„Dario Argento präsentiert“ – das ist doch mal ein vielversprechender Filmtitelzusatz, den der italienische Horrorfilm THE SECT trägt – zumindest für die Fans des italienischen Giallo und Horrorfilms. Doch das Versprechen dieses Labels löst sich leider nicht ein: THE SECT überzeugt nicht wirklich als Horrorfilm, und schon gar nicht als Schocker. Wirklich schockierend sind hier nur die schlechten Dialoge.
INHALT:
1974 in Südkalifornien: Eine Hippie-Kommune trifft in der Wildnis auf einen merkwürdigen Prediger. Kurz darauf ermordet er die jungen Hippies auf bestialische Weise, schneidet ihnen das Herz raus und opfert sie Luzifer. 1991 in Frankfurt: Ein unauffälliger Familienvater schlachtet eine junge Frau dahin und wird mit ihrem Herzen in seiner Tasche in der U-Bahn festgenommen.
Nicht weit davon entfernt, rast die junge Lehrerin Miriam die Straße entlang. Nur um ein Haar verfehlt sie einen alten Mann, der auf der Straße steht. Erschrocken bremst sie ab und will den krank wirkenden Alten ins Krankenhaus bringen. Da dieser aber ablehnt, nimmt sie ihn zu sich nach Hause, damit er sich ausruhen kann. Doch der alte Mann erweist sich als sehr mysteriös und schon bald geschehen merkwürdige Dinge…
FAZIT:
THE SECT ist leider kein besonders gelungener Film. Er überzeugt weder durch seine Story noch durch eine besondere Atmosphäre. Richtiger Grusel kommt in den 116 Minuten nur selten auf. Nichtsdestotrotz überrascht er zwischendurch immer wieder mit tollen filmischen Einfällen, die zeigen, dass Regisseur Michele Soavi (Schöpfer des um einiges besseren DELLAMORTE DELLAMORE; 1994) durchaus ein Gespür hat für verstörende Motive, ungewöhnliche Blickwinkel und neue Erzählweisen. Sie sind hier leider nur zu rar gesät und von zu vielen Mängeln umgeben.
THE SECT möchte seine Schauwerte vor allem aus zwei Dingen ziehen. Zum einen aus Ekel. Da trifft er auch einige Male ins Schwarze, etwa wenn Ungeziefer in menschliche Körperöffnungen kriecht. Durchaus gelungen macht der Film aus gewöhnlich Alltäglichem wie Augen oder menschlicher Haut ekelerregende Dinge, indem er sie in sehr extremen Nahaufnahmen präsentiert. Zum anderen will er seinen Schauwert aus Gewalt ziehen, die in (recht harmlosen) Gore-Szenen umgesetzt wird – mit aus heutiger Sicht schön unterhaltsamen Effekten.
Doch die paar Szenen machen noch keinen gelungenen Film. Zumal die Spannung und Gruselstimmung fehlt. Außerdem ist die Qualität der Dialoge auffallend gering. Eine Szene, in der eine Schulklasse Tiergeräusche imitiert, gehört da noch zum Besten, was THE SECT dialogisch zu bieten hat. Im Negativen ärgert das. Im Positiven bringt die Stumpfheit der Dialoge den (heutigen) Zuschauer manchmal aber auch zum Lachen – so etwa bei einem verzweifelten, aber (in der deutschen Fassung) recht unmotiviert vorgetragenen Schrei: „Oh nein, ein Lappen liegt auf dem Fußboden“ – kurz bevor der Lappen versucht, die Figur zu töten.
Vielleicht muss man THE SECT also mit Blick auf die unfreiwillige Komik genießen. Dann findet man allerhand: zum Beispiel die wohl auffälligsten U-Bahn-Taschendiebe aller Zeiten. Ansonsten hat man mit THE SECT einen eher langatmigen Horrorfilm, der nicht recht überzeugt.
THE SECT ist seit dem 08. März 2018 auf DVD und Blu-ray mit hervorragendem Bild im Handel als 2-Disk Special Edition erhältlich. Erfreulich ist die Bonus-DVD, die mit über 150 Minuten Bonusmaterial gespickt ist.
Hey, ich bin angehender Cineast, großer Kinofreund und interessiert an jeder Art von Filmen. Deshalb steht in meinem DVD-Regal Godard neben Besson, die „Alien“-Box neben der Truffaut-Box, „Saw“ neben „Frau ohne Gewissen“ und „Panzerkreuzer Potemkin“ neben „2-Headed-Shark-Attack".