All things must pass
DVD & Blu-Ray,  Film,  Kritiken

ALL THINGS MUST PASS (2015)

Der Aufstieg & Fall von Tower Records

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Es war ein Paradies für jeden Musikfan, der sich verstanden fühlen wollte: Die Läden von Tower Records boten alles, was man sich nur wünschen konnte – und dass zu sehr moderaten Preisen. Wer dort ankam, fühlte sich aufgenommen. Doch ALL THINGS MUST PASS zeigt, dass selbst das Paradies irgendwann immer endlich ist…

INHALT:
Alles begann in Sacramento mit einem kleinen Drogerie-Geschäft des Vaters in einem alten Theater, dass anfing Schallplatten zu verkaufen. Aus einer kleinen Ecke im Shop, wurde bald eine eigene Abteilung und schließlich 1960 ein eigener Plattenladen – einer der ersten seiner Zeit.

Tower Records war geboren und nicht aufzuhalten. Das Besondere am Konzept der Kette war nicht nur, dass es auf einer riesigen Verkaufsfläche tausende von Platten gab, sