BEN HUR (2016)
Halbgare Neuverfilmung
INHALT:
Prinz Judah Ben Hur (Jack Huston) wird durch eine Intrige seines Adoptivbruders Messala (Toby Kebbell) von seiner Famielie und seiner Frau Esther (Nazanin Boniadi) getrennt. Als Sklave auf einer römischen Galeere wird Judah ständig mit dem Tod konfrontiert und sehnt sich nach Rache an seinem Bruder. Nach Jahren der Irrfahrt kehrt er zurück nach Jerusalem, um dort in einem legendären Wagenrennen gegen Messala und das römische Imperium anzutreten.
FAZIT:
Im Grunde war es meiner Meinung nach schon ein Fehler, dass sich Bekmambetov überhaupt an einen Film mit elf Oscars rantraut. Versteht mich jetzt nicht falsch, mir haben WANTED und auch WÄCHTER DER NACHT sehr gut gefallen und deshalb habe ich mich auch auf einen recht blutigen BEN-HUR gefreut. Aber was einem dann geboten wurde, war in der Hinsicht zwar optisch ganz gut gemacht, jedoch nahezu blutleer, was ja sehr unglaubwürdig ist.
Es gibt schmutzige Schlachten im Regen zu bestaunen, wo natürlich sehr viele Römer und ihre Feinde sterben, jedoch wird die fehlende Gewaltdarstellung durch schnelle Schnitte kaschiert. Leider gibt es in diesen Sequenzen auch kaum Spannung oder Dramatik zu spüren, was die Schlachten wirklich nur zu einem optischen Highlight macht. Bekmambetov scheint aber während des Films dazugelernt zu haben, denn eine Galeeren-Szene aus Sicht der Ruderer unter Deck wurde sehr imposant und mitreißend dargestellt. Zwar fehlt hier ebenfalls das Blut, doch an Gewalt mangelt es hier eher weniger. Trotzdem ist es in meinen Augen nichts, wofür man einen Bekmambetov einstellen müsste, schaut man sich mal seine anderen Werke an.
Wenn die Gewalt also schon nicht ganz überzeugen kann, wie sieht es dann mit der Story aus? Nun, erwartet bitte nicht zu viel, denn immerhin musste der Erzählstoff aus einem 3 ½ Stunden Film jetzt in zwei Stunden und fünf Minuten gepresst werden. Das gelingt BEN-HUR aber nur sehr schlecht und viele Aspekte der Geschichte werden nur angeschnitten bzw. mal eben schnell im Vorbeigehen erzählt.
Sachen wie das gelegentliche Erscheinen von Jesus kommen dafür etwas häufiger zur Geltung, nur tragen sie rein garnichts zur Geschichte bei. Im Original von 1959 wurde der Herr von Nazareth beispielsweise nicht komplett gezeigt und eben nicht ganz so häufig, wie es hier der Fall ist. Neulinge der Geschichte erahnen wahrscheinlich nur, dass es Jesus ist, wenn die Römer nicht gerade seinen Namen nennen würden. Es kommt einem auch generell irgendwie so vor, als ob man den ganzen Film mal eben im Vorbeigehen gemacht hat. Alles ist nur halbgar und Spannung oder interessante Wendungen sucht man ebenfalls vergeblich.
Im Vorbeigehen nenn ich jetzt auch mal das berühmte Wagenrennen, dass total überzogen dargestellt wurde und schon eher Bekmambetovs Charakter entspricht, sich aber nicht mit dem Rest des Films deckt. Die Effekte sind hierbei echt nicht die besten und obwohl es zu Anfang des Films bereits angedeutet wird, nimmt es einen kaum mit.
Es wurden einfach zu viele Fehler gemacht. Wie beispielsweise die Akustik vollkommen absurd zu definieren. Morgan Freeman gibt seinem Schützling Ben Hur Anweisungen, die er bestens verstehen kann, was bei dem Lärm in der Arena normalerweise natürlich unmöglich ist. Neben diesen Anweisungen ist Morgan Freemans (LUCY; 2014/ TED 2; 2015) Leistung eher mittelmäßig zu bewerten, genau wie auch vom Rest des Casts. Die Hauptdarsteller geben sich zwar merklich Mühe und das ist auch total in Ordnung, aber mehr eben auch nicht.
Die Neuverfilmung von BEN-HUR wird seinem Vorgänger also in keiner Weise gerecht. Von allem wird nur ein bisschen gezeigt und das ist dann auch irgendwie total belanglos. Die Schauspielleistung ist nur in Ordnung und bietet keine Highlights, genau wie auch die Story und das Wagenrennen eben jene vermissen lassen. Wenn das also das große Remake eines Films mit elf Oscars sein soll, dann will ich niemals einen neuen TITANIC oder DER HERR DER RINGE sehen. Als reiner Sandalenfilm ist BEN-HUR auch nur in Ordnung, deshalb schaut ihn euch lieber zuhause an, wenn es nichts Besseres gibt.
von Tobias Dute
Bewertung:
Quelle: Paramount Pictures Germany 2016
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