WARCRAFT: THE BEGINNING (2016)
Harter Kampf um Azeroth
Im Jahre 1994 begann eine Spielreihe, die heute Kult ist: „Warcraft“, das innovative Strategiespiel begeisterte die Massen und spätestens seit „World of Warcraft“ ist die Jugend gefangen in Azeroth. Über 20 Jahre hat es gedauert, dass sich die Orks, Zwerge und Menschen aus der Spielewelt nun auch auf der Kinoleinwand bekämpfen – und das macht optisch ganz schön was her. Ob auch die Story überzeugt, erzählt euch Jörg in sein Blu-Ray-Filmkritik.
INHALT:
Den Orks geht in ihrem Reich die Nahrung aus. Also öffnet der große Schamane Gul’Dan (Daniel Wu) mit Hilfe des Fels, einer bösartigen Magie, ein Portal nach Azeroth, zur Welt der Menschen, Elfen und Zwerge und dringt mit seinen stärksten Kriegern in die Lande ein. Sie plündern, sie rauben und sie entführen. Selbst der Wächter Medivh (Ben Foster) scheint machtlos.
Doch auch einige Orks wissen, wenn sie gewonnen haben, dann wird dieses neue Reich ebenso sterben wie ihr eigenes. Und so schmiedet Ork-Häuptling Durotan (Toby Kebbell) ein Plan: Er will sich mit den Menschen gegen seinen Anführer erheben und das Sterben beenden. Gemeinsam mit dem mutigen Menschenkrieger Andulin Lothar (Travis Fimmel), dem Magie-Novize Khadgar (Ben Schnitzler) und der Halborkin Garona (Paula Patton) nimmt er den Kampf auf.
Der Hass zu den neuen Wesen ist jedoch schon tief verwurzelt. Vertrauen muss erst wachsen, doch der Konflikt schürt sich zu. Denn die Orks gewinnen immer mehr an Boden. Eine letzte, entscheidende Schlacht steht kurz bevor…
FAZIT:
Weiß gar nicht, was manche haben? WARCRAFT: THE BEGINNING von Regisseur Duncan Jones (MOON; 2009/ SOURCE CODE; 2011) ist ein optisch-ansprechender, Fatasy-Epos mit imposanten Schlachten und einer Menge Pathos. Recht sprunghaft werden gleich zu Beginn Tatsachen geschaffen: Die Orks sind nun in einer neuen Welt und sorgen gleich mal für Unruhe.
Viel Zeit für eine Einführung der einzelnen Parteien, Königreiche und Charaktere lässt sich der Film dabei nicht. Dafür reist man direkt am Anfang an zahlreiche bedeutende und bekannte Orte aus der Warcraft-Welt. Eine Einleitung in die komplexe Welt sucht man vergebens. Wer sich nicht auskennt und zum ersten Mal Azeroth besucht, wird außen vor gelassen. Der Einstieg ist für manche Zuschauer also eine große Hürde, die im Laufe der Handlung in immer verwirrendere Pfade mündet.
Geradezu konsequent wie nötig ist daher die Erzählweise: Die Geschichte wird sowohl von der Seite der Orks durch die Charaktere Durotan, gespielt von Toby Kebbel (BEN HUR; 2016), und Garona sowie aus der menschlichen Perspektive durch Lothar und Khadgar erzählt. Diese perspektivische Vielschichtigkeit tut WARCRAFT: THE BEGINNING richtig gut, verzichtet man doch auf das schwarz-weiß-Szenario, das wir etwa aus Herr der Ringe kennen, wo jeder Ork auch immer böse ist.
Trotz der Vielschichtigkeit in der Erzählweise ist die Story selbst jedoch eher schwach. In Sachen Vorhersehbarkeit tat der Film nicht viel, um genau dies zu verhindern. Vielmehr hält sich WARCRAFT: THE BEGINNING an bekannte Konfliktmodelle, die man schon allzu häufig in Fantasiewelten gesehen hat. Obendrein versucht er sich in der ein oder anderen Liebesgeschichte, die nicht konsequent genug durchgesetzt wurde. Eigentlich gut, gibt es schließlich genug deplatzierte Liebesgeschichten in solchen Filmen. Wer jedoch immer nur andeutet, nervt irgendwann ebenso, wie die Padmé und Anakin-Szenen aus ANGRIFF DER KLONKRIEGER.
Der Cast ist hochkarätig, wenngleich etwas hinter seinen Möglichkeiten. So kommt Tobby Kebbell eigentlich nur stimmlich zur Geltung, was für unsere Synchro zur Folge hat, dass er komplett austauschbar wird. Ben Foster als Wächter weiß hingegen nicht, ob er mächtig spielen soll oder noch an sich selbst (in seiner Rolle) zweifeln muss. Dieses Problem mag auch dem Drehbuch geschuldet sein. Und doch fehlt hier einfach eine Power in der Rolle – wirklich schade. Dominic Cooper, den ich mittlerweile in PREACHER sehr schätze, mimt hier hingegen einen sanftmütigen, tapferen Menschenkönig ohne viel Tiefe. Da wäre mit Sicherheit mehr drin gewesen, hätte man seiner Rolle mehr Zeit gegeben. Und Travis Fimmel, allen bekannt als Ragnar Lothbrok aus VIKINGS, lässt keinen Unterschied zwischen seinem Vikinger-Jarl und dem Warcraft-Kämpfer Lothar erkennen – Nichtsdestotrotz sind immerhin dadurch beide Figuren sehr überzeugend.
Löblich ist vor allem Paula Patton als Gorona. Ihre Rolle ist auch eine von denen mit der meisten Kamerazeit. So gesteht man ihr viel Zeit für Entwicklungen ein. Und genau diese kann Patton auch vor der Kamera umsetzen.
Die große Stärke ist die Darstellung, das Design des Films. Angelehnt an die Comic-Grafik der Computerspielspiele kommen die Wesen dieser World of Warcraft dem Original doch sehr nahe. Das sich darüber hinaus in beinahe allen Rassen Helden finden, passt ebenfalls zu dem, was wir aus der Pixelaction unserer Rechner kennen. Alles in allem macht genau dieser neue Blick auf Azeroth Spaß. Und tatsächlich gibt der Titel des Film recht. WARCRAFT: THE BEGINNING könnte wirklich erst der Auftakt zu einer ganzen Filmreihe werden. Dann kann man auch bald über die eine oder andere Anfangsschwäche hinwegsehen und sieht die Reihe nur noch als Ganzes.
Extras:
Unter anderen finden sich auf der Blu-Ray eine Menge unveröffentlichter Szenen, die unter anderen der Welt der Orks und Azeroth mehr Fleisch geben. Schade, dass sie im Final Cut nicht enthalten sind, da sie dem Film mehr Atmosphäre gegeben hätten. Darüber hinaus werden hier einige Lücken geschlossen. So findet sich hier beispielsweise eine entscheidende Szene, die mehr über Khadars Nachforschungen über das „Fel“ erklärt.
Neben den zusätzlichen Szenen, findet sich ausführliches Making-Of-Material und sogar ein animierter Comis-Strip auf der Scheibe. Man darf sich bei der Anschaffung also auf eine Menge Zusatzmaterial freuen.
WARCRAFT: THE BEGINNING ist seit dem 29.09.2016 auf DVD und Blu-Ray im Handel erhältlich.
von Jörg Gottschling
Bewertung:
Quelle: Pressematerial Universal Pictures 2016
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