WILD AT HEART – Die Geschichte von Sailor und Lula (1990)
Die Filmkritik.
David Lynchs WILD AT HEART ist ein Film für die Irren, Verzweifelten, von Geilheit zerfressenden Geschöpfe unter den Filmliebhabern. Wer den Film anschauen möchte, sollte daher seiner kaputten Psyche freien Lauf lassen und sich voll in die Fänge der Leidenschaft begeben.
INHALT:
Sailor Ripley (Nicolas Cage) ist ein Verbrecher mit Hang zu Schlangenlederjacken, Cadillacs und Elvisplatten. Als er mit bloßen Händen einen Mann umbringt und seine Freundin Lula, eine versaute, naive Rockgöre, verteidigen möchte, kommt er ins Gefängnis. Nach einigen Jahren wird er wieder entlassen und verstößt prompt gegen die Bewährungsauflagen, in dem er den Bundesstaat verlässt, weil er zurück zu seiner Traumfrau Lula Pace (Laura Dern) möchte und mit ihr ein friedliches Leben beginnen will.
Als Sailor bei Lula auftaucht, lässt sie ihr altes Leben liegen und geht sofort mit ihm mit. Für Lulas Mutter Mariette (Diane Ladd) besteht jedoch kein Zweifel, dass es sich um eine Entführung haneldt. Um Lula aus den Fängen dieses vermeintlichen Mörders Ripley zu befreien, setzt Mariette daher ihren Liebhaber und Privatdetektiven Jonnie Farrgut (Harry Dean Stanton), sowie den eiskalten Killer Santos (J.E. Freeman) auf Sailor an. Zu allem Überfluss scheint dem rebellischen Pärchen auch noch eine paranormale Macht aufzulauern.
So versucht das Pärchen, von einer imaginären Hexe und einem realen Killer verfolgt, ein Leben aufgebaut auf Lügen und Leidenschaft zu verbringen und ihr Glück in der Ferne der amerikanischen Highways zu finden…
FAZIT:
David Lynch ist bekannt für abnormale Geschichten. Mit der Umsetzung von Barry Giffords gleichnamigen Roman ist Lynch mit WILD AT HEART daher voll in seinem ihm wohlbekannten Element. Denn Lynch inszenierte ein Märchen das keines ist und sich doch immer wieder selbst nach Oz wünscht. Statt dessen liegt der Stil irgendwo zwischen BADLANDS (1973), GREASE (1978) und CRIME IS KING (2001).
Laura Dern, vielen wohl bekannt aus JURASSIC PARK (1993), und Nicolas Cage liefern eine hervorragende schauspielerische Leistung ab. Als Liebespaar brillieren sie sowohl in den dialoglastigen Szenen, wie beim häufig auftretenden intimen Miteinander.
WILD AT HEART ist mehr als nur eine schnulzig-schöne Satire. In einer skurrile Story verpackt, ist er ein Horror-Roadmovie mit gruseligen Ekelbildern. Der ständige Wechsel zwischen nackten Brüsten und blutverschmierten Körpern wird dabei durch aggressive Rockmusik und die sanften Klänge von Elvis bekannten Balladen untermalt.
Der Film ist eine alptraumhafte Reise zwischen Glück und Unglück, die die Abgründe der menschlichen Psyche durchläuft und mit den Extremen Sex und Mord auf geniale Art zu spielen versteht. Der Film ist schwer verdaulich und nicht für jeden geeignet, den sein Erzählstil ist gewöhnungsbedürftig, grauenvoll ehrlich und durchzogen von künstlerisch außergewöhnlichen Bildern und abartig detailgetreuen Nahaufnahmen von nichts geringerem als der unschönen Realität. So erkennt der Zuschauer schnell und brachial, dass Sex und Wahn näher zusammen liegen als man denkt.
WILD AT HEART zeigt Zusammenhänge auf, die einleuchten und doch Fragen aufwerfen. Selten traf man auf so viele bekloppte Menschen, die es trotz ihres Zustandes verstanden lebensnahe Philosophie an den Zuschauer zu bringen.
David Lynchs WILD AT HEART hilft uns über die langweiligen Alltäglichkeiten hinweg zu einer neuen, völlig irren Ebene des Filmgenusses. Für Fans lynchkaesker Poesie, feuchter Versautheiten und paranoider Geister ist dieser Trip durch die Hölle des Lebens genau das richtige.
von Jörg Gottschling
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