spion davon erfährt, zögern sie nicht, die Spuren des Imperators aufzunehmen. Rey (Daisy Ridley), die mittlerweile kurz vor dem Ende ihrer Jedi-Ausbildung steht, reist gemeinsam mit ihren Freunden Finn (John Boyega) und Poe (Oscar Icaac) quer durch die Galaxis zu einem Hinweis, den bereits Luke Skywalker erfolglos nachgegangen ist.

Während dessen plant die erste Ordnung die endgültige Unterwerfung der Galaxis und mobilisiert die Truppe. Doch Kylo Ren, der auf mysteriöse Weise eng mit Rey verbunden ist, hegt Zweifel an den Intentionen seines neuen Meisters Sidious…er verfolgt einen eigenen Plan.

FAZIT

Das wir uns bei diesem Werk auf eine fabelhafte Optik verlassen durften, stand außer Frage. Abrams bedient sich dem gesamten Arsenal moderner Bildtechnik und Special Effects. Ebenso passen sich Atmosphärenklänge und Orchestermusik der optischen Bildgewalt an. Keine Frage: Dieser Film ist ein wahres Spektakel und fürs Kino gemacht.

Was jedoch Bauchschmerzen hervorruft, ist die zerrissen Handlung, die im staccato Tatsachen schafft, um das Unsinnige und Unerklärliche von STAR WARS 8: DIE LETZTEN JEDI zu erklären. Ja gar erst einen sicheren Boden zu schaffen, um eine große Geschichte wie diese zu einem halbwegs logischen Ende zu führen.

Keine leichte Bürde für die Filmcrew. Erst recht dann nicht, wenn eine der Hauptdarstellerinnen vor dem Filmdreh wegstirbt und man auf ungenutztes Material des Vorgängers zurückgreifen muss. Folgenschwerer ist dieses Unglück sogar dadurch, dass der Fokus von STAR WARS 9 auf Prinzessin Leia liegen sollte. Und so passiert es, dass auch in diesem Teil der Saga eine gealterte, aber würdevolle Leia Organa gut die Hälfte der Spielzeit in einer Art Koma liegt. Interessant gelöst, richtig überzeugend ist es leider nicht. Trotzdem zählen die Szenen mit Carrie Fisher zu den Emotionalsten des Films.

An Emotionalität und Dynamik der Figuren mangelt es wahrlich nicht. Abrams gelingt es in diesem Teil, den Hauptfiguren Rey, Finn und Poe nicht nur mehr Sympathie zu entlocken, sondern auch ihre gewachsene Freundschaft auszuprägen. Sie umarmen sich. Sie necken sich. Sie wissen, wie der andere tickt. Der Zuschauer spürt das und war den „neuen Helden“ wohl noch nie so verbunden.

Zudem steht jeder der Drei am Ende einer Entwicklung, die sie ideal für ihr letztes großes Abenteuer vorbereitet hat. Wir sehen einen selbstbewussten Finn, der nun seinen Platz in der Welt kennt, jedoch noch mit den Schatten der Vergangenheit kämpft. Der Highsporn Poe hingegen ist deutlich reifer. Er übernimmt bereitwillig Verantwortung und ist bei weitem nicht mehr so unbedacht in seinen Handlungen. Und auch Rey hat sich von den Irritationen, die die Macht ihr gebracht hat, befreit.

Die Gegenseite liegt hingegen in Trümmern. Kylo Rens Macht als oberster Anführer wird von seinen Generälen untergraben. Eine höhere Instanz muss her. Doch die kontrovers diskutierte Idee, den größten Gegenspieler wieder zurück zu holen, wirkt ein ideenloser Geniestreich. Gleich einem Lord Voldemort agierte der Imperator im Verborgenen und zaubert aus dem Nichts eine gigantische Flotte hervor. Wie diese zustande kam und woher er seine Truppen rekrutierte, bleibt im Dunkeln. Ein typisches Beispiel dafür, wie uns STAR WARS 9 Lösungen für alte Unklarheiten anbietet, jedoch zeitgleich neue Fässer aufmacht, ohne ihren Inhalt auszutrinken.  
Fakt ist nur, das selbstredend jedes Schiff des Imperators einen Planetenkiller besitzt. Wow. Schon wieder diese Waffe, die selbst den härtesten Fan allmählich anödet. Vielleicht fehlt es an Mut oder doch nur an Ideen, aber etwas Schlimmeres vermag diese Galaxis offenbar nicht hervorbringen. Schade.

Statt großen Innovationen fährt das Finale einen sicheren Kurs. Man setzt auf ein Mash-Up der Charaktere. So ziemlich jede alte und neue Figur erhält abermals ihren kleinen Auftritt. Und sei es auch nur als nickende oder erstaunte Figur im Hintergrund. So zaubert der Widerstand als Antwort auf die Sith-Flotte Lando Calrissian (Billy Dee Williams) hervor. Der gibt Finn und Poe Tipps an die Hand und darf sogar mit zur Entscheidungsschlacht. Die Roboter C-3PO und R2D2 beweisen währenddessen auf ihre schrullige Art die Freundschaft zweier KI. Denn der goldene Android verliert metaphorisch gesehen einmal mehr seinen Kopf.

Wenn die Handlung vorbeirauscht und es an Innovation fehlt, setzt man auf bisher unbehandelte Ebenen. So auch hier: Wir erfahren, dass es noch mehr Deserteure in der Ersten Ordnung gibt und noch lange nicht jeder mit den Entscheidungen der Führungsebene einverstanden ist. Das hilft Finn und dem Widerstand, die eigenen Reihen aufzufüllen. Doch die Ebene wird zur Fußnote, da ein Wookie-Eintopf voller Handlungsstränge ausgelöffelt werden möchten.  
Einer der stärksten Handlungsstränge rangt sich um Rey. Sie spricht nochmal mit Luke, dann mit Leia und immer wieder mit Kylo Ren. Die mystische Verbundenheit führt zu einem Katz-und-Maus-Spiel, das erfrischt.

Nein, es mangelt nicht an Ideen, es mangelt an Zeit und so auch an der Umsetzung. An Ruhepause jedoch ebenso wenig. Bis zum Ende hetzen alle durch eine Geschichte, die unbedingt einen Schlussstrich ziehen will. Das strengt an und bringt nicht die erhoffte Auflösung. Nur ein Twist um Reys Herkunft liefert eine (einzige) neue Erkenntnis. Für fast zweieinhalbstunden Highclass-Blockbuster aus dem Hause Disney ist das zu wenig.

STAR WARS 9: DER AUFSTIEG SKYWALKERS läuft seit dem 19.12.2019 in den deutschen Kinos.

Bewertung:

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Quelle: Pressematerial Disney

Moin! Ich bin der Filmaffe. Den Blog hab ich mir ausgedacht. Als Filmjunkie, Digital Native & Medienprimat ist mein natürlich Habitus der Bildschirm und alles, was sich darin befindet.

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