Juliet Naked_review | Kritik
DVD & Blu-Ray,  Kritiken

JULIET, NAKED (2018)

Dabei heißt die Hauptdarstellerin Annie und ist nicht nackt

Die neuste Verfilmung eines Nick Hornby Romans überzeugt erst auf dem zweite Blick: JULIET NAKED hat britischen Charme und handelt von einer verkopft-schräge Dreiecks-Beziehung. Lena erzählt euch mehr.

Juliet Naked - BluRay-cover | Komödie von NIck Hornby

INHALT:

Annie (Rose Byrne) ist Ende dreißig und lebt in der kleinen britischen Stadt Sandcliff. Als Leiterin des ortsansässigen Museums hat sie sich mit ihrem Leben arrangiert, dass da auf den ersten Blick recht unspektakulär erscheint. Bis plötzlich der ehemalige Rockstar Tucker Crowe (Ethan Hawke) per E-Mail den Kontakt zu Annie aufnimmt. Eine rege Brieffreundschaft entwickelt sich zwischen der Engländerin und dem Amerikaner, in der sie sich beide ihr vermeintliches Scheitern im Leben eingestehen.

Beide stehen an einem Wendepunkt und ein Zusammentreffen scheint unausweichlich. Als das Treffen tatsächlich in London zustande kommt, verläuft dieses anders als erwartet: Tucker lädt sich selbst nebst Sohn Jackson kurzerhand nach Sandcliff zu Annie ein und stellt ihr beschauliches Leben auf den Kopf.

FAZIT:

JULIET, NAKED basiert auf dem Roman des Bestseller Autors Nick Hornby. Liebte ich den Film ABOUT A BOY ODER: DER TAG DER TOTEN ENTE, musste ich die neueste Romanverfilmung zweimal sehen, um ihren Charme erkennen zu können. Der Film ist unaufgeregt und erzählt vom Aufeinandertreffen der Museumsleiterin Juliet und dem stark gealterten Rockstar Tucker Crowe. Durch die Verkettung einiger Zufälle nehmen die beiden jeweils starken Einfluss auf das Leben des anderen und es stellt sich die Frage, wird jeder von ihnen den Weg ins persönliche Glück finden.

Annie ist seit vielen Jahren mit Duncan (Chris O´Dowd) liiert, der Dozent der örtlichen Universität ist. Hauptberuflich Filmwissenschaftler pflegt er in seiner Freizeit intensiv den Fanblog für Tucker Crowe. Als wohl größter Fan des Musikers mutmaßt er dort regelmäßig über die neuesten Gerüchte seines Idols und tauscht sich mit knapp 248 Gleichgesinnten über die gemeinsame Liebe zu dem plötzlich abgetauchten 80er-Jahre-Rockstar aus. Getreu dem Motto es gibt nur eine wahre Liebe im Leben eines jeden Menschen, wird deutlich, dass Duncans Liebe weniger Annie gilt, als vielmehr dem Schmusesänger. Annie hat sich mit dem zweiten Platz abgefunden und betritt den Schrein ihres Partners im Haus nur selten. Man hat sich auseinander gelebt und beide gehen jeweils ihrem eigenen Alltag nach.

Der Alltag im beschaulichen Sandcliff wird durch das Eintrudeln eines Päckchens jäh unterbrochen. Im Päckchen findet sich ein bisher unveröffentlichtes Demoband des verschollenen Tucker Crowe. Zwischen Duncan und Annie kommt es zum Eklat, als sie das Päckchen öffnet und auf dem Fanblog öffentlich bekundet wie schauerlich diese musikalische Neuerscheinung doch ist. Duncan teilt diese Meinung nicht und sucht Trost in Pardon bei der neuen Kollegin der Universität. Gina unterrichtet Heilung durch Bewegung und nimmt sich gerne des rücksichtslosen Duncan an, nachdem er Annie seinen Fehltritt gestanden hat. Damit er sich besser fühlt. Männlicher Egoismus und emotionale Unfähigkeit werden durch Duncan in Reinform präsentiert. Mit dem britischen Humor wirkt diese gesamte Situation einfach nur abstrus, aber doch irgendwie absolut realitätsnah.

