A War
Kinokritik,  Kritiken

A WAR (2016)

Ein dänisches Kriegsdrama über Krieg, Terrorismus und Moral

INHALT:

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Der dänische Kommandant Claus Petersen (Pilou Asbӕk) ist mit seiner Einheit im Einsatz in einer afghanischen Provinz. Ihre Mission: Die Zivilbevölkerung vor den Taliban beschützen und Vertrauen aufbauen. Derweil lebt Petersens Frau Maria (Tuva Novtony) alleine mit den drei Kindern in der dänischen Heimat. Sie muss sich mit den alltäglichen Problemen einer alleinerziehenden Mutter herumschlagen. Die Kinder leiden unter der Abwesenheit des Vaters und auch Maria sehnt sich danach, ihren Mann endlich wieder zuhause in die Arme nehmen zu können.

Immer wieder begegnet Petersens Einheit dem meist unsichtbaren Feind, der sich hinter der Zivilbevölkerung, am liebsten hinter Kindern, versteckt. Als Petersen und seine Männer in einen Hinterhalt geraten und beschossen werden, befiehlt er in der Not einen Luftangriff auf ein Haus, in dem er die feindlichen Kämpfer vermutet. Doch bei dem Angriff sterben elf Zivilisten. Petersen wird angeklagt, ein zivilistisches Ziel bombardiert zu haben, und muss sich in der Heimat vor Gericht verantworten.

FAZIT:

Wie jeder ernste Kriegsfilm ist auch A WAR keine leichte Kost. Der Film lässt sich sehr viel Zeit, die Protagonisten und die Schauplätze einzuführen. Erst nach über einer Stunde kommt die Wendung in der Handlung mit dem umstrittenen Luftangriff. Der Film versucht in der Zeit, dem Zuschauer ein Gespür für die Kriegssituation, in der sich die Soldaten befinden, zu vermitteln: die stets präsente Todesgefahr, das Misstrauen gegenüber der Bevölkerung und die gleichzeitige Annäherung zu den Kindern in der Provinz, die Angst der Soldaten und das Heimweh.

Um diesen letzten Punkt zu verstärken, wechselt das Geschehen immer wieder zwischen Afghanistan und der dänischen Heimat, in der Petersens Familie lebt. In alltäglichen, unspektakulären Szenen wird das Familienleben gezeigt – und zwar mit einer Natürlichkeit und Authentizität, wie es nur selten im Kino zu erleben ist. Das macht die Identifikation mit den Figuren sehr leicht. Ihr Leiden wird hautnah spürbar. Eine Frage lässt den Zuschauer dabei nicht los: Wie halten es Familien nur aus, wenn eine Person in fernem Kriegseinsatz ist?

Nachdem nun sehr viel Zeit erfolgreich darauf verwendet wurde, die Figuren und die Situation dem Zuschauer nahzubringen, kommt der erwartete Turn. Petersen muss nach Hause und wird dort vor Gericht gestellt. Und nun verwandelt sich A WAR vom Kriegsfilm in ein moralisches Drama. Petersen weiß, dass er dem Gesetz nach schuldig ist, denn er hat den Angriffsbefehl ohne sichere PID (Positive Identification) des Feindes gegeben. Sein Verteidiger spricht es vor Petersen deutlich aus: Nur, wenn er in diesem Punkt vor Gericht lügt, hat er eine Chance auf einen Freispruch.

Petersen befindet sich in einem moralischen Dilemma, und beide Seiten sind überzeugend und nachvollziehbar. Einerseits: Muss er nicht die Verantwortung für sein Handeln übernehmen und die Konsequenzen tragen? Durfte er das Leben seiner Männer über das der Zivilbevölkerung stellen? Und andererseits, wie es seine Frau Maria zwar egoistisch und doch plausibel deutlich macht: Wem nützt es, wenn er jetzt ins Gefängnis geht? Können seine Kinder eine weitere jahrelange Abwesenheit des Vaters ertragen?

A WAR nimmt keine direkte Partei ein, aber durch die starke Identifizierung des Zuschauers mit Petersen und seiner Familie wird einem sein eigenes Urteil zunächst sehr einfach fallen. Doch womöglich schafft es die Gerichtsverhandlung, die die zweite Hälfte des Films einnimmt, die Meinung des Zuschauers zu ändern oder ihn zumindest zweifeln zu lassen? Auf welche Seite man sich auch stellt – A WAR wird den Zuschauer in jedem Fall mit einem mulmigen Gefühl zurücklassen. Denn den Schluss, den Regisseur Tobias Lindholm (BORGEN, 2010-2011/ DIE JAGD; 2012) ohne weiteres als ein befreiendes Happy End hätte kreieren können, inszeniert er ganz anders: zweifelnd, unsicher, unglücklich.

Eines macht A WAR eindrucksvoll deutlich und spürbar: Das Leiden der Familien von Soldaten. Und auch wenn die Familien wieder vereint sind, lässt der Krieg sie nicht los. Es mag viele Filme geben, die das zum Thema haben. Aber A WAR inszeniert es grandios und spannend dazu.

A WAR startet am 14.04.2016 in den deutschen Kinos.

von Benjamin Wirtz

Bewertung:
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Hey, ich bin angehender Cineast, großer Kinofreund und interessiert an jeder Art von Filmen. Deshalb steht in meinem DVD-Regal Godard neben Besson, die „Alien“-Box neben der Truffaut-Box, „Saw“ neben „Frau ohne Gewissen“ und „Panzerkreuzer Potemkin“ neben „2-Headed-Shark-Attack".

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