The Revenant
Kinokritik,  Kritiken

THE REVENANT (2016)

Leo allein im Wald.

Leonardo DiCaprio, der ewige Oscaranwärter. Zuletzt hat er mit THE WOLF OF WALL STREET wieder mal eine tolle Leistung gezeigt, doch es reichte trotzdem nicht für den Goldjungen. Jetzt sehen wir mit THE REVENANT in seinen nächsten Versuch und so langsam sollte es doch endlich mal klappen mit der begehrten Trophäe. Ob man also durch eine „Bärenvergewaltigung“ einen Oscar bekommt, erfahrt ihr jetzt.

INHALT:

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In den 1820ern zieht der legendäre Trapper Hugh Glass (Leonardo DiCa prio) durch die Weiten der USA, wo er mit einer von Captain Andrew Henry (Domhnall Gleeson) angeführten Expedition dabei ist, den Missouri River zu erforschen. Am Fluss hat er einen unachtsamen Moment – den ein Grizzly ausnutzt, ihn übel zuzurichten. Glass schwebt in Lebensgefahr. Seine Begleiter, unter ihnen der raubeinige John Fitzgerald (Tom Hardy) und der junge Jim Bridger (Will Poulter), glauben nicht, dass er den Vorfall überleben wird und als sie dann Ureinwohner in der Nähe ihres Lagers erspähen, fackeln sie nicht lange. Sie nehmen dem Schwerverwundeten Gewehr, Messer und seine weitere Ausrüstung ab und überlassen ihn sich selbst. Aber überraschend überlebt Glass doch – und schwört allen Begleitern Rache, die ihn zurückgelassen haben. Auf der Suche nach ihnen schleppt sich der verletzte Abenteurer durch die eisige Bergwelt…

 

FAZIT:

Der Film verliert keine Zeit und beginnt recht heftig mit einem Angriff der Indianer auf die Expeditionsgrupe rund um Glass (DiCaprio) und Fitzgerald (Hardy) und deutet auch direkt erstmal an, auf was man sich in Sachen Gewalt einstellen kann. Denn ihr könnt euch schonmal auf einen sehr blutigen Trip einstellen, solltet ihr euch entscheiden, den Film gucken zu wollen.

Zusammen mit dem schon zu der Zeit sehr guten Soundtrack bekommt man sofort ein bedrückendes Gefühl, was sich den ganzen Film über fortsetzen wird. An dieser Stelle macht man sich auch noch keine Gedanken, um was es in diesem Film eigentlich geht, denn man muss sich erstmal auf diesen Angriff konzentrieren. Wenn es dann mal ruhigere Momente gibt, bekommt man leider von der Story auch nicht viel mit, denn es gibt schlicht und einfach keine wirkliche Story. Der Film will sich einfach nur auf Survival und Revenge konzentrieren, was man jetzt bei einem Regisseur wie Alejandro González Iñárritu (BIRDMAN) überhaupt nicht erwartet hätte. Er hat sogar das Drehbuch mitgeschrieben, von daher ist es noch unverständlicher, dass irgendwie kein wirkliches Drehbuch vorhanden ist.

Die Kameraaufnahmen sind jedoch echt super und viele Sequenzen kommen sehr lange ohne Schnitte aus (wodurch sich die Schauspieler mehr anstrengen müssen) und eine gewisse Ästhetik bringt Iñárritu ebenfalls in den Film ein (Stichwort: Durchatmende Wolkenfahrt). Auch generell ist das Setting super gewählt und vieles kommt in der Hinsicht wirklich authentisch herüber, was für mich ebenfalls ein Pluspunkt ist. Hierfür kann dieser so dermaßen gehypte Film gerne einen Oscar bekommen. Doch es gibt neben dem Drehbuch noch ein paar andere Schwächen.

Nehmen wir doch einfach mal Leo als Beispiel; Ohne jetzt wirklich zu Spoilern macht er nicht viel mehr, als zu kriechen und zu röcheln, soll das jetzt etwa schon für einen Oscar reichen? Er macht es ganz ohne Frage sehr überzeugend und bringt den Überlebenswillen des Menschen schon ganz gut rüber, doch verglichen mit seiner fordernden Darstellung in THE WOLF OF WALL STREET dürfte ihm das hier leicht gefallen sein. Sollte er also für diese Leistung den Academy Award bekommen, dann wahrscheinlich aus Mitleid, oder weil die Konkurrenz noch viel weniger geleistet hat. Die anderen Charaktere haben übrigens auch keine wirkliche Tiefe und man weiß bei jedem sofort, wohin der Hase läuft. Das ist ebenfalls total untypisch für Alejandro González Iñárritu.

Die nächste Schwäche von THE REVENANT sind die vielen computeranimierten Tiere, denn bis auf Pferde und Hunde kam der Rest aus dem Rechner, was man definitiv auch sieht. In diesem Zusammenhang kann man auch die Bärenszene nennen, in der Leo eindeutig nicht vergewaltigt wird, denn der Bär war ja eigentlich gar nicht da. Wie er zugerichtet wird und es dann noch überlebt (das ist kein Spoiler) ist ebenfalls sehr unglaubwürdig, denn normalerweise würde ein Bär sein Werk auch vollenden und nicht mittendrin aufhören. Komisch ist auch, dass Brüche ohne Behandlung innerhalb von Tagen wieder vollkommen geheilt scheinen. Und dann wird es in manchen Situationen auch noch zu sehr übertrieben, wenn man bedenkt, wie verletzt Leo eigentlich ist und es daher schon fast lächerlich wird. Es würde noch einige Beispiele für solche Logiklöcher geben, doch dann wird die Kritik zu lang.

Warum kritisiere ich diese Logiklöcher und die Übertreibungen von Actionsequenzen so stark? THE REVENANT soll angeblich auf einer wahren Begebenheit basieren und genau deshalb versteh ich überhaupt nicht, wieso Iñárritu so viele Böcke schießt und man das Gezeigte dadurch zum Ende nicht mehr ernstnehmen kann. Auch das Ende ist irgendwie total nichtssagend und unspektakulär, total komisch.

Die Erwartungen waren aufgrund des Hypes um THE REVENANT zumindest bei mir sehr hoch und wie sich der Film so entwickelt, ist echt hart. Man hat die wirklich derbe Gewalt, tolle Kameraaufnahmen, eine starke Atmosphäre und ein super Setting. Auf der anderen Seite hat man wirklich sehr viele Logiklöcher und Übertreibungen und einfach mal kein Drehbuch. Wenn man jetzt nur einen derben Survival-Thriller mit Indianern und Trappern sehen will, der atmosphärisch wirklich sehr gut ist, kann das ohne Bedenken tun. Doch Fans von Alejandro González Iñárritu werden mit seinem neuen Werk wahrscheinlich nicht viel anfangen können, denn charakterliche Tiefe und ein starkes und vielfältiges Drehbuch fehlen komplett.

THE REVENANT startet am 06.01.2015 in den deutschen Kinos.

von Tobias Dute

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial 20th Century Fox 2016

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Hey, ich bin Tobi, 25 Jahre alt und ein riesen Scifi- und Fantasyfan, doch auch Disneyfilme finde ich echt klasse. Und damit ihr meine Begeisterung auch irgendwann einmal teilt, teile ich meine Kritiken und Neuigkeiten aus Hollywood mit euch!

4 Kommentare

  • Jolie

    Ich denke auch, dass Leo eher für andere Filme den Oscar verdient hätte. Allerdings würde ich mich bei der Academy sowieso nicht darauf verlassen, dass sie DiCaprio dieses Jahr endlich anständig würdigen…

    • Der Filmaffe

      Da sind wir ganz deiner Meinung. Auch in dieses Jahr ist die Konkurrenz wieder hoch. Sein Vorteil könnte aber sein, dass Eddie Redmayne, der ja wieder nominiert ist, bereits letztes Jahr berücksichtigt wurde und Matt Damon schon ordentlich aberäumt hat. Bleiben nur noch Michael Fassbender (STEVE JOBS) und Bryan Cranston (TRUMBO) mit zwei Biografien. Aber die werden ja auch immer gerne mit Oscars gesegnet. Und vor allem Cranston ist seid BREAKING BAD in aller Munde, wurde aber in GODZILLA etwas abgefertigt…daher glaube ich ja, er wird ihn bekommen und Leo tatsächlich wieder leer ausgehen.

      • Jolie

        Eddie Redmayne hat zwar schon einen Oscar aber im Vergleich war seine Performance doch anspruchsvoller… Und Christoph Waltz bekam auch gleich 2 mal den Oscar, während DiCaprio nicht mal nominiert war… Also wäre es schon möglich, dass Redmayne dieses Jahr seinen zweiten Oscar holt.

        • Der Filmaffe

          Keine Frage: Redmayne gehört in dieser Reihe auf jeden Fall erneut nach ganz oben. Aber ich denke, dass Waltz eher eine Ausnahme war…sein zweiter Oscar wurde ja auch nicht ganz unkritisch beäugt. Selbst wenn er in beiden Rollen großartig war.

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