Auf der Beerdigung eines ehemaligen High-School Mitschülers tun sich die früheren Klassenkameraden Zach (Michael Pitt), Noah (Dan Stevens), Warren (Christopher Abbott) und Bryce (Rob Brown) zusammen, um in gewisse Aktien zu investieren, über die sie einen Tipp erhalten haben. Das nötige Geld für die Investition bringt Noah auf.
Was die anderen nicht wissen: Noah leiht sich die 200.000 Dollar vom zwielichtigen Mafiaboss Eddie (John Travolta). Natürlich werden die gekauften Aktien kurz darauf wertlos und die vier Männer haben hohe Schulden bei einem Mann, bei dem man besser gar keine Schulden haben sollte. Aber Eddie macht ihnen ein Angebot: Er betrachtet die Schulden als beglichen – wenn sie dafür den Kleingangster Marques (Edi Gathegi) entführen und für 24 Stunden festhalten.
FAZIT:
CRIMINAL ACTIVITIES ist das Regiedebüt des Schauspielers Jackie Earle Haley. Die Pressenotiz schraubt die Erwartungen ziemlich hoch: Dort wird CRIMINAL ACTIVITIES mit den Filmen Guy Ritchies und Quentin Tarantinos verglichen. Als neuer PULP FICTION (1994) wird er gelobt – vielleicht kam diese Assoziation wegen der Besetzung mit John Travolta oder der makabren Gewaltdarstellung auf. Doch diesem hochgesteckten Vergleich hält CRIMINAL ACTIVITIES nicht stand. Lediglich die Reden von Eddies Handlanger Gerry (Jackie Earle Haley) sind tarantinoesker Natur. Doch auch wenn CRIMINAL ACTIVITIES nicht an sein großes Idol herankommt, ist er dennoch ein durchaus gelungener und unterhaltsamer Gangsterfilm!
Da ist zunächst der interessante Plot. Die Entscheidung zur Investition der vier Freunde zu Beginn des Films kommt zwar etwas zu plötzlich daher, doch sie ist für die Geschichte sowieso bedeutungslos. Sie dient nur dazu, die Protagonisten in die Schuld des Mafiabosses Eddie zu bekommen und die eigentliche Handlung des Films ins Rollen zu bringen. Und die ist überraschend einfalls- und wendungsreich. Durch einige Plot Twists bleibt der Film interessant, aber er treibt es nicht so weit, dass seine Handlung abgehoben wirkt. Nur das Ende ist leider konstruiert und weit hergeholt. Da wollte man wohl zu sehr eine große Überraschung einbauen, die der Film wahrlich nicht gebraucht hätte.
Das Herzstück des Films ist die Entführungskonstellation. Ähnlich wie etwa bei SUICIDE KINGS (Peter O’Fallon, USA 1997) dominieren auch hier nicht die vier amateurhaften Entführer das Geschehen, sondern der Entführte selbst. Wie dort Christopher Walken mit einnehmender Präsenz den Raum beherrschte, so zieht auch Edi Gathegi als Marques alle Aufmerksamkeit auf sich. Er hat die Oberhand über die Szenerie, er scheint – obwohl gefesselt und eigentlich hilflos – die Macht über alles und jeden zu haben.
Das Besondere an CRIMINAL ACTIVITIES ist, dass er genau die richtige Prise Humor und Ironie findet, die ein solcher Gangsterthriller braucht. Er übertreibt es nicht, wird also nie albern, aber er nimmt sich selbst auch nicht zu ernst. So gibt es eine gute Balance zwischen Witz und Ernsthaftigkeit. Das wird insbesondere deutlich durch die bewusst klischeehafte und gleichzeitig ironisierte Inszenierung des Stars John Travolta als Mafiaboss, dessen Image dabei gleichzeitig bedient und dekonstruiert wird.
Jackie Earle Haley hat mit seinem Regiedebüt kein Meisterwerk á la PULP FICTION geschaffen. Und wahrscheinlich wird CRIMINAL ACTIVITIES auch kein Kultfilm werden, über den noch in Jahren gesprochen wird. Aber er hat einen einfallsreichen, witzigen und spannenden Genrefilm abgeliefert, der durchweg unterhält und – bis auf den Schluss – kaum Mängel aufweist. Von da her lohnt es sich durchaus, ihn anzusehen. Und man darf auf die nächsten Filme von Jackie Earle Haley gespannt sein!
CRIMINAL ACTIVITIES startet am 31.03.2016 in den deutschen Kinos.
Hey, ich bin angehender Cineast, großer Kinofreund und interessiert an jeder Art von Filmen. Deshalb steht in meinem DVD-Regal Godard neben Besson, die „Alien“-Box neben der Truffaut-Box, „Saw“ neben „Frau ohne Gewissen“ und „Panzerkreuzer Potemkin“ neben „2-Headed-Shark-Attack".