HALLOWEEN (2018)
Michael Myers ist zurück – mal wieder
Bei dem ganzen Remake- und Sequel-Wahnsinn, der zurzeit im Kino und auf dem Heimkino-Markt abgeht, ist man natürlich skeptisch bei einem weiteren HALLOWEEN-Teil. Denn man fragt sich unwillkürlich: Schon wieder eine Fortsetzung eines alten Klassikers? Muss die Reihe wirklich noch ein weiteres Mal aufgezogen werden? Die Antwort ist simpel: Ja, wenn der Film gut gemacht ist!
Dass HALLOWEEN einen anderen Ansatz als seine Vorgänger-Sequels verfolgt, erkennt man schon am Titel: Er klingt wie ein Remake, in Wirklichkeit handelt es sich dabei aber um eine alternative Fortsetzung. Der insgesamt elfte Teil der Halloween-Reihe ignoriert einfach die acht Sequels sowie die beiden Rob Zombie-Remakes und setzt 40 Jahre nach dem ersten Teil an. Michael Myers entkam damals nicht, wie das Kult-Original am Ende ja vermuten lässt, sondern wurde gefasst. Das ist die neue Ausgangsidee des Films. Jamie Lee Curtis, beim Dreh immerhin über 60 Jahre alt, schlüpft wieder in die Rolle der Scream-Queen Laurie Strode.
INHALT:
Die Story klingt zunächst so ganz und gar nicht anders als die typischen HALLOWEEN-Storys: Am 40ten Jahrestag der Haddonfield-Morde wird der seitdem im Irrenhaus eingesperrte Michael Myers verlegt. Auf der Fahrt kann er natürlich entkommen und macht sich auch sofort in die Kleinstadt auf, um sein Werk von damals zu vollenden.
Laurie Strode wartet allerdings schon seit 40 Jahren auf diesen Tag und ist bestens vorbereitet. Ihre Tochter und Enkelin nehmen ihre paranoiden Gedanken aber nicht ernst. Erst als die ersten Morde in Haddonfield passieren, glauben Sie ihrer Großmutter. Da ist es schon fast zu spät. Denn Michael Myers zieht bereits massakrierend durch die Kleinstadt und geht gnadenlos gegen alle Personen vor, die er trifft – auch Figuren, die in ungewöhnlich langer Filmlaufzeit eingeführt wurden…
FAZIT:
HALLOWEEN ist der erste Ausflug von Regisseur David Gordon Green ins Horrorgenre. Doch er versteht sein Handwerk und weiß genau, was er tut. Dadurch gelingt sein Film. Green schafft Spannung, Grusel und vor allem eine gelungene Mischung aus Nostalgie und Modernisierung des Stoffes. Der Film spricht diesen Aspekt selbst an: „Die Maßstäbe sind heute anders“, lässt er eine Figur sagen, die über die damaligen Morde von Michael Myers spricht. Daher ist auch HALLOWEEN der heutigen Zeit und den heutigen Sehgewohnheiten angepasst, ohne dabei allerdings zu modernisiert zu wirken. Er ist sich seines Ursprungs sehr bewusst und bezieht sich oft genug auf ihn: in den Szenen typischer Haddonfield-Spaziergänge der Teenager zur Schule oder in Babysitting-Szenen mit Besuch des Freundes zum heimlichen Rummachen. Diese offensichtlichen Referenzen haben einen unglaublich nostalgischen Touch, wirken durch ihre Inszenierung aber nie abgekupfert oder altbacken.
Den modernen Look bekommt der Film durch eine Vielzahl Elemente: durch seine sehr scharfen, düsteren Bilder, seine gelungenen Montagesequenzen, seine gut gemachten Effekte und nicht zuletzt durch den aufpolierten Score – im Original ja schon ein kleines Meisterwerk wird er hier mit einem leisen, treibenden Beat zu einer wunderbar aufregenden Variation gebracht, die dem Film Drive, Spannung und auch mythische Überhöhung verleiht.
HALLOWEEN feiert den Mythos Michael Myers. Immer wieder blickt die Kamera von unten auf ihn herauf, fährt an seinem Körper hoch oder verbleibt sekundenlang auf seiner Maske. Dabei ist man als Zuschauer zunächst enttäuscht, wenn Myers zu Beginn erstaunlich lange ohne seine Maske loszieht. Doch dafür wird das Aufziehen derselben umso mythischer inszeniert – ein wahrer Gänsehautmoment. Die Morde sind in ihrer Unspektakularität schon wieder spektakulär – ungewöhnlich im heutigen Überbietungswahn, aber gerade deshalb hier sehr interessant und passend und alles andere als langweilig: In langen Einstellungen mit langen Kamerafahrten verfolgt man die Figur des wahren Bösen bei seinen Verbrechen, die er mit Hammer oder Messer gnadenlos vollzieht. Es ist ganz klar die Täterperspektive, die der Film einnimmt. Doch es ist weniger eine Verharmlosung oder Verherrlichung von Gewalt, als vielmehr eine Verbeugung vor einer Kult-Figur, die das Horrorgenre veränderte und prägte.
Doch nicht nur der Michael Myers-Mythos wird gefeiert – auch Laurie Strode wird zu einer mythischen Figur erhöht. Vor allem zum Schluss, als HALLOWEEN eine schöne Parallele zum Original zieht, nur mit verteilten Rollen, wird dies besonders deutlich. Strode ist Myers nicht sehr unähnlich. Auch sie steht immer wieder auf, überlebt immer wieder und kehrt stets zurück. Auch sie will morden, wenn sie auch nur auf eine Person aus ist.
Trotz begründeter anfänglicher Skepsis kann man sich also freuen, dass das Franchise mit HALLOWEEN wieder einmal aufgezogen wurde. Ein wunderbar gelungener Slasherfilm, der den richtigen Ton erwischt. Eines kann man mit Sicherheit sagen: Es ist das mit Abstand beste Sequel der Halloween-Reihe. Für Halloween-Fans ein unbedingtes Muss, aber auch ansonsten empfehlenswerte Horror-Unterhaltung!
HALLOWEEN ist seit dem 28. Februar 2019 in sehr guter Bildqualität auf Blu-ray und DVD erhältlich. Mit etwas über einer halben Stunde Bonusmaterial sind die Extras quantitativ ganz gut gefüllt, wenn auch nicht alle Beiträge wirklich informativ sind. Während die kurzen Videos zu den wichtigen Elementen HALLOWEENs – also der Maske, der Musik oder zu Jamie Lee Curtis – ganz interessant, wenn auch leider zu knapp sind, besteht das Making of hauptsächlich aus den gewohnten Lobeshymnen der Crew an die Kollegen. Am aufschlussreichsten sind da noch die unveröffentlichten Szenen, die zum Teil neue Blicke auf den Film werfen lassen. Trotzdem insgesamt eine zufriedenstellende Aufmachung der DVD.
von Benjamin Wirtz
Bewertung:
Quelle: Pressematerial Universal Pictures