Die Möbius Affäre - Filmkritik
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DIE MÖBIUS AFFÄRE (2013)

Agenten küsst man nicht

Möbius Affäre_plakat_small

Wie das bekannte Möbius Band liegt die Wahrheit nicht immer auf der Oberflächliche verborgen, sondern ist verschlungen in einem undurchsichtigen Netz aus Intrigen, Geheimnissen und überraschenden Wendungen. Der Film DIE MÖBIUS AFFÄRE verstrickt sich in der Liebe, überzeugt jedoch durch eine hochaktuelle Spionage-Geschichte, in der selbst der Zuschauer nicht mehr weiß, auf welcher Seite er sich jetzt befindet.

INHALT:
Der russische KBG heißt jetzt FSB und spielt im internationalen Schattensystem der Geheimdienste nach wie vor mit. Top-Spion Grégory Lioubov (Jean Dujardin) hat als Leiter eines Spionageteams den Auftrag belastendes Material von den russischen Oligarchen und Oppositionellen Ivan Rostovski (Tim Roth) zu beschaffen. Dafür wird die Finanztraderin Alice (Cécile de France) als Undercoveragentin rekrutiert. Als Expertin für unkonventionellen Methoden im Spekulationssektor rühmt sich Alice mit für die Finanzkrise gesorgt zu haben. Geächtet in den USA arbeitet Sie nun in Monaco für eine Bank mit der auch Rostovski in Geschäftsbeziehung steht.

Als sich Alice immer mehr der Kontrolle von Lioubov entzieht, umgeht er die Kontaktperson in seinem Team und nähert sich Alice, entgegen der obersten Regel. Aus einem einfachen Gespräch entwickelt sich schnell eine verhängnisvolle Affäre, die zwischen ständigem Versteckspiel, auch vor den eigenen Leuten, und der fortwährenden Gefahr zur Enttarnung und damit auch dem Scheitern des eigentlichen Auftrags steht.

Zu allem Überfluss hat sich selbst die amerikanische CIA schon längst in den Spionagekrimi eingeklinkt und verfolgt Ihrerseits in diesem doppeltem und dreifachen Spiel Ihre eigenen Interessen…

FAZIT:
Drehbuchautor und Regisseur Èric Rochant strickte in DIE MÖBIUS AFFÄRE ein intelligente, mitreißende und spannende Agentenstory am Puls der Zeit, die sich dem Zuschauer nicht sofort eröffnet und selbst bis zum Ende für die ein oder andere unerwartete Wendung sorgt. Denn was sich oberflächlich als internationaler Spionagekrimi vorstellt, wird bald zu einem persönlichen Überlebenskampf zwischen den Protagonisten. In ständiger Gefahr aufzufliegen, reißt DIE MÖBIUS AFFÄRE den Zuschauer mit in die tiefe Welt der Schattengesellschaft und lässt einem zwischenzeitlich kaum Zeit zum aufatmen.

Hingegen schwerfällig zieht sich eine, dem Zuschauer nicht ganz nachvollziehbare, Liebesgeschichte durch die ansonsten intelligent gesponnene Agentenhandlung. DIE MÖBIUS AFFÄRE hätte auch „Agenten küsst man nicht“ oder „die unergründliche Liebe zwischen der Schönen und dem Fremden“ heißen können und man hätte dem Zuschauer damit schon das Wesentliche verraten. Kaum kennengelernt baut sich eine Verbindung zwischen zwei sich völlig fremden Personen auf, die den Motor der eigenen Lebensenergie antreibt, jedoch trotz langsamer Inszenierung wie eine zeit-raffende Momentaufnahme wirkt, die jenseits des menschlichen Verständnis liegt und sich hin zu romantisierenden Surrealismus bewegt.

Regisseur Rochant sagt zu den Liebesszenen:

„Ich wollte deutlich machen, dass uns die Art Ihres Liebesaktes auch etwas über die Beziehung verrät […] Ich wollte das Publikum mit einbeziehen, indem ich frage: Was passiert zwischen den beiden, wenn sie miteinander schlafen? Was passiert in dem Moment? Was fühlt sie? Was fühlt er? Und was in dieser Szene passiert, wird alles Nachfolgende beeinflussen, weil diese Szene uns etwas extrem Intimes erzählt.“

Langsame Berührungen und zärtliche Umarmungen zeichnen zwar ein Bild der Sinnlichkeit, das durchaus anspricht und für ein Wohlgefühl in der Magengegend sorgt, jedoch holt ein einmal zu häufig ertöntes Gestöhne im Bett ungewollt den Zuschauer aus der sexuell aufgeladene, leidenschaftliche Atmosphäre heraus und zerstört diese durch ungewollte Komik. Das allerdings die Tatsache dieser MÖBIUS AFFÄRE als solche die verstrickte Story verändert und in eine spannendere Richtung führt, steht außer Frage.

Auch ist unklar, warum Topagenten der weltweit führenden Geheimdienste nicht die wahre Identität des Liebhabers von Alice herausfinden können und sich fast schon stümperhaft an der Nase herumführen lassen. Die Glaubwürdigkeit und Authentizität der Geheimdienste, gerade im Zeitalter hochentwickelter Instrumente und Hilfsmittel, geht dadurch doch sehr stark in DIE MÖBIUS AFFÄRE verloren. Dies ist um so schlimmer, weil Drehbuchautor Rochant sich durchaus mit der Arbeit der Geheimdienste auseinandergesetzt hat. Aber am Ende ist genau diese inhaltliche Ungereimtheit dafür verantwortlich, dass aus eine Liebesgeschichte im Spionage-Sujet ein echter, internationaler Thriller wird.

Regisseur Rochant zum Thema Geheimdienste:

„Material über die Welt der Spionage zu finden, ist gar nicht so schwer. Es gibt etliche Bücher zu dem Thema. […] Deshalb musste ich für DIE MÖBIUS AFFÄRE nicht groß neue recherchieren, weil ich das bereits für STAATSAUFTRAG: MORD (1994) getan hatte.“

Nichtsdestotrotz ist die Wahl der Darsteller in allen Belangen nur zu loben. Oscar-Preisträger Jean Dujardin (THE ARTIST; 2011) spielt den abgebrühten Agenten und leidenschaftlichen Liebhaber in einer großartigen Tiefe, dass er einen weiteren Preis durchaus verdient hätte. Auch Tim Roth (PULP FICTION; 1994) als russischen Oligarchen überzeugt durch seine Souveränität. Einzig Cécil de France (PUPLIC ENEMY NO. 1; 2008) neigt in der Liebesgeschichte zu schauspielerischer Übertreibung, die eiskalte, clevere Finanztraderin nimmt der Zuschauer ihr hingegen sofort ab.

Ab morgen (01.08.2013) startet DIE MÖBIUS AFFÄRE in den deutschen Kinos. Fans des Agentenfilms sollten sich nicht abschrecken lassen und dürfen sich von der französischen Qualität eines Spionagethriller mit Liebesakt überzeugen. Mit einer atemlos spannenden Story und internationaler Starbesetzung hebt sich DIE MÖBIUS AFFÄRE durch Sinnlichkeit und Intelligenz von der US-amerikanischen Massenware ab.

von Jörg Gottschling

Bewertung:

banane_ranking_3.5

Weitere Infos zum Film: www.die-moebius-affaere.de

Quelle: Pressematerial Prokino

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