DOOM PATROL (2019) – Staffel 1
Fünf Helden allein zu Hause
Von einer Heldenserie kann bei DOOM PATROL eigentlich keine Rede sein. Wobei: Reden ist ein gutes Stichwort, denn die Protagonisten dieser DC-Serie quatschen sich oft um Kopf und Kragen – und retten so die Erde nicht nur einmal vor dem Untergang. Eine absurde Heldenreise, die unter der Gürtellinie sein eigenes Niveau sucht und eben deswegen das Zuschauerherz erobert.
INHALT
Ein Gehirn in einer Roboterhülle (Brendan Fraser), eine Göre mit hunderten unaustehlichen Persönlichkeiten (Diane Guerrero), eine abgehalfterte Schauspielerin mit Quarkkörper (April Bowly), ein Militärpilot mit elektrischem Kumpel (Matt Bomer) und Cyborg höchstpersönlich (Joivan Wade) bilden ein Quintett aus Mitbewohnern wider Willen. Sie leben in dem großen Anwesen des Wissenschaftlers Niles Caulder (Timothy Dalton) – und das schon seit Jahrzehnten ohne älter zu werden. Dort verstecken sie sich vor der Außenwelt und versuchen zu verstehen, wie sie zu dem wurden, was sie sind.
Als Caulder von seinem Erzfeind Eric Morden alias Mr. Nobody (Alan Tudyk) entführt wird, beschließt die Truppe, ihre Zuflucht zu verlassen und Caulder zu retten. Dabei „kämpfen“ sie gegen riesige Augen, ecklige Bartfresser und okkulte Sekten aus der Hölle. Zwischendrin frönen sie ihrer Seelentheraphie und wachsen vielleicht nicht zu Helden, aber zu wahren Freunden heran…
FAZIT
DOOM PATROL ist eine Mischung aus Heldenepos und Irrenanstalt. Der schwarze Humor gefällt ebenso wie die unkonventionelle Geschichte von fünf Charakteren, die ihren Ziehvater suchen und am Ende sich selbst finden. Wir durften bereits in der ersten Staffel von TITANS einen Blick auf die Truppe werfen. DOOM PATROL ist folglich ein Spin-Off und Teil eines DC-Universums, in dem die Sidekicks und Sonderlinge ihre Bühne bekommen.
Die Serie lebt vor allem durch das Zwischenmenschliche der Hauptcharaktere. Diese sind sich selten sicher, ob sich nun Freunde, Feinde oder sogar Familie sind. In spritzige Dialoge mit frechen Zweideutigkeiten und derben Beschimpfungen tauschen sie sich aus und retten wortgewandt und planlos mehr als einmal die Erde. Davon bekommt die Bevölkerung nur selten etwas mit. Kein Wunder. Denn die DOOM PATROL sind die Stubenhocker unter den Helden. Faktischen Reisen sie um die halbe Welt, nur um am Ende doch wieder in den eigenen vier Wänden gegen ihre Widersacher zu kämpfen.
Außer Cyborg, der später zu den wichtigen Köpfen der Justice League aufsteigen wird, ist niemand ein wirklicher Held. Dafür haben alle Charaktere zu viel eigenen psychologischen Ballast auf den Schultern. Die zahlosen Gespräche, in denen sie sich helfen, ihre Vergangenheit zu überwinden und sich selbst zu akzeptieren, prägen die Serie, füllen ganze Folgen und verleihen den recht flachen und nur allzu wirren Handlungssträngen eine menschliche Tiefe.
Ein spaßiges Highlight ist der Erzähler. Der Part wird von Mr. Nobody, dem Gegenspieler der Truppe, übernommen. In seiner eigenen, eloquenten Art leitet er den Zuschauer durch die chaotischen Abenteuer der Doom Patrol. Dabei durchbricht er regelmäßig die vierte Wand zu Publikum und vermag es durch seine Erzählen, die Handlungen zu seinen Gunsten umzuleiten. Sprich: Die Helden können selten gewinnen und wenn, dann nie so, wie sich dachten. Ein fantastisch-frischer Ansatz, der so manche überraschende Wendung mit sich führt. Selten ist dadurch etwas so, wie es scheint.
Dass hier Straßen eigene Persönlichkeiten entwickeln und durch sich den Raum bewegen können, wird im Laufe der Folgen ebenso akzeptiert, wie die Tatsache, dass die Serie es gar nicht darauf anlegt, Helden im Kampfeinsatz zu zeigen. Der brillante Cast braucht auch keinen Kampf. Der ist mit Fraser, Tudyk, Dalton und nicht zu Letzt auch Phil Morris als Cyborgs Vater Silas Stone äußerst stark besetzt. Die Schauspieler haben sichtlich Freude an ihren Rollen.
DOOM PATROL ist für alle, die keine Superhelden wollen: Wem THE BOYS noch zu straight war und wer sich mit der UNBRELLA ACADEMY nicht anfreunden konnte, der erhält hier eine ungesunde Mischung aus irren Abenteuer durch Zeit und Raum und unangenehmen Seelenstrips der absonderlichen Art.
Die erste Staffel von DOOM PATROL steht seit dem 07.10.2019 auf Amazon Video zum Abruf bereit.
Bewertung:
Quelle: Pressematerial Amazon Video