Caligula - Aufstieg und Fall eines Tyrannen - Filmkritik | Skandalfilm von Tinto Brass
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CALIGULA – AUFSTIEG UND FALL EINES TYRANNEN (1979)

Tinto Brass’ Skandalfilm endlich uncut

CALIGULA von Tinto Brass (SALON KITTY) hat eine lange (Zensur-)Geschichte: In Deutschland war er 36 Jahre lang indiziert und nur in unterschiedlich stark geschnittenen Fassungen veröffentlicht worden, auch in anderen Ländern erging es ihm nicht besser. Erst im April dieses Jahres wurde CALIGULA in Deutschland vom Index gestrichen. Jetzt erschien der skandalträchtige Kultklassiker erstmals ungeschnitten in einer umfangsreichen Special Edition.

Dass der Film damals (1979!) so einen Wirbel machte und verboten wurde und oft nur in zum Teil zur Hälfte geschnittenen Versionen gezeigt werden durfte, überrascht nach Sichtung des Films kaum: Er enthält nicht nur detailreiche Gewaltszenen, sondern auch pornographische Bilder. Die allein wären dabei wahrscheinlich noch nicht so schlimm, wenn man sie nicht so pervers gestaltet hätte: Inzest, Urinieren auf Leichen, Vergewaltigungen. Laut Produzent wollte man damit ein so authentisches Bild vom Alten Rom liefern wie nur möglich. Klar dürfte aber sein, dass man vor allem ein skandalöses Spektakel bieten wollte, das die Menschen ins Kino lockt. Es sollte ein monumentales Epos werden, heute ist es jedoch mehr Trash als das.

 

INHALTCaligula - Aufstieg und Fall eines Tyrannen - BluRay-Cover | erstmal uncut

37 n. Chr. im Alten Rom: Caligula (Malcolm McDowell) lässt den kranken Kaiser Tiberius (Peter O’Toole) töten und krönt sich selbst zum neuen Herrscher von Rom. Mit harter Hand regiert er sein Reich und entwickelt sich immer mehr zum Tyrannen. Außerdem verfällt er immer mehr dem Wahnsinn, provoziert seine Untergebenen mit Demütigungen, sexuellen Ausschweifungen und brutaler Grausamkeit. Schon bald beginnen mörderische Verschwörungen gegen den nicht mehr zurechnungsfähigen Kaiser.

FAZIT

Der bekannte Filmkritiker Roger Ebert nannte CALIGULA „sickening, utterly worthless, shameful trash“ und hielt ihn für einen der schlechtesten Filme, den er je gesehen hat oder sehen wird. Viele der zeitgenössischen Kritiker stimmten ihm zu, sie sahen in CALIGULA nichts als eine Aneinanderreihung von pornographischen und sadistischen Spektakelszenen. Dabei nehmen diese nur einen Teil des immerhin 156 Minuten langen Films ein. Sie sollen vor allem zu Beginn des Films den Sittenverfall deutlich machen und den Wahnsinn, dem die Herrscher Roms verfallen. Dennoch gibt es unzweifelhaft einige Szenen, deren einziger Sinn es ist, exploitive Bilder und Handlungen zu zeigen, die für die Story keinerlei Relevanz haben: Caligulas Vergewaltigung eines frisch vermählten Ehepaars beispielweise oder eine explizite Sexszene zwischen zwei Frauen, die ohne wirklichen Zusammenhang in eine andere Szene hineinmontiert wurde. Auch manche Subplots erscheinen in der Tat wie schlechte Pornohandlungen und dienen nur dazu, Nacktheit und Sexszenen zu zeigen.

Wie sehr das alles den Vorstellungen von Regisseur Tinto Brass‘ entspricht, lässt sich heute nur schwer nachvollziehen. Denn der Produzent Bob Guccione (übrigens der Herausgeber des Männermagazins „Penthouse“) griff massiv in den Schnitt ein und drehte noch einige pornographische Szenen nach, die er in den Film einbaute. Denn die Sexszenen von Brass waren eher abstoßend inszeniert, Guccione wollte aber sinnliche und erotische Szenen im Film haben. Tinto Brass ließ seine Rolle als Regisseur daraufhin aus dem Vorspann streichen.

Was also hat CALIGULA zu bieten außer dieser skandalösen Gewalt- und Sexszenen? Da sind zum einen die monumentalen Bauten der Szenenbilder von beeindruckender Opulenz. Zum anderen die grandiosen, hochkarätigen Schauspieler: Malcolm McDowell, Helen Mirren, John Gielgud und Peter O’Toole. Es dürfte kaum verwundern, dass sich manche von ihnen nach Veröffentlichung vom Film distanzierten.

CALIGULA kann man wirklich nicht als Meisterwerk bezeichnen. Seinen Reiz bekommt der Film durch seine skandalumwobene Geschichte und seinen Touch des Verbotenen und Unmoralischen.

CALIGULA erschien am 4. Oktober 2018 bei Tiberius Film auf DVD und auf Blu-ray in einer 2-Disc Special Edition sowie einer Limited 3-Disc Steelbook Edition. Die Extras können sich sehen lassen: Über 140 Minuten Bonusmaterial, das informativ, allerdings auch manchmal redundant vom Dreh und der Produktion damals berichtet. Für Fans des Films durchaus zu empfehlen!

von Benjamin Wirtz

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial Tiberius Film

Hey, ich bin angehender Cineast, großer Kinofreund und interessiert an jeder Art von Filmen. Deshalb steht in meinem DVD-Regal Godard neben Besson, die „Alien“-Box neben der Truffaut-Box, „Saw“ neben „Frau ohne Gewissen“ und „Panzerkreuzer Potemkin“ neben „2-Headed-Shark-Attack".

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