Die falsche Prinzessin - Filmkritik
DVD & Blu-Ray,  Film,  Kritiken

DIE FALSCHE PRINZESSIN (1997)

Über ungleiche Brüder, flasche Thronfolger & magisch-böse Wetten

Die falsche Prinzessin - DVD-Cover

Im Märchen DIE FALSCHE PRINZESSIN wird mit allerlei Tricks gearbeitet, um den Königsthron zu erobern und auch zu schützen. Fremd-gescheuert von einem hinterlistigen Zauberer und seinem blutjungen, gut 100-jährigem Novizen wird dabei ein ganzes Königreich zum Spielball einer Wette.

INHALT:
Der gutmütige König Re Hamil (Mathieu Carrière) ist in großer Not, denn seine Frau WWW blieb bisher kinderlos. Ein Erbe ist jedoch bitte nötig, da sonst sein brutaler Bruder Migal (Thomas Kretschmann) einen Anspruch auf die Krone hat. Deswegen wendet sich der König an dem dunklen Zauberer Epos. Ohne es zu ahnen, wen Re Hamil wirklich vor sich hat, lässt er sich einen Trank brauen, der für das Kinderglück sorgen soll. Und tatsächlich: Seine Frau gebärt einen Sohn. Davon bekommt jedoch Migal Wind und entführt ihn noch bevor man den Erben dem Volke vorstellen kann.

Die Entführung läuft jedoch nicht so wie geplant und der Junge landet bei Dorfvorsteher UUU und seiner Frau, die gerade selbst einen Sohn bekommen haben und auch dieses Baby bei sich aufnehmen. Wieder ist die Not des Königs groß, denn das Volk erwartet die Vorstellung eines Erben. Und so schmiedet er mit der Magd Sarbia (Michaela Merten) den Plan, dass ihre Tochter Mirabella (Anna Falchi) als Erbin der Krone am Hofe aufgezogen wird und sie als ihre Amme immer in ihrer Nähe bleibt.

Die Jahre vergehen und das Gute scheint gewonnen zu haben. Doch nun kommt die falsche Prinzessin ins heiratsfähige Alter. Ganesch, der Novize von Eops, der einst wirklich den Trank gebraut hatte, hofft, dass sich die Prinzessin für den als Findelkind großgezogenen wahren Erben entscheidet. Doch welcher der beiden Söhne ist der Erbe? Leonardo (Lorenzo Crespi) oder Ademaro (Nicholas Rogers)? Nur ihre Mutter, die einst das Baby fand, kennt die Wahrheit.

Zauberer Epos (Max von Sydow) lässt sich mit Gamesh (Simone Ascani)auf eine Wette ein. Siegt das Gute, wird Gamesh aus seinem sklavenartigem Dienst entlassen und darf endlich erwachsen werden. Verliert er jedoch, ist er für immer im Turm des Zauberers gefangen. Doch was Gamesh noch nicht ahnt, hinter der Wette steckt weit mehr. Der Frieden im ganzen Königreich ist in Gefahr, denn dessen Bewohner werden gegeneinander aufgehetzt. Kann der wahre Thronerbe gefunden werden? Und wird die falsche Prinzessin ihr große Liebe finden können?

FAZIT:
Der TV-Zweiteiler DIE FALSCHE PRINZESSIN von Lamberto Bava (DER RING DES DRACHEN) ist ein Märchen, dass nur wenig fantastische Elemente aufweist. Magie ist spärlich und oft nur indirekt gesät und Fabelwesen finden eigentlich auch nur in Form von zu Mensch gewordenen Tieren statt. Vielmehr verstricken sich die Ketten an Ereignissen zu Problemknoten, die sich bis zum Ende des ersten Teiles immer fester ziehen und erst im Laufe des zweiten Filme schwerfällig lösen.

Tatsächlich ist bis zum Ende nicht ganz klar, worauf die Miniserie hinausläuft. Und genau diese Ungewissheit, in die der Zuschauer durch einfache, wie clevere Wendung hineinmanövriert wird, sorgt für Spannung. Die drei Stunden der beiden Teile vergehen dabei fast im Fluge, denn Längen hat DIE FALSCHE PRINZESSIN nur wenige, wie etwa der neckische Frühlingswettkampf unter den jugendlichen Dorfmännern.

Allerdings weist der Minifilmreihe typische Märchenfaktoren auf, die mit der Zeit nerven. Einmal mehr ist es wieder die Prinzessin, die für Kopfschütteln sorgt. Sie reagiert stolz und eitel und trifft selten bei ersten Versuch die richtigen Entscheidungen. Ebenso störrisch ist auch Leonardo, der sich obendrein als Frauenversteher und Gockel-artiger Kämpfer profiliert. Selbst sein Kampf mit dem Schurken Migal, der stereotypisch fies vom deutschen Schauspieler Thomas Kretschmann dargestellt wurde, wirkt so leichtfüßig, dass der harte Kampf des Helden auf seinem Weg zum Happy End ad absurdum geführt wird.

Vielmehr liegen die Sympathien mehr auf der Rolle des Bruder: als einfühlsamer Künstler und Naturkenner handelt er nicht aus dem Affekt, sondern mit Hilfe seines Verstandes. Allerdings gibt man ihm in DIE FALSCH PRINZESSIN selten Zeit, diese Stärken voll auszuspielen. So wird er jedes Mal, wenn er sich auch mutig dem Bösen in dem Weg stellen möchte, von seinem übereifrigen Bruder überholt zu zurückgelassen – eine seltsame, unpädagogische Aussage für ein Märchen. Schließlich sind es vor allem die vermeintlich schwachen, die am Ende über das Böse triumphieren.

Novize Gamesh und seine tierischen Mitgefangenen im Turm des bösen Zauberers sorgen hingegen für den humorigen Part im Film. Fast zu schade, dass sie nur Randfiguren bleiben. Man hätte sich eher einen Film aus der Perspektive des Zauberlehrling gewünscht, bei dem auf eine Liebesgeschichte verzichtet werden kann. Doch statt dessen ist DIE FALSCHE PRINZESSIN mal wieder genau das: eine kompliziert-fantastische Romanze, bei der zickige Prinzessinnen sich mit Machohelden schreiten, nur um am Ende doch auf verquere Weise ihr Glück zu finden.

Insgesamt ist DIE FALSCH PRINZESSIN ein kurzweiliges Märchenvergnügen mit leichten Schwächen, die jedoch nur jene Betreffen, die mit solchen Liebesgeschichten nicht viel anfangen können. Alle anderen Zuschauer dürfen sich gerne verzaubern lassen und werden ihren Spaß an diesem 90er Jahre Märchen haben.

DIE FALSCHE PRINZESSIN ist seit dem 07.10.2016 auf DVD und Blu-Ray im Handel erhältlich.

von Jörg Gottschling

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial Universum Film 2016

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