Im Rausch der Sterne
Kinokritik,  Kritiken

IM RAUSCH DER STERNE (2015)

Zwischen Kochkomödie und Charakterdrama

INHALT: Im Rausch der Sterne_poster_small

Der Chefkoch Adam Jones (Bradley Cooper) gibt sich in seiner Küche nicht mit gut oder exzellent zufrieden. Nur perfekt ist akzeptabel. Nachdem er in Paris seinen Job wegen seiner Drogensucht verloren hat, geht er nach London, um dort ein gutes Restaurant auf die Beine zu stellen. Adam ist der Beste seiner Branche, nahezu unerreicht und konkurrenzlos. Daher hat er auch keine Schwierigkeiten, die Küche im Restaurant seines alten Freundes Tony (Daniel Brühl) zu übernehmen – was aber auch damit zusammenhängen könnte, dass Tony in Adam verliebt ist.

Adam will aus Tonys Restaurant ein Drei-Sterne-Restaurant machen. Er stellt sich ein Team zusammen und hofft, die Kritiker der Stadt überzeugen zu können. Dabei kommt er der begabten Helene (Sienna Miller) aus seinem Team näher, die ihn allerdings zunächst nicht leiden kann. Adam muss bald lernen, dass er zwar einer der Besten ist, aber dass die Sterne nur in guter Teamarbeit zu kriegen sind. Nebenbei suchen ihn immer wieder ein paar Drogendealer auf, denen er noch eine Menge Geld schuldet.

FAZIT:

Eigentlich ist mit dem Wunsch nach den drei Sternen ein klares Ziel für den Protagonisten gesetzt, was den roten Faden des Films ausmachen könnte. Trotzdem geht IM RAUSCH DER STERNE nicht straightforward auf das Erreichen des Ziels zu. Man kann zum Schluss zwar mit ziemlicher Sicherheit sagen, ob ihm die Sterne anerkannt wurden oder nicht, doch der Film spricht es nie offen aus. Denn ihm geht es gar nicht so sehr um die Sterne. Ihm geht es vielmehr um den Protagonisten. Von seiner Entwicklung vom exzentrischen Küchenchef zum Teamplayer. Und das könnte eins der Probleme von IM RAUSCH DER STERNE sein.

Bradley Cooper spielt diesen Perfektionisten mit einer ungeheuren Besessenheit in der Küche. In diesen Szenen ist diese Figur auch interessant. Doch verlässt er die Küche, lässt das Interesse an der Person nach. Man erfährt wenig über Adam, man lernt ihn nicht richtig kennen. Er ist zu Anfang nicht so sympathisch, als dass man ihn auf seinem Weg begleiten möchte. Adam ist aber auch nicht unsympathisch, weshalb es keinen hollywoodtypischen Wandel vom gehassten, bösen zum liebenswürdigen Menschen geben kann.

Trotzdem bildet ein solcher Wandel der Figur die Endaussage des Films: Normalerweise blieb Adam beim gemeinschaftlichen Essen seines Kochteams immer schön weg und feilte an neuen Rezepten – zum Schluss aber setzt er sich zu seinen Leuten und isst gemeinsam mit ihnen. Er schreit sie nicht mehr an wie früher, er arbeitet jetzt mit ihnen. Er hat gelernt, dass das Team über dem Ego steht. Der Wandel findet also nur in Bezug auf seine Arbeit in der Küche, nicht auf sein komplettes Leben statt. Diese Küchenarbeit nimmt aber nur einen begrenzten Raum im Film ein. Ansonsten erzählt der Film sporadisch von Adams Sucht, einer beginnenden Liebe und alten Freund- und Feindschaften.

Wie IM RAUSCH DER STERNE nicht genau weiß, wo er mit seinem Protagonisten hinwill, so verhält es sich auch für den Film als Ganzen: Er plätschert oft vor sich hin, ohne sich recht entscheiden zu können, ob er eher Komödie (wie es der Trailer vermuten lässt) oder Drama sein will. Die ernsten, dramatischen Szenen berühren nicht, weil man den Figuren zu fern ist; die komödiantischen Szenen amüsieren aber auch nicht recht, weil sie so einzeln und unvermittelt kommen. Zu dieser Unentschlossenheit passt auch die unmotivierte Drogengeschichte: Immer wieder kommen Geldeintreiber eines Drogendealers und drohen Adam. Soll das zusätzlich etwas Thrillerhaftes in den Film bringen, die Dramatik verstärken oder die Story interessanter machen? Man weiß es nicht recht. Über Story oder Hauptfigur sagt dieser Nebenplot jedenfalls nichts aus.

Auch der sehr schnelle Schnitt irritiert in dieser Hinsicht. Die hektische Unruhe, die er reinbringt, passt zwar zu den stressbeladenen Kochszenen. Doch in den harmonischen Kochszenen oder den romantisch anmutenden Liebesszenen wirkt er fehl am Platz. Es will einfach kein stimmiges Ganzes von IM RAUSCH DER STERNE entstehen.

Interessant ist IM RAUSCH DER STERNE dann, wenn er die Arbeit in der Küche nicht als harmonisches Teamwork darstellt, sondern als Stress pur für alle Beteiligten. Hier läuft auch Bradley Cooper zu Höchstform auf, wenn er seine Untergebenen anschreit, Geschirr zerstört und seine Wutausbrüche hat, weil er einfach nicht zufriedenzustellen ist. Das sind die wenigen Szenen, in denen man bei den Charakteren ist, mit ihnen fühlen kann und von dem Geschehen auf der Leinwand gefesselt ist. Ansonsten hinterlässt IM RAUSCH DER STERNE eher einen faden, und etwas langweiligen Nachgeschmack.

IM RAUSCH DER STERNE startet am 03.12.2015 in den deutschen Kinos.

von Benjamin Wirtz

Bewertung:
banane_ranking_1.5

Quelle: Pressematerial Wild Bunch 2015

[amazon_link asins=’B0196U9ESS,B018YXCQ4M‘ template=’ProductGrid‘ store=’derfilm09-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’8b1cd94f-5d06-11e7-a92e-7731e90ebe40′]

Hey, ich bin angehender Cineast, großer Kinofreund und interessiert an jeder Art von Filmen. Deshalb steht in meinem DVD-Regal Godard neben Besson, die „Alien“-Box neben der Truffaut-Box, „Saw“ neben „Frau ohne Gewissen“ und „Panzerkreuzer Potemkin“ neben „2-Headed-Shark-Attack".

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: