Da hat Herr Clooney aber mal einen fiesen Film inszeniert: SUBURBICON wirkt dem Trailer nach, wie ein ironisch-leichtfüßiger Thriller. Doch was Matt Damon da als skrupellos-liebender Vater vor der Kamera macht, ist so erschreckend wie der Film voller Überraschungen steckt.
INHALT:
Gardner Lodge (Matt Damon) hat kein sonderlich einfüllendes Leben und dabei doch alles, um glücklich zu sein. Er hat einen festen Bürojob, ein Haus in der wundervoll ereignislosen Vorstadt Suburbicon, einen Sohn und eine Frau. Nach einem Unfall ist seine Frau Rose (Juliane Moore) jedoch gelähmt und nicht mehr die, die sie vorher war. Glücklicherweise kümmert sich auch Rose Zwillingsschwester Margret (Juliane Moore) liebevoll um die Familie?
Als dann eines Abends zwei Einbrecher in das Haus der Familie eindringen, wird das beschauliche Vorstadtleben endgültig auf dem Kopf gestellt. Alle werden betäubt und ausgeraubt. Schlimmer noch: Rose erhält eine Überdosis und stirbt an den Folgen. Was wie ein ungewollter Raubmord ausschaut, scheint im Laufe der Entwicklungen doch ein geplanter Mord gewesen zu sein. Denn vor allem Sohn Nicky (Noah Jupe) wird misstrauisch, da sich sein Vater in einem Lügenkonstrukt verstrickt.
Hat er mit Margret gemeinsame Sache gemacht? Und warum tauchen die Verbrecher immer wieder auf? Und dann wütet draußen auch noch der Mob, weil jüngst die erste afroamerikanische Familie in die Gegend gezogen ist. Nicky ist verängstigt und sucht die Hilfe bei seinem Onkel Mitch (Gary Basaraba). Doch kann er ihn aus dieser Lage wirklich befreien?
FAZIT:
Stellt euch vor, ihr erwartet eine illustere Gesellschaftssatire und was ihr erhalten, ist ein ironisch-fieser Thriller mit einem gefühlskalten Matt Damon. Nein, SUBURBICON ist kein DOWNSIZING. Im Zentrum steht ein eiskalt geplanter Mord mitten in einer beschaulichen Vorstadt. Das Ziel ist eine hohe Versicherungssumme. Doch der Mord gilt zunächst erfolgreich vertuscht zu werden. Ausgerechnet der eigene Sohn stellt sich dem hoffnungslos entgegen. Einfach weil es falsch ist, was Papa da gemacht hat. Doch bevor der Junge überhaupt merkt, was wirklich Sache ist, steckt er schon so tief in Gefahr, dass alles nur noch eskalieren kann.
Wahrhaftig steuert SUBURBICON, nach einem anfänglichen Dunkel über die Geschehnisse, in eine sehr bittere Klarheit aus Lug und Trug. Alles mündet in einem Abend des Chaos. Hier geht einfach alles schief, was schief gehen kann. Menschen sterben, Gefühle werden verletzt. Eine Vorstadt ist im Aufruhr. Mittendrin: ein kleiner Junge – und eine farbige Familie, die den Hass der weißen Mittelschicht zu spüren bekommen. Der Film lässt wenig Luft zum Atmen, vielmehr verschluckt man sich nicht selten an dem eben Gezeigten.
Dies liegt an der bitter-guten Mischung aus subtil-grotesker Situationskomik und außerordentlich harter Gewalt. Dieser Film ist wirklich keine Komödie, sondern ein atmosphärisch-dichter Thriller. Zwar durchsteigt man schnell durch die versucht-verworrene Handlung. Aber SUBURBICON möchte keinen großen Handlungstwist bewirken. Vielmehr setzt der Film auf das Herrschaftswissen des Zuschauers, der sich nun gezwungen sieht, die Figuren ihrem unausweichlichen Schicksal zu überlassen. Regisseur George Clooney setzt hier auf einen wirklich ungewöhnlichen Stil – ungewöhnlich ernst für ihn. Man spürt die Fußabdrücke, die die beiden Drehbuchautoren Ethan und Joel Coen (ja, die berühmten Coen-Brüdern) hinterlassen haben.
Matt Damon zeigt erneut seine Qualitäten, spielt den Vater ausdrucksleer und sich doch innerlich zerreißend. Er weiß um seine Fehler. Doch er weiß auch, dass er aus dieser Situation nicht mehr herauskommt – außer er würde eine undenkbare Grenze überschreiten. In SUBURBICON gibt es jedoch keine Grenzen. Auch das macht den Film so unfassbar gut.
Es ist ein Familiendramen. Eine einfache Familie aus dem Mittelstand, die bisher ein gesittetes, vielleicht viel zu ruhiges Leben geführt hat. Der Film spielt mit der Verzweiflung, mit der Eintönigkeit und mit den alltäglichen Menschenfassaden, hinter denen sich Joe Sixpack versteckt. Doch die Fassade bröckelt, war nie wirklich getrocknet. Jeder hat kleine und große Sünden. Man gesteht sie sich nur selten ein. Die Größte ist der Alltagsrassismus. Man hat kein Problem mit Afroamerikanern, solange diese nicht in der selben Gegend leben wie man selbst. Mit der Stärke von vielen wird aus einem kleinen Missfallen blanker Hass. Eben jenem aufkochenden Demonstrationen werden nun zur willkommenen Ablenkung für einen Familienvater, der auf ein besseres leben hofft und dafür alles falsch macht, was man nur falsch machen kann. Aus schlechten Entscheidungen werden Todsünden. Diese authentischen Entwicklungen sind trotz der tragenden Ironie schwerwiegend. Sie verletzten die lockeren Erwartungen des Zuschauers auf sehr gute Weise.
Der Thriller überrascht durch seine durchdachte Story und überzeugt auch in seiner Umsetzung auf ganzer Linie. SUBURBICON steht zeit kurzem auf Amazon Video zum Abruf bereit.
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