Jurassic World - Filmkritik
Film,  Kinokritik,  Kritiken

JURASSIC WORLD (2015)

Fette Dino-Action & die Übertreibung des Superlativs

Mehr als zehn Jahre mussten wir warten, nun kehren sie in einem spektakulären Bildgeflimmer wieder auf die Leinwand zurück und brechen gleich mal alle Rekorde: In JURASSIC WORLD wird (schon wieder) die Superlativ neu definiert und erhält sogar einen Namen: Indominus Rex. Was der Film sonst noch so kann, erfahrt ihr hier:

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Der Traum von John Hammond ist zwanzig Jahre später letztendlich doch war geworden: Nach der Katastrophe auf der Isla Nublar konnte unter neuer Führung der Dino Park doch errichtet werden und gilt als sicher. Seit einigen Jahren strömen zehntausende Menschen auf die Insel und verbringen dort in mitten der riesigen Uhrzeitechsen ihre Ferien in einem gigantischen Freizeitpark. Doch die Besucherzahlen sind rückläufig und der Dino als solcher verliert seinen Wert als außergewöhnliche Attraktion.

Deswegen suchen die Gen-Wissenschaftler immer wieder mehr Gen-Stämme alte Dinosaurier-Arten, um die Besucher durch neue Attraktion auf die Insel zu locken. Die Devise des neuen Geschäftsführer Masrani (Irrfan Khan), seines Chefwissenschaftler Dr. Wu (BD Wong) und von der Marketingleiterin Claire (Bryce Dallas howard) ist klar: Noch größer, noch gefährlicher und vor allem noch mehr Zähne. Um dieses Ziel zu erfüllen experimentieren sie an Dino-Kreuzungen. Das Ergebnis ist der Indominus Rex.

Wie gefährlich dieses Tier wirklich ist, erkennt nur der Dinotrainer Owen (Chris Pratt), doch auf ihn will keiner hören. Erst als sich der Indominus Rex aus seinem Hochsicherheitsgefängnis befreien kann, dämmert der neuen Führungsriege, das John Hammonds Traum niemals sichern sein kann. Eine Einsicht, die viel zu spät kommt, denn das Massensterben durch die Dinokreuzung hat bereits begonnen…

FAZIT:

Die Dinos sind zurück und größer, realistischer sowie zahlreicher als jemals zuvor. Regisseur Colin Trevorrow ist es gelungen, die Kindheit des Filmaffen neu zu beleben und gleichzeitig dem neuen Filmhelden Chris Pratt (GUARDIANS OF THE GALAXY; 2014) eine weitere Rolle zu geben, in der er sich muskelbepackt und mit einer Prise Humor und Intelligenz austoben darf. Bei all den gewaltigen Bilder und den Rekorden, die JURASSIC WORLD an den Kinokassen bisher eingeholt hat, muss man jedoch sagen: „Meine lieben Dinofreunde, da ist noch Luft nach oben. Ein Superdino als neuer (Fress-)Feind ist doch eine zu einfach Lösung gewesen.“

Denn seien wir ehrlich: Die Story ist so einfach, wie vorhersehbar (und damit für sich alleine recht öde): Der Ausbruch eines riesigen und obendrein intelligenten Dinos zerstört die Ordnung des Dino Parks, die Führungsebene redet sich Kontrolle ein und ein Held rettet am Ende die Insel. Aber welchen Stroytwist sollte man bei einem Katastrophenfilm dieser Art auch schon erwarten? Heruntergebrochen ist die Handlung eine Mischung aus JURASSIC PARK und VERGESSENE WELT: JURASSIC PARK. Der Unterschied liegt in der großen Schippe, die oben drauf gelegt wurde: Noch mehr gefährliche Dinos (oder vielmehr alle gefährlich Dinos auf einmal) plus einem neuen Superdino und einige tausend Menschen mehr, die mitten in diesem Chaos um ihr überleben rennen. Das Ergebnis diese simplen Formel ist ein cineastischer Superlativ, der ernst herüberkommt auf einer subtilen Ebene jedoch fast einer Satire gleicht.

