Unser letzter Sommer - Filmkritik
Film,  Kinokritik,  Kritiken

UNSER LETZTER SOMMER (2015)

Eine Geschichte aus dem besetzen Ostpolen

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Der Film erzählt die Geschichte von zwei jungen Männern im besetzten Ostpolen im Sommer 1943. Der junge deutsche Soldat Guido (Jonas Nay) ist zur Sicherheitspolizei in einem kleinen polnischen Dorf strafversetzt worden. Hier muss er mit seinen Kameraden die Gegend nach Flüchtlingen und Partisanen absuchen. Sein Gendarmerieposten erwartet bald einen neuen Oberleutnant, der die Ausbildung der Soldaten überwachen und verschärfen will.

Der andere Junge Romek (Filip Piotrowicz) wohnt in demselben polnischen Dorf bei seiner Mutter und deren gewalttätigen Freund. Er arbeitet als Heizer auf einer Rangierlok. Eines Tages findet er auf dem Weg zur Arbeit im Wald einen verletzten jüdischen Jungen, der vor seinen Augen stirbt. Etwas weiter entfernt trifft er auf dessen Schwester (Maria Semotiuk), die verletzt im Wald herumirrt. Er beschließt, ihr zu helfen und einen sicheren Unterschlupf für sie zu finden. Die Wege der beiden unterschiedlichen, und doch auch gleichen Jungen kreuzen sich dabei des Öfteren, und jedes Mal müssen sie ihr Verhältnis als Feinde oder Freunde neu bestimmen.

FAZIT:

Zunächst einmal: Der Film erzählt nicht – wie auf verschiedensten Internetseiten irreführend in Inhaltsangaben behauptet – von einer Dreiecksbeziehung oder der ersten Liebe. Jeder der Jungen trifft zwar ein Mädchen, für das er eine starke Zuneigung gewinnt, doch dies ist nur ein kleiner Lichtblick in der Hölle der Kriegssituation. Diese Liebesszenen sind nicht das Zentrum des Films, sondern verdeutlichen nur, dass das Schöne und die Liebe in dieser Welt keinen Platz haben. Vielmehr berichtet UNSER LETZTER SOMMER anhand kleiner Beispiele von dem schwierigen Leben im besetzten Ostpolen 1943.

Michal Rogalski erzählt sein von Szenenbild und Kostüm her aufwändig inszeniertes Kinodebüt meist ruhig, langsam und ohne Aufregung. UNSER LETZTER SOMMER lässt keinen Spannungs- oder Erzählbogen erkennen, der sich von Anfang bis Ende durchzieht. Vielmehr wird ein Bild dieses Sommers 1943 in Polen gemacht, das keinen Zweifel darüber lässt, dass die Jugend dem Schrecken nicht entkommen kann. Dabei deutet Rogalski den großen Schrecken der Konzentrationslager immer nur an und zeigt ihn nie direkt. Der Horror, den die Jugendlichen erleben – egal ob sie auf Seiten der Opfer oder der Täter stehen –, wird trotzdem im Kleinen deutlich gemacht.

UNSER LETZTER SOMMER erklärt oft nichts, sondern lässt den Bildern freien Lauf. Der Zuschauer muss daher selbst mitdenken, Hintergründe und Geschehen oft eigenständig erahnen. Das macht den Film zu keinem leichten Sehvergnügen – ebensowenig wie die teils heftigen Gewaltszenen.

Rogalski widmet den Film zu Beginn seiner „Großmutter, die mir alles erzählte“. Und in Anbetracht dessen, dass die letzte Generation, die den Krieg persönlich miterlebt hat, gerade stirbt, ist es wichtig, diese Zeit mit Geschichten und Bildern im kollektiven Gedächtnis festzuhalten. Dazu trägt UNSER LETZTER SOMMER zweifelsfrei bei, auch wenn er nicht große, politische und gesellschaftliche Zustände beschreibt, sondern den Schrecken im Kleinen darstellt.

UNSER LETZTER SOMMER startet am 22.10.2015 in den deutschen Kinos.

von Benjamin Wirtz

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial Farbfilm Verleih 2015

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Hey, ich bin angehender Cineast, großer Kinofreund und interessiert an jeder Art von Filmen. Deshalb steht in meinem DVD-Regal Godard neben Besson, die „Alien“-Box neben der Truffaut-Box, „Saw“ neben „Frau ohne Gewissen“ und „Panzerkreuzer Potemkin“ neben „2-Headed-Shark-Attack".

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