Yesterday review/ Filmkritik zu Danny Boyles Film
Film,  Kinokritik,  Kritiken

YESTERDAY (2019)

Wenn es die Beatles nie gegeben hätte…

Regisseur Danny Boyle erzählt in schönen Bildern und netten Dialogen die charmante Romanze YESTERDAY. Der Film verfolgt einen frischen Ansatz, der im Kopf bleibt: Stellt euch vor, die Popkultur wäre um ihre größten Vertreter ärmer.

Yesterday - Poster | Romanze von Danny Boyle

INHALT

Jack Malik (Himesh Patel) ist ein erfolgloser Musiker, der als Hilfsarbeiter in einem Supermarkt arbeitet. Seine Managerin Ellie (Lily James), eine bodenständige Lehrerin, glaubt trotzdem noch an ihn und versucht alles für Jacks Durchbruch. Ihr neuster Coup: ein Auftritt auf einer Nebenbühne auf einem große Festival. Dieser wird zum Augenöffner. Denn Jack spielt vor nur wenigen Menschen. Besser wird es wohl nicht. Und so entscheidet sie der Musiker kurzerhand, seiner Karriere zu beenden.

Am selben Abend hat Jack einen Unfall. Als er nach einigen Tagen wieder aufwacht, stellt er fest, dass niemand mehr die Beatles und ihre Lieder kennen. Jack sieht nun doch eine Chance, seiner Musikkarriere neuen Schwung zu verleihen. Als Ed Sheeran auf Johns „Talent“ fürs Texte schreiben aufmerksam wird, gibt es kein zurück mehr. John wird zum Superstar – doch sein Ruhm basiert auf einer Lüge.

FAZIT

Ein erfolgloser Musiker, große Songs und eine Menschheit, die beim Begriff Pilzköpfe nur an schmackhafte Waldprodukte denkt. Die Idee hinter der Feelgood-Romanze YESTERDAY von Regisseur Danny Boyle ist nett und schafft eine Grundlage für punktierte Pointen. Diese erzeugen jedoch mehr schockierendes Kopfschütteln als Kribbeln in der Bauchgegend. Nicht, weil sie nicht witzig sind, sondern weil sich der Zuschauer in seiner Onlineabhängigkeit allzu oft selbst ertappt.

Die Komik von YESTERDAY basiert auf dem konstruierten kollektiven Vergessen der Weltbevölkerung: Dieser ist nicht nur entfallen, wer die Beatles sind. Auch Produkte, wie Coca Cola und Zigaretten, sind gänzlich unbekannt – ja, es hat sie gar nie gegeben. Die Vorstellung des Unvorstellbaren weckt die Nackenmuskulatur des Zuschauers. Der Kopf schüttelt, die Mundwinkel grinsen verhalten und peinlich berührt mit.

Wenn Unwissenheit und Naivität auf zeitlose Klassiker der Musikgeschichte treffen, kommt es zudem zu so manch skurriler Neuinterpretation. Schon im Trailer von YESTERDAY erfahren wir, dass „Hey Dude“ nicht mehr zeitgemäß ist. „Hey Dude“ hingegen… Dieses neckische Wortspiel hinterlegt im Mund von Ed Sheeran, der Ed Sheeran spielt, ist nur die Spitze eines fein-ironischen Humorfeuerwerks dieser liebevollen Hommage an die Beatles.

Der Konflikt, dass die Karriere auf einer Lüge basiert, zieht sich spannend hin. Was wird passieren, wenn die Wahrheit herauskommt? Und wer wird ihm glauben? Ist das, was er macht, nicht gar unfair? Die Auflösung der Fragen stellt zufrieden, ja ist gar ein kleines Statement dafür, wie die Gesellschaft mit großen Kunstwerken umgehen könnte.

Und welche Story passt am besten zu den Melodien von John, Paul, Ringo und George? Richtig: eine Liebesgeschichte. In YESTERDAY dreht sich diese um Hauptfigur Jack Malik und seiner langjährigen Hobby-Managerin Ellie Appleton. Die beiden haben sich gern – mehr als sie sich gegenseitig eingestehen wollen. Nichts neues, aber die Figuren sind so nah am Zuschauer, dass sie unser Interesse wecken.

Als Jack erfolgreich wird, lässt sie ihn selbstlos ziehen. Hinreißend und dramatisch, denn die Trennung zerreißt beide innerlich. Der Zuschauer leidet mit. Worauf die Romanze schließlich hinausläuft, ist aber schnell vorausgeahnt. Interessant ist der Weg zum Happy End. Der ist einmal

mehr voller Hürden, jedoch weit weniger schnulzig als man zunächst vermuten möchte. Glücklicherweise. Denn so schafft es YESTERDAY in seinem unrealistischen Szenario im Kern seiner Geschichte eine glaubwürdige und warmherzige Handlung zu schaffen. So überzeugt nicht nur die Musik, sondern auch die Handlung – dank ihrer Figuren. Schön!

YESTERDAY läuft seit dem 11.12.2019 in den deutschen Kinos.

Bewertung:

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Quelle: Pressematerial Universal Pictures

Moin! Ich bin der Filmaffe. Den Blog hab ich mir ausgedacht. Als Filmjunkie, Digital Native & Medienprimat ist mein natürlich Habitus der Bildschirm und alles, was sich darin befindet.

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