Schwarz auf weiß 13 - Alfred Hitchcooks Psycho
Affentheater

Schwarz auf weiß #13: PSYCHO

Ein Horror in Schwarz/Weiß

Nachdem es diese kleine aber feine Kategorie schon eine Weile gibt, wird es Zeit dem Master of Suspense Alfred Hitchcock auch einmal einen Beitrag zu gönnen. Und wenn, dann nimmt man doch gleich einen seiner berühmtesten Film in schwarz/weiß: PSYCHO.

Entstanden im Jahr 1960, müsste PSYCHO gar nicht farblos sein. Alfred Hitchcock hatte im Jahr zuvor mit VERTIGO einen Klassiker geschaffen, dessen Genialität durch den Einsatz von Farbe noch verstärkt wurde. Die Entscheidung für schwarz/weiß hatte laut verschiedener Quellen einige Gründe. Zum einen war da das Budget. Während VERTIGO noch über drei Millionen Dollar gekostet hat, waren es bei PSYCHO gerade mal 800,000 Dollar – das lag unter anderem an der Farbe des Films. Allerdings hatte Hitchcock wesentlich wichtigere Beweggründe. Das Spiel mit Licht und Schatten symbolisiert den mentalen Zustand des Protagonisten Norman Bates, es zeigt die Schizophrenie seines Charakters.

PSYCHO handelt von der hübschen Marion Crane (Janet Leigh), die 40,000 Dollar von ihrer Firma stiehlt und sich damit auf den Weg zu ihrem Freund Sam Loomis (John Gavin) macht, um mit ihm eine Zukunft aufzubauen. Auf ihrer Flucht verirrt sie sich und landet in einem abgelegenen Motel, dessen einziger Gast sie ist. Der schüchterne Besitzer Norman Bates (Anthony Perkins) behauptet, es läge an der Verlegung des Highways, dass keine Gäste mehr ins Motel kommen und gibt ihr das Zimmer Nummer 1. Er selbst wohnt mit seiner Mutter, die angeblich schwer krank ist, in einem Haus oberhalb des Motels.

Dann kommt es zu einer unerwarteten Wendung. Während Marion Crane duscht, kommt eine Person in Frauenkleidern in ihr Zimmer und ersticht sie. Sie verblutet noch unter der Dusche. Bates findet sie und fürchtet, dass seine Mutter den Mord begangen hat. Er lässt die Leiche verschwinden und reinigt das Badezimmer. Während dessen sorgen sich Marions Freund und Schwester Lila (Vera Miles) um sie und fangen an, nach ihr zu suchen. Außer ihnen ist aber noch jemand auf der Suche nach der jungen Frau. Der Privatdetektiv Milton Arbogast (Martin Balsam) wurde von Marions Arbeitgeber beauftragt, sie zu finden und das gestohlene Geld zurück zu bringen. Er sucht das Motel auf und wird schnell misstrauisch.

Als er jedoch das Privathaus von Norman Bates aufsucht, wird auch er von einer Person in Frauenkleidern ermordet. Nun suchen auch Sam und Lila das Motel auf. Auch ihnen kommt die Situation merkwürdig vor. Ein Gespräch mit dem Sheriff bringt ans Licht, dass sich Mrs. Bates wohl vor langer Zeit aus Liebeskummer umgebracht hat. Nun wollen sie sich selbst im Wohnhaus umsehen. Lila findet im Keller eine Frau in einem Stuhl vor, die ihr den Rücken zukehrt. Bei näherer Betrachtung bemerkt sie, dass es sich dabei um die Leiche von Mrs. Bates handelt. Norman hat Sam niedergeschlagen und will nun Lila mit einem Küchenmesser töten, was jedoch von Sam verhindert werden kann. Es stellt sich heraus, dass Bates selbst seine Mutter getötet hat und darüber schizophren wurde. Er fühlte sich verpflichtet in der Rolle seiner eifersüchtigen Mutter weiter zu töten.

PSYCHO basiert auf der Romanvorlage von Robert Bloch. Das Buch war nur mäßig erfolgreich und Hitchcock soll zahlreiche Ausgaben aufgekauft haben, damit niemand das Ende seines Films verraten konnte. Überhaupt legte er sich mächtig ins Zeug, damit so wenig Menschen wie möglich den Geheimnissen des Films frühzeitig auf die Schliche kam. Er verbot den Schauspielerin Interviews und äußerte sich öffentlich zu angeblichen Besetzungswünschen für die Rolle von Bates Mutter, damit jeder dachte, der Charakter wäre lebendig. Selbst einen klassischen Trailer gab es nicht. In der Vorschau zum Film führt Hitchcock selbst durch das Gelände des Films. In der deutschen Version synchronisierte er sich sogar selbst:

Seine Taktik war auf jeden Fall erfolgreich. Der Film war zwar zunächst bei Kritikern unbeliebt, aber von Anfang an ein kommerzieller Erfolg.

Die wohl berühmteste Szene des Films, ist die Duschszene. Bis heute geschieht es selten, dass die Protagonistin bereits nach der Hälfte des Films stirbt, noch dazu auf so eine dramatische Art und Weise. Der Dreh dazu dauerte eine ganze Woche. Der Mord wurde aus über 70 Kamerapositionen gedreht und beinhaltete am Ende so viele Schnitte, dass jeder einzelne wie einer der Messerstiche wirkte. Untermalt wurde die Szene von einer einzigartigen Musik, die teilweise wohl auch deshalb so klingt, weil aus Kostengründen nur Streicher und nicht ein ganzes Orchester engagiert wurde.

Hitchcock verstand es, wie kein anderer, Kameraperspektiven zu nutzen. Durch die subjektive Kamera, war der Zuschauer mehrfach gezwungen die Rolle eines Spanners einzunehmen. Durch den Schnitt und die Wahl des Bildausschnitts verstärkte er zudem Spannung und rief noch tiefer Emotionen hervor.

Aber PSYCHO hatte auch seine Schattenseiten. Anthony Perkins sah tragischer Weise einige Parallelen zwischen seinem Charakter Norman Bates und seinem eigenen gestörten Verhältnis zu seiner Mutter. Das hatte zur Folge, dass er sich jahrelang in Therapie begeben musste. Janet Leigh soll nach dem Film nur noch in Notfälle geduscht und vorrangig lieber gebadet haben.

PSYCHO ist ein Muss für jeden Fan eines guten Thrillers und ein weiteres Beispiel dafür, wie ein Film durch das aktive Weglassen von Farbe nur noch besser wird.

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Ich hab was mit Medien studiert und liebe Bananen. Keine Frage also, dass ich für den Filmaffen über die Welt der Filme und Serien berichte.

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