Dass dabei nun sogar mit Raptoren kommuniziert werden kann und diese auf der menschlichen Seite zu kämpfen scheinen, wirkt schließlich und endgültig wie ein auf dem Kopf stellen des Dinoweltbildes und überspitzt den Rahmen, in dem sich der Film aufhält, auf eine übertriebene Weise – so verliert JURASSIC WORLD an Glaubwürdigkeit. Der Spaß bleibt dadurch aber unberührt erhalten.

Und diesen Spaß merkt man auch Trevorrow und seiner Filmcrew an. Denn JURASSIC WORLD ist weit entfernt von einem einfach Fortsetzungsabklatsch, der das Franchise durch eine schnelle, effektvolle Wiederbelebung kommerziell ausschlachten möchte. Schon alleine durch das Gefühl, zurückzukehren an einen bekannten Ort, der gleich einer vergessene Welt überwuchert von prähistorischen Pflanzen vor sich hin schlummert, gewinnt selbst ein CGI-Actionfeuerwerk wie JURASSIC WORLD etwas Magisches. Der retrospektive Blick vor allem auf den ersten Teil der Dino-Reihe von Steven Spielberg ist allgegenwärtig. Überall erwarten den Zuschauer Anspielungen und Verweise: Im Kontrollzentrum liegt beispielsweise das Buch von Ian Malcom auf dem Tisch eines Mitarbeiters, in Gesprächen ist von John Hammonds Aufgabe seines Traums die Rede und in einem anderen Moment stehen die Charaktere tatsächlich mitten im alten Zentrum des ehemaligen und nie eröffneten „Jurassic Parks“. So häufig diese Referenzen jedoch auftauchen, so subtil wurden sie eingebaut – ein liebevoller Fanservice, den das Publikum zu schätzen weiß und der zeigt, dass die Macher von JURASSIC WORLD nicht nur einen weiteren Dino-Actionkracher herausbringen wollten, sondern sich wirklich mit der Welt aus den Filmen beschäftigt haben.

Es mag ein Vergleich sein, der von vornherein hinkt, und doch steht er für jeden Fan unweigerlich im Raum: Aus der Retrospektive sahen die Dinos noch nie so gut aus. Hier haben die CGI-Programmier gute Arbeit geleistet (auch wenn man sich bei der Optik der Dinos nicht immer an die neusten Erkenntnisse in der Forschung gehalten haben). Der große WOW-Effekt, der sich 1994 bei ersten Teil jedoch einstellte, als sich die Brachiosaurier mit ihren langen Hälsen erhoben und das Jurassic Park-Thema von John Williams erklang, bleibt diesmal aus. So spielt der Film im Grunde auf einer Meta-Ebene auf die Sehgewohnheiten des Kinopublikums an. Denn genau wie wir als Kinopublikum uns an das bahnbrechende Verschmelzen von Realität und computergenerierte Charakter gewöhnt haben und uns von Dinos im Kino nicht mehr beeindrucken lassen, verlangen auch die Besucher von „Jurassic World“ im Film immer größere Dinosaurier.

Bei all den Erwartungen werden wir vor allem bei einem Dino besonders auf die Folter gespannt. Denn auf einen alten Freund darf der Zuschauer besonders lange warten. Als er dann jedoch endlich erscheint, gefriert das Bild. Ein signalisierender, kurzer Schrei ist zu hören und dann erhebt sich episch der Fleischfresser mit den kurzen Armen aus seinem Versteck und verzückt das Filmaffenherz – spätestens jetzt wurde mir klar: „Rex, wir sind zu Hause!“

Seit dem 11.06.2015 läuft JURASSIC WORLD in den deutschen und jagt die Filmbranche zurück in die Kreidezeit. Nur noch wenige Rekorde wollen gebrochen werden und schon jetzt ist klar: Dieser Film ist ganz vorne mit dabei, wenn es um die Kinokrone für 2015 geht…aber STAR WARS 7 steht ja noch aus.

von Jörg Gottschling

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial Sony Pictures 2015

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