PADDINGTON (2014)
Aus dem finstersten Peru ins hektische London.
Er ist nicht nur ein außergewöhnlicher Bär und einer der Letzten seiner Art, sondern auch eines der tolpatschigsten, zuvorkommendsten und liebenswertesten Wesen auf der Welt: Sein Name ist PADDINGTON. Und er hat den weiten Weg aus dem finstersten Peru ins hektische London auf sich genommen, um eine neue Heimat zu finden. Dieser Film erzählt von seiner Geschichte:
INHALT:
Vor vielen Jahren machte sich ein Naturforscher und Geograph auf, um das finsterste Peru zu vermessen. Dort, mitten im Dickicht des Dschungels, traf er zu seiner Überraschung auf eine ganz besondere Sorte von Bären, die überdurchschnittlich intelligent waren und sogar sprechen konnten.
Ein junger Bär (dt. Stimme: Elyas M. Barek) wurde von seinem Onkel Pastuzo, der stets ein Notfall-Marmeladensandwich in seinem Hut mit sich führte, und seiner fürsorglichen Tante Lucy aufgezogen. Jene Bären waren es, die einst den ersten Kontakt ihrer Art mit dem Naturforscher aufnahmen und seit dem von dem kultivierten, freundlichen Leben in London träumten. Als ein Erdbeben ihren Heimatbaum zerstört, beschließt der kleine Bär, der ebenfalls von der englischen Hauptstadt fasziniert ist, die lange Reise nach Europa aufzunehmen.
Doch kaum ist er dort angekommen, muss er feststellen, dass das kultivierte London anders ist, als ihm erzählt wurde. Alles ist hektisch, kaum einer kümmert sich um den anderen und erst recht keiner um einen kleinen Bären. So steht er mit einem Schild um den Hals, auf dem „Bitte kümmern Sie sich um diesen Bären. Danke!“ zu lesen ist, noch an Abend ganz alleine auf den Gleisen einer Metro-Station und hat noch kein neues zu Hause gefunden. Als jedoch die außergewöhnliche Familie Brown auftaucht, nimmt sie ihn – unter Vorbehalt des Vaters (Hugh Bonneville) – bei sich auf. Der kleine Bär mit dem für Menschen unaussprechlichen bärischen Namen, wird von der Mary Brown (Sally Hawkins), der Mutter, prompt nach seinem Fundort, der Paddington Station in London, benannt.
Nun könnte Paddingtons Leben eigentlich endlich wieder so wundervoll werden, wie einst im Dschungel Perus. Doch vorher muss er noch die englische Bürokratie überwinden, den Naturforscher von damals finden und die böswillige Tierpräparatorin Millicent (Nicole Kidman) loswerden, die ihn am liebsten in ihre Sammlung aufnehmen möchte…
FAZIT:
Nach einer erfolgreichen Romanreihe, einer Puppenserie (1975-1984) und einer Zeichentrickserie (1997-2001) ist der tolpatschige Bär aus dem finstersten Peru nun auch auf der großen Kinoleinwand angekommen. Der Film orientiert sich dabei an den klassischen Illustrationen von R.W. Alley und ist eng angelegt an das erste Buch der „Paddington“-Reihe vom Autor Michael Bond. PADDINGTON wurde dafür in die moderne Gegenwart getragen, ohne jedoch seinen alten Charme zu verlieren. Regisseur Paul King ist damit ein Film gelungen, der irgendwo zwischen subtiler Komik und emotionaler Rührung den Zuschauer unbewusst in seinen Bann zieht und verzaubert.
Paddington, der kleine Bär mit dem großen roten Hut und dem dunkelblauen Dufflecoat, ist ein Stück britisches Kulturgut und in London noch heute an allen Ecke anzutreffen. Jeder Brite kennt und noch viel mehr Menschen lieben diesen kleinen Zottel. Denn Paddington verkörpert alle guten Eigenschaften eines Klischee-Briten ohne dabei aufdringlich zu sein. Regisseur Paul King hat das verstanden und den kleinen Bären aus Peru in das moderne London von heute verlagert.
Und genau dieser Kulturschock sorgt immer wieder für eine fast vergessene, charmante Art von subtiler Komik. So führt der Kontakt von Paddington mit den unbekannten Dingen und Befindlichkeiten des Londoner Alltags immer wieder zu einer Katastrophe. Keine Frage: diese hektische Metropole ist eigentlich nichts für einen Einsielderbären aus dem Dschungel. Doch genau hier findet er das, was er am meisten braucht – was jeder braucht: Den festen Zusammenhalt und die Liebe einer Familie. So pathetisch die Intention des Films ist, so unfassbar ehrlich wird sich auch vermittelt. Dem Film gelingt es, sich nicht anzubiedern und trotzdem seine Botschaft („Jeder ist ein Außenseiter“) vermitteln zu können.
Paddington ist ein Außenseiter in einer ihm fremden Welt – doch sind wir das nicht alle irgendwie? Er wird ab seiner erste Minute in London auch als solcher behandelt. Dass das natürlich ungerecht ist, versteht sich von selbst. So zeigt der Film nicht nur die schlechten, sondern gerade die guten Seiten des Lebens: Gleich zu Beginn des Film lernt der kleine Bär die Familie Brown kennen, die ihn bei sich aufnimmt.
