Gekommen, um zu bleiben!
Fast ein Jahr ist vergangen als der Filmaffe in die Pause ging. Es war eine Pause nach sieben Jahren Dauereinsatz. Es wurde eine Zeit der Reinigung. Nun stellt sich der Filmaffe neu auf und präsentieren einen Blog, der Blog bleibt. Was das bedeutet? Spulen wir erst nochmal zurück…
Luft!
Keine Zeit, keine Kraft, keine Ahnung, wie es weitergeht…Mitte 2020 befand sich der Filmaffe an einem entscheidenden Punkt: Die Erkenntnis, dass die Belastung die Freude am Schreiben überwog. Wir hatten uns verrannt, waren zu sehr Teil eines Systems, das uns anfangs gefiel. Doch wir wurden Marionetten, ließen uns leiten von Kinostarts und Heimkino-Veröffentlichungen. Für die eigenen Gedanken war nur noch wenig Platz. Als der Groschen fiel und die Filmindustrie in einen Corona-Schlaf versank, rissen wir die Reißleine: Schluss, aus, Pause.
Detox Cinema
Ich muss zugeben: Ich genoss diesen Schlaf, auch wenn die Kultur brach lag. Er gab mir Zeit, wieder zu mir zu finden. Seit einem Jahr war ich nun nicht mehr im Kino. Seit einem Jahr bin ich raus aus dem Game. Ich weiß nicht mehr, was läuft. Ich kenne nur noch einen Oscar-nominierten Film. Neue Serien lass ich meist links liegen. Ein seltsames Gefühl für einen Cineasten.
Die Folge: Ich empfinde diesen Stress nicht mehr, diesen Drang aktuell zu sein, mit reden zu müssen. Es war vor ein paar Monaten ein guter Zeitpunkt sich zurückzuziehen. Ich hatte nun die Zeit, mir zu überlegen: Was möchte ich mit diesem Blog eigentlich noch machen? In welche Richtung soll ich gehen, um Leser zu erreichen? Und braucht die Welt überhaupt noch Filmkritiken, wenn die Welt nicht mehr über Filme redet? Und dann wurde mir klar: Meine Fragen sind komplett falsch.
Mach doch!
Ich gucke jetzt Trash-TV. Gut, das habe ich früher schon. Doch derzeit bestimmen meinen Konsum. Das ist okay, solange man reflektiert und nie vergisst, warum man den Fernseher eigentlich hat. Diese belanglose, kaputte TV-Scheinwelt lenkt ab – keine Frage. Aber sie half auch, mich von dem Medium zu distanzieren, das ich doch so sehr liebe. Klar, habe ich in den vergangenen Monaten weiter Filme und Serien gesehen, aber eben nur noch das, was ich wollte. Viele Filme wurden nun nachgeholt, die liegen blieben, weil ich vorher aktuelleren Quatsch sehen musste – so dachte ich damals.
Nun habe ich gelernt abzubrechen. Wenn ich merke, dass mir das, was ich sehe, nicht zusagt, wird gnadenlos ausgemacht. Das hätte ich früher nie getan. Erst recht nicht, wenn es um einen Film geht, der von vielen Seiten empfohlen wird, ja gar Preise sammelt, wie andere Briefmarken. Um mitreden zu können, musste ich da durch. Und heute? Heute ist es mir egal!
Heureka!
Ihr lest richtig: Es ist mir egal. Und trotzdem schreibe ich diese Zeilen für einen Filmblog. Doch müssten wir nicht das Ziel haben, anderen unsere Meinung über aktuelle Filme und Serien zu verkünden? Nö, will ich nicht mehr. Nach mehr als 5.000 Filme, die ich in meinem Leben grob geschätzt gesehen habe, weiß ich, was mir gefällt und was nicht. Ich habe keine Lust mehr, meine Zeit zu verschwenden. Und doch bleibe ich neugierig und lass mich gerne auf Experimente ein. Davon möchte ich weiterhin berichten. Aber ich entscheide, wann ich es tue…endlich!
Good old days
Einige andere Weggefährten hatten diese Einstellung schon immer. Ich denke hier beispielsweise an Filmschrott, Der Filmtipp, Ma-Go-Filmtipps oder Duoscope. Einige von ihnen gibt es leider nicht mehr. Der klassische Filmblog zählt zu einer aussterbenden Art. VBlogs und Podcast übernehmen unser Feld. Der Filmaffe zählt damit zu den gefährdeten Arten, aber er ist noch nicht ausgestorben. Dieser Primat will bleiben. Dabei erfindet er sich nicht neu, sondern findet wieder zurück zu dem, was er immer wollte.
Wat will der Affe?
Ich will über Filme reden, die ich liebe. Ich will über Filme abhaten, die mich nerven. Ich will überraschen. Ich will Erwartungen brechen. Ich will eine Spielwiese. Meine Spielwiese, auf der ich mal destruktiv, mal konform, mal böse, mal wohlgesonnen, aber immer authentisch cineastische Fiktion und reale Welt gegeneinander ausspiele.
Wenn ihr Bock habt, dabei zu sein: Ich freue mich auf euch.