Die Dinos sind zurück und wollen gerettet werden: JURASSIC WORLD 2 ist da. Ein Blockbuster, der Dickhäuter-Fußspuren hinterlassen wollte, sich dem Zeitgeist öffnet und am Ende an sich selbst scheitert.
Der neuste Ableger des Dino-Franchise macht so viel falsch, dass seine Optik ihn nicht mehr rettet. Ach, wäre er doch bloß mit seiner Insel untergegangen. Aber jetzt mal von vorne…
INHALT:
Es sind ein paar Jahre nach der Katastrophe im Vergnügungspark „Jurassic World“ vergangen. Seit dem leben die Dinos auf der Insel frei und für sich. Doch dieses sorgenfreie Dinoleben steht auf der Kippe. Denn der Vulkan von Isla Nubar droht auszubrechen. Und so diskutiert die Weltgemeinschaft darüber, ob das Fortbestehen der letzten Dinos auf der Erde gesichert werden muss.
Und während die Welt sinniert, lassen die Besitzer der Insel und der Dinos Taten sprechen: Eine Rettungsmission soll so viele Arten wie möglich von der Insel holen. Dafür wird auch die ehemalige führende Mitarbeiterin Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) und Dino-Trainer Owen Grady (Chris Pratt) engagiert. Beide glauben, dass sie damit etwas Gutes tun.
Doch die Wahrheit sieht anders aus. Denn der Vulkanausbruch wird nur als Vorwand genommen, um die Dinos zu deportieren und an den Meistbietenden zu verkaufen. Obendrein ist man schon in der Entwicklung eines hochintelligenten Superdinos – den Indoraptor.
Das können Claire und Owen natürlich nicht zulassen. Und so lassen sie nichts unversucht, um diese Pläne zu durchkreuzen…
FAZIT:
Nach JURASSIC WORLD wurde die Dinomania wieder neu entfacht. Zugegeben: den Hype der 90er konnte man ins 21. Jahrhundert noch nicht wiederbeleben, aber die Fangemeinde erwachte aus dem Dinoschlaf. Mit dem zweiten Teil kann man ruhig wieder ins Bett gehen, den JUASSIC WORLD: DAS GEFALLENE KÖNIGREICH hat die typischen Probleme eines Sandwich-Films einer Trilogie. So muss er Bindeglied zwischen Vorgänger und Nachfolger sein, darf darüber aber auch nicht seine eigene Relevanz vergessen. Beides gelingt, wenn auch nur sehr holprig. Grund ist vor allem die unlogische Handlung, die sich selbst im Weg steht.
Aber beginnen wir mal mit den positiven Elementen des Films: Die Optik ist grandios, wenngleich das Bild allzu oft in einem nächtlichen Dunkel gehalten wird. Mehr Dinos im Tageslicht wäre nett gewesen. Doch die Dinosaurier wirken realistisch, die Effekte sind toll. Alleine dadurch wird er seinem Status als „Blockbuster“ mehr als gerecht. Doch auch hierin entstehen im Laufe des Films Zweifel. Nicht, weil er nicht gut ausschaut, sondern, weil bestimmte Einstellungen inflationär verwendet werden: Ein T-Rex hat gerade einen anderen Dino besiegt, positioniert sich episch und brüllt. Der Indoraptor positioniert sich episch auf einem Dach und brüllt. Ein T-Rex steht einem Löwen gegenüber, positioniert sich episch und brüllt. Und das sind nur drei von mindestens zehn Einstellungen dieser Art, die zwar eine große Wirkung haben, aber nicht mehr in der Menge. Außerdem kommen alle zusammen nicht an die EINE Szene dieser Art heran, die wir aus dem Ende von JURASSIC PARK kennen, in der sich der T-Rex episch positioniert, brüllt und das Banner mit der Aufschrift „Jurassic Park“ zu Boden fällt.
JURASSIC WOLRD 2 fängt mit den typischen Konstellationen eines mittleren Films an: Das Hauptfiguren-Pärchen hat sich natürlich wieder getrennt. Aber so langweilig und offensichtlich diese On/ Off-Beziehung auch sein mag, sind die bekannten Charaktere ohnehin nur Statisten in einem optisch berauschendem Film. Chris Pratt mimt wieder den harten, abgeklärten Tierexperten. Doch dieser ist diesmal mit Star Lord-Komik vermischt. Der Humor ist stellenweise so albern, dass selbst gefährliche Dinos, die in der ersten Trilogie noch für aufrecht stehende Nackenhaare sorgten, zur Lachnummer werden. Was ist hier los? War die Reihe nicht mal mit dem Horror-Sujet verbunden?
Nein, nun nicht mehr. Die Dinos sind die Opfer. Sie leben für sich, wollen in Ruhe gelassen werden und sind nun Ziel einer Jagd – na, das kennen wir doch schon aus JURASSIC PARK 2. Neue, austauschbare Schurken sind also wieder an der Macht und planen böse Dinge.
Und nun kommen wir zur Krux in der neuen Figurenkonstellation: Da Richard Attenborough als Visionär und Unternehmer John Hammond bekanntermaßen nicht mehr zur Verfügung stand, man aber erneut einen großen Kopf hinter allem haben wollte, erfand man mit dem Charakter Benjamin Lockwood (Richard Cromwell) einen neue Figur. Diese soll einst gemeinsam mit Hammond die Idee von der Wiederbelebung der Dinos gehabt haben. Beide haben mit einander gebrochen. Schön, dass wir ihn auch mal kennenlernen. Mit ihn tritt seine Enkelin Maisie ins Rampenlicht. Die hat von der Welt wohl noch nicht viel mehr als das riesige Anwesen ihres Großvaters gesehen. Und mit ihr erhält der Film die einzige Kinderrolle. Die wiederum ist so hanebüchen wie unnötig, sorgt aber gleichzeitig für einen erstaunlichen Twist im Film. Der jedoch passt überhaupt nicht zum Grundthema der Filmreihe, lässt diese gar in eine Ecke abdriften, um die sich schon ganz andere Science Fiction Filme auf bessere Weise kümmern. Leider ist das ein zu großer Spoiler, wenn ich an dieser Stelle weiter rede.