Auch Paddington verkörpert diese guten Facetten des Menschen in seiner Natur. Denn trotz widrigster Umstände denkt er immer positiv, auch wenn es manchmal nur wenig Hoffnung gibt. Der tolpatschige Zottel ist damit ein Spiegelbild der kindlichen und risikobereiten Seite des Menschen. Die Neugier überwiegt bei ihm und die Angst ist Paddington fern. Diese Einstellung eröffnet ihn, wie auch uns, ein Abenteuer, das viele mit dem Alter längst vergessen haben: es ist das Abenteuer zu Leben.
Auch alle anderen Figuren, die der Zuschauer im Laufe des Films kennenlernt, sind auf ihre Art Außenseiter und dadurch etwas ganz Besonders – selbst wenn sie dabei böse Absichten haben: Nicole Kidman, scheinbar nur noch zweier Arten von Mimik mächtig, spielt die böse Gegenspielerin Millicent mit einer vortrefflichen Coolness. Doch sie ist nicht die einzige erstklassige Darstellerin, die für die Romanverfilmung gewonnen werden konnte. Ihr gegenüber steht die wirklich außergewöhnliche Familie Brown, dargestellt von Hugh Bonneville (NOTTING HILL; 1999/ Post to Post Links II error: No post found with slug "monuments-men-ungewohnliche-helden"; 2014), Sally Hawkins (HAPPY-GO-LUCKY;2008/ GODZILLA; 2014), Madeleine Harris (ME AND MRS JONES; seit 2012) und Samuel Joslin (THE IMPOSSIBLE; 2012). Alle Figuren wurden liebevoll ausgemalt und erhalten jeweils ihre langen und kurzem Momente, in denen ihr Charaktere eine gelungene Wendung erfährt.
Die Szenerie ist bunt und farbenfroh gezeichnet. Die Macher von PADDINTGON vermischten Zeichnung und Realität. Dadurch wirkt der Film immer wieder wie ein real gewordener Tagtraum: Im Hintergrund verändert sich beispielsweise symbolisch die Szenerie, scheint sogar mit den Figuren zu agieren und ihre Gefühle widerzuspiegeln. So fallen die Baumblätter einer Wandtapete oder ein Schild blinkt plötzlich auf und gibt ein uns Zeichen. Kurze Einspieler hingegen imaginieren die entstehenden Gedankenbilder aus den Dialogen zwischen den Charakteren. Das alles hebt PADDINGTON von seinen anderen Genrevertretern ab und macht ihn so sehenswert – selbst bei zweiten Mal wird der Zuschauer noch etwas entdecken, dass er beim ersten Mal im Film verpasst hat. Eine Freude für jeden Filmliebhaber.
PADDINGTON ist voller Details, toller Charaktere und überzeugt durch eine punktierte Komik, die ab und an in Slapstick abdriften, dabei aber niemals überspitzt wirkt. Doch vor allem hat der Film viel Herz – erst recht für tolpatschige Außenseiter. Und so viel beim Paddington zu Bruch geht, verbrannt oder überschwemmt wird, so häufig führt jede seiner Aktion auch immer zu einem lösenden Ergebnis. Keine Frage, dieser Bär hat keine Ahnung, was er da tut und wie er wirklich mit seiner neuen Umgebung agieren muss, aber genau deswegen spielt er sich ins Herz des Zuschauers.
PADDINGTON mag an vielen Stellen vorhersehbar sein, aber der Film ist unglaublich süß gemacht und ein Muss für jede Familie. Die Kinderbuchverfilmung PADDINGTON ist ab 04.04.2015 auf DVD und Blu-Ray im Handel erhältlich.
von Jörg Gottschling
Bewertung:
Quelle: Pressematerial StudioCanal 2015
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2 Kommentare
franziska-t
Kannst du vielleicht noch ein paar Worte zur deutschen Synchronisation sagen? Ich habe mir den Film absichtlich auf Englisch angeschaut, weil ich a) Ben Whishaws Stimme liebe und sie 2) perfekt auf die Rolle passt und mich 3) Elyas M’Barek so langsam aufregt, weil der jetzt in jedem zweiten (deutschsprachigen) Film mitmachen muss.
Kleiner Exkurs noch für alle, die sich gerne was vorlesen lassen. 😉 Hugh Bonneville liest Paddington: https://www.youtube.com/watch?v=5cAf5BNPFPo
DerFilmaffe
Hey Fransika,
zunächst vielen Dank für den Video-Link. 🙂
Tatsächlich war auch ich sehr skeptisch über die Synchro-Besetzung und wollte des Film deswegen erst auch gar nicht auf deutsch sehen. Aber ich hab es gewagt und siehe da: man merkt der Stimme kaum an, dass es sich um M’Barek handelt. Oder anders ausgedrückt: Die Synchro stört in keiner Minute und passt sehr gut zu dem kleinen Bären. Wobei die deutsche Snychro aus der alten Zeichtrickserie weitaus besser gepasst hätte. Dennoch hat in diesem Fall Elyas M’Barek alles richtig gemacht und sich der Figur in seiner Stimmlage, Aussprache und Betonung angepasst. Du kannst es daher ruhig wagen, auch einmal die deutsche Version zu sehen. 😉
Und wenn Du es getan hast, dann erzähl mir Deine Meinung. Ich freu mich darauf. 🙂