Lunchbox - Filmkritik
Film,  Kinokritik,  Kritiken

LUNCHBOX (2013)

Mittagessen für einen Fremden

 

INHALT:LUNCHBOX_plakat_small

Ihre Ehe hat schon besser Zeiten erlebt. Aufgegangen in Ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter findet Ila (Nimrat Kaur) kaum Beachtung von Ihrem Mann. Überarbeitet und teilnahmslos wünscht er höchstens seine Ruhe und einen geordneten Haushalt.

Saajan (Irrfan Khan) steht kurz vor seiner vorzeitigen Pensionierung, ist Witwer und nicht gerade das, was man einen Menschenfreund nennt. Genervt von dem über engagierten Neuling, den er einarbeiten soll und der ihn ersetzten soll, sehnt er sich nach einem ruhigen Leben in einer neuen Stadt.

Die Dabbawallas liefern täglich tausende von Lunchboxen von den Haushalten zu den arbeitenden Familienmitgliedern, durch einen Irrtum gelangt Ilas Lunchbox nicht an Ihren Mann, sondern an Saajan, der das gute Essen dankend annimmt und zunächst gar nicht von einem Fehler ausgeht. Auch Ila ahnt zunächst nicht, sie wundert sich jedoch, dass die Lunchbox komplett leer nach hause kommt. Als sie ihrem Mann fragt, wie ihm das Essen geschmeckt hat, stellt sie fest, dass er sein Box nie erhalten hat.

Aus diesem Versehen im perfekten System der Dabbawallas wird bald alltägliche Routine und unterstützt durch die etwas verschrobene, gute Seele des Hauses „Auntie“ fasst Ila Mut und schreibt dem mysteriösen Fremden, dem Ihr Essen so gut zu schmecken scheint, einen Brief.
So führt ein kleiner Fehler zwei Fremde zusammen und es beginnt eine intime Brieffreundschaft zwischen einer unglücklichen Frau und einem resignierten Mann…

FAZIT:

Das Element des Immergleichen wird in LUNCHBOX ausgereizt, ohne dass es den Zuschauer doch stört. Regisseurin Ritesh Batra schafft es in LUNCHBOX, denn Alltag in all seiner banalen Eintönigkeit zu zeigen und gleichzeitig den immer gleichen Rhythmus in eine melancholisch-schöne Symphonie zu verzaubern, die Protagonist und Zuschauer genau aus dieser Eintönigkeit herausholt.

LUNCHBOX funktioniert vor allem auf der Metaebene und zeigt die Qualität des indischen Kinos fern vom Singsang der epischen Musicals Bollywoods. Auch diese Lunchbox verfehlt nicht ihr Ziel, sondern landet, danke Karma, an den richtigen Adressaten. Eine Freundschaft beginnt mit einem kleinen Zettel und entwickelt sich zu einer wundervoll erzählten Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die aus Ihrem Leben nicht entfliehen können und sich doch ein Refugium geschaffen haben, in dem sie sich von den Problemen des Alltags jedenfalls kurzzeitig verstecken können.

Der Film LUNCHBOX ist ein Hochgenuss nicht nur auf rein kulinarischer Ebene, sondern brilliert erst recht auf der Filmebene. Jede Kameraeinstellung, jeder Szenenwechsel, jeder Dialog und jeder Musikwechsel erzählt auf mehreren Ebenen ein ganz eigene Geschichte und erzeugt dadurch eine intime Atmosphäre mitten in der überfüllten Stadt Bombay. Großartig!

LUNCHBOX ist ein Muss für kulinarische Fans des emotionalenKinos und gutem Essens. Fabelhaft erzählt und noch besser inszeniert, kann LUNCHBOX daher nur eine Empfehlung für Liebhaber des Arthouse-Kinos sein.

Seid dem 21.11.2013 ist der delikat-schöne Film LUNCHBOX in den deutschen Kinos. Wer die Möglichkeit hat, ihn zu sehen, sollte nicht zögern, denn er ist eines dieser wenigen Geschenke im diesem Kinojahr, dass wahre Cineasten dankend annehmen sollten.

von Jörg Gottschling

Bewertung: 

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Quelle: Pressematerial Ascot Elite

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Moin! Ich bin der Filmaffe. Den Blog hab ich mir ausgedacht. Als Filmjunkie, Digital Native & Medienprimat ist mein natürlich Habitus der Bildschirm und alles, was sich darin befindet.

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