Ja, Horror gibt es noch. Vor allem die berühmte Trailer-Szene mit dem Mädchen im Bett sorgt für Anspannung im Körper. Doch sie ist ein Marketing-Etikettenschwindel. Denn zu keiner Zeit wird die Menschheit wirklich von den Dinos bedroht. Es ist vielmehr umgekehrt. Die Urzeitechsen wollen gerettet werden. Die einzige wirklich atemberaubende, emotional packende Szene des Films macht es deutlich: Noch ziemlich am Anfang des Films fällt die Insel dem Vulkanausbruch zum Opfer und mit ihr noch zahlreiche Dinos. Während sich die Menschen noch retten können, sieht man am Horizont einen Langhals-Saurier (Brontosaurus), wie er leidvoll am Rand der Insel um sein Leben heult und schließlich in den Flammen der Lava untergeht. Es ist eine schreckliche Szene, aber eben auch der stärkste Moment des Films.
Typisch für ein Franchise tauchen auch wieder Charaktere aus älteren Filmen auf. Vielmehr schauen sie mal kurz vorbei, wie alte Kumpel, die gerade in der Nähe sind und sich dachten, „warum nicht mal eben anklingeln“. Hui, wie innovativ. Der Auftritt von Ian Malcom (Jeff Goldblum) wurde besonders erwartungsvoll beäugt. Doch die Person, die im Rahmen des Films eingebettet wurde, hat nichts von dem Biss des coolen Chaostheoretikers, den wir aus den ersten beiden Teilen von JURASSIC PARK kennen.
Ohnehin tritt die Figur nur in einer Art Rahmen um den Film auf: Malcom ist ein Erzähler. Er hält eine moralische Rede während der Diskussion der Weltgemeinschaft über die Dinos. Dieser Rahmen, der den Film einleitet und beendet, spielt aber für die Handlung von JURASSIC WORLD: DAS GEFALLENE KÖNIGREICH überhaupt keine Rolle. Er dient vermutlich einem höheren Zweck: Dem nächsten Film.
Nein, vielmehr kann ein mächtiges Unternehmen ohne irgendwelche Konsequenzen einem fragwürdigen Geschäft nachgehen. So findet der Verkauf der Dinos scheinbar im Verborgenen ab. Offensichtlich sind es aber auch Regierungen, die sich an diesem prähistorischen Ausverkauf beteiligen. Allein die Möglichkeit dazu ist doch recht unrealistisch. Schließlich liegt offensichtlich der Fokus der Welt auf der Insel. Wie kann also so eine Rettungsaktion unbemerkt von der Welt bleiben?
Aber kommen wir nochmal zu den Helden des Film: Ihre Rettungsaktion der Dinos ist so unsinnig und ungeplant, wie die öde Tatsache, dass über die Hälfte des Films nur an einem Drehort stattfindet: Gerade einmal zwei Wachen müssen von Claire und Owen auf dem Anwesen überlistet werden. Die Hauptgefahr geht vom Indoraptor aus. Klar! Mit jedem Film der Reihe möchte man traditionell auch immer einen fiesen, neuen Dino präsentieren. Doch erinnern wir uns nochmal an das Hauptstatement des Films: Der Mensch ist hier das Böse, nicht der Dino. Doch kaum sind die Echsen wieder frei, spielt das keine Rolle mehr. Und so besteht der Rest des Films nicht im Kampf gegen eine zwielichtige Organisation, sondern gegen einen Dino, der nur seinem Instinkt folgt. Damit hebelt JURASSIC WORLD: DAS GEFALLENE KÖNIGREICH sein kritisch-ökologisches Statement selbst wieder aus. Chance vertan!
Kommen wir zur Musik: Was ist hier bloß passiert? Und ich meine nicht, dass die Musik an sich nicht hervorragend komponiert wurde – denn das wurde sie. Fachlich ist also gar nichts an der Arbeit von Michael Giacchino (Soundtrack zu STAR WARS: ROGUE ONE; PLANET DER AFFEN-Reihe; STAR TREK-Reihe) zu bemängeln. Nein, sie klingt gut. Sie wurde nur in weiten Teilen völlig falsch eingesetzt, passt gar nicht zum Bild. Oft ist sie zu episch, zu hektisch für das, was gerade gezeigt wird. Musik und Filmrhythmus passen also nur selten zueinander. Das zerstört die Atmosphäre und Wirkung von JURASSIC WORLD 2.
Fassen wir die Misere nochmal zusammen: Die Optik passt, ist aber viel zu dunkel. Die Schurken sind austauschbar und die Helden nicht wirklich herausragend – auch wenn hier großartige Schauspieler verpflichtet wurden. Neue Figuren und Handlungstwist führen die Reihe in eine falsche Richtung. Die Komik ist unterhaltsam, aber unangebracht albern. Und die Musik wurde völlig unpassend eingesetzt. Kurzum: Das Königreich der Dinos im Kino ist hier wirklich untergegangen…
JURASSIC WORLD: DAS GEFALLENE KÖNIGREICH läuft seit dem 06.06.2018 in den deutschen Kinos.
Moin! Ich bin der Filmaffe. Den Blog hab ich mir ausgedacht. Als Filmjunkie, Digital Native & Medienprimat ist mein natürlich Habitus der Bildschirm und alles, was sich darin befindet.