Auf Annies Post folgt unerwarteter Zuspruch. Tucker taucht auf und drückt seine Zustimmung über dieses unfertige musikalische Werk aus. Annie antwortet und die beiden beginnen einen regen E-Mail Austausch in dem sie sich über ihre vermeintlich gescheiterten Beziehungen austauschen. Annies Beziehung zu dem erwachsenen Groupie mit teeniehaft tapeziertem Zimmer und Tuckers gescheiterte Beziehungen zu seinen Frauen und Kindern. Das Aufeinandertreffen der beiden erscheint unausweichlich, als Tucker zur Geburt seines Enkelsohns nach England reist. Doch auch hier nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung als Tucker im Krankenhaus selbst einen Herzinfarkt erleidet und Annie plötzlich am Krankenbett auf Tucker nebst aller Kinder und Ex-Frauen trifft. Noch merkwürdiger wird die Situation als sich Tucker selbst mit seinem Sohn Jackson nach Sandcliff einlädt und Annies Widerspruch über die unaufgeregte kleine Küstenstadt ignoriert.

In Sandcliff angekommen, bleibt es natürlich nur noch eine Frage der Zeit, bis der emotionslose Ex auf den neuen Mitbewohner von Annie trifft. Duncan in seiner gesamten Merkwürdigkeit hält es zunächst für einen schlechten Scherz, dass der alte schwabbelige Mann sein Idol sein könnte. Erst der Ausweis des Amerikaners schafft Klarheit und Annie, die Gutmütigkeit in Person, lädt zum gemeinsamen Abendessen und Kennenlernen ein. Duncan, ganz in seiner eigenen Welt, verliert sich direkt wieder in Schwärmereien über Tucker, der ihm jedoch wütend klar zu machen sucht, dass er absolut gar nichts über ihn und seine Person weiß. Duncan fühlt sich vor den Kopf gestoßen und das Abendessen endet abrupt.

Bei der Ausstellungseröffnung, in der ein Haiauge aus dem Jahr 1964 eine besondere Rolle spielt, lernt Tucker die schrulligen Bewohner des Städtchens und auch Annie näher kennen, die sich tatsächlich etwas hilflos an den abgehalfterten Musiker schmeißt. Das Techtelmechtel der beiden wird jedoch ziemlich schnell vom kotzenden Jackson unterbrochen und durch weitere Ereignisse sieht sich Tucker gezwungen abzureisen.

Zurück bleibt die Frage, inwieweit diese Begegnung Annie und Tucker zum Handeln zwingt. Schaffen es die beiden ihren eigenen Weg zu finden und ihr Schicksal in die Hand zu nehmen um das Leben zu führen, dass sie sich wünschen? Oder werden beide für den Rest ihres Lebens über verpasste Chancen trauern?

JULIET, NAKED ist eine Komödie mit britischem Kleinstadtflair und viel Humor. Doch irgendwie klingt auch in dieser Verfilmung von Nick Hornby die Ernsthaftigkeit über das Leben und seine Wege durch. Der Film regt zum Nachdenken an und zeigt wie das Leben manchmal so spielt.

JULIET, NAKED ist ab dem 28.03.2019 auf DVD und BluRay im Handel erhältlich.

von Lena Gerlach

Bewertung:

banane_ranking_3.5

Quelle: Pressematerial Prokino Home Entertainment

Hello, ich bin die Lena und neben meiner Passion dem Lesen steht direkt das Kino. Gerne natürlich auch Buchverfilmungen, wobei ich immer noch auf das cineastische Meisterwerk warte, das die literarische Vorlage übertrifft. Die Wartezeit auf die nächste Buchverfilmung vertreibe ich mir dann mal mit Serien ;-)

Ein Kommentar

  • Stepnwolf

    Ich fand ja das Buch sehr unterhaltsam. Hornby hat halt auch immer ein gutes Händchen für seine Figuren. Nicht alle Verfilmungen konnten dies immer so gut transportieren. Bin gespannt, wie es hier gelungen ist.

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