Revenge - Review | Filmkritik
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REVENGE (2017)

überdurchschnittlicher Rape&Revenge-Thriller in Hochglanz-Optik

Der französische REVENGE ist endlich mal wieder ein guter Beitrag zum Genre des Rape&Revenge-Thrillers. Dabei ist es besonders erfreulich, dass eine Frau diesen gelungenen Streifen in einem eigentlich von Männern dominierten Genre inszenierte: Coralie Fargeat. Und sie zeigt den Männern mit ihrem Erstlingswerk, wie man ein richtig gutes und dabei trotzdem hochbrutales Rape&Revenge-Movie macht! Es ist nicht die gewöhnliche Story, mit der REVENGE überzeugt, sondern die gewaltigen, ungewöhnlichen Bilder.

 

INHALT:Revenge - BluRay Cover - Rape & Revenge Movie aus Frankreich

Der verheiratete Richard (Kevin Janssens) fährt mit seiner Geliebten Jen (Matilda Ingrid Lutz) für gemeinsame Zweisamkeit in ein abgelegenes Haus mitten in der Wüste. Am Tag darauf kommen zwei Freunde Richards unangemeldet dazu: Stanley (Vincent Colombe) und Dimitri (Guillaume Bouchède). Zusammen wollen die Männer am nächsten Tag Jagen gehen. Doch als Richard vorher kurz aus dem Haus geht, vergewaltigt Stanley, von der Schönheit Jens zunehmend angetan, die junge Frau.

Richard verteidigt sie daraufhin kaum, sondern will ihr Geld für ihr Schweigen anbietet. Als sie droht, alles seiner Frau zu erzählen, stößt er sie in der Wüste von einer Klippe. Am Boden wird sie von einem Baumstumpf durchbohrt. Die drei Männer machen sich mit ihren Jagdutensilien auf, Jens Leiche wegzuschaffen. Doch als sie an dem Tatort ankommen, ist sie verschwunden. Die Männer beginnen panisch die Suche nach ihr. Doch schon bald werden sie von Jägern zu Gejagten.

FAZIT:

Die Schwierigkeit von Rape&Revenge-Filmen ist der angemessene inszenatorische Umgang mit der Vergewaltigung. In den schlechtesten Fällen wird das Opfer auf voyeuristische Weise ausgebeutet, das grausame Verbrechen als ansehnlich, wenn nicht gar verherrlichend inszeniert. REVENGE umgeht dieses Problem, indem er den Akt nicht direkt zeigt. Stattdessen lenkt er den Blick mit Nahaufnahmen auf ungewöhnliche Dinge, wie etwa einen angebissenen Apfel oder schokoladekauende Zähne, und konzentriert sich auf die bedrohliche Stimmung in den Szenen zuvor.

Es ist nicht die Story, die aus diesem Werk einen besonderen Beitrag zum Genre macht. Ihr Ablauf und ihre Wendungen sind gewohnt bekannt, so also auch die Logiklücken: Wie überlebt Jen den Sturz? Wieso kann sie mit einem Loch im Bauch so weit durch die Wüste laufen? Wie schafft es der ihr körperlich nicht wirklich überlegene Stanley, sie zu vergewaltigen, ohne dass sie sich wehrt, wo Jen doch anscheinend so großes Gewaltpotential in sich trägt? Doch solche Fragen stellt man in diesem Genre nicht mehr. Es wird in stillem Einverständnis akzeptiert.

REVENGE hat auch nicht das Problem, das billige oder schlechtere Filme dieses Genres oft haben: das Problem, Zeit schinden zu müssen, um auf eine angemessene Laufzeit zu kommen. Glücklicherweise fehlen bei REVENGE solche streckenden Szenen. Hier folgt jede Szene einem klaren Ziel, jede Szene hat seine Berechtigung. Der französische Thriller ist ernsthaft um Atmosphäre bemüht – erfolgreich! Er schafft eine mitreißende Stimmung auch in den ruhigeren Momenten des Films.

Doch der wahre Erfolg des Films ist seine visuelle Gestaltung. Einerseits durch seine bildgewaltige Hochglanz-Optik, die den sehr scharfen Bildern, insbesondere den Landschaftaufnahmen, epischen Flair mitgibt. Zum anderen ist es der Einfallsreichtum bei der visuellen Darstellung. Hier werden nicht längst bekannte Motive abgegrast. Hier wird Neues gesucht und gefunden, in die Bilder wird symbolische Bedeutung gelegt und dabei aber stets auch darauf geachtet, dass alles einfach gut aussieht. Selbst für die Gewalt (und die einzelnen Gewaltspitzen in REVENGE sind durchaus heftig) findet die Regisseurin nicht nur einfache Splatterbilder – auch, aber nicht nur. Auch hier findet man ungewöhnliche Blicke, etwa auf eine Ameise, die von Bluttropfen getroffen wird und verklebt kaum weiterlaufen kann.

Die Figur der Jen hat als Amazone bei ihrem Rachefeldzug mit ihrem knappen Outfit, dem eingebrannten Adler auf dem Bauch (ein Nebeneffekt des Wundenausbrennens), dem Munitionsgürtel um die Schulter und der Riesenwumme in der Hand enormes Kultpotential. Sie hat viel Wiedererkennungswert und kultige Ausmaße eines Rambo, John McClaine oder einer Lara Croft. Erlangt REVENGE etwas mehr Bekanntheit (was wünschenswert wäre), hätte man hiermit das nächste gute Outfit bei einer Mottoparty!

Also kurz und knapp: REVENGE ist ein Genrefilm auf inszenatorisch überdurchschnittlichem Niveau! Der Film erscheint am 23.08.2018 bei Koch Media auf DVD und Blu-ray. Zumindest die Blu-ray enthält einige, allerdings etwas wenig sagende Extras.

von Benjamin Wirtz

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial Koch Media

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Hey, ich bin angehender Cineast, großer Kinofreund und interessiert an jeder Art von Filmen. Deshalb steht in meinem DVD-Regal Godard neben Besson, die „Alien“-Box neben der Truffaut-Box, „Saw“ neben „Frau ohne Gewissen“ und „Panzerkreuzer Potemkin“ neben „2-Headed-Shark-Attack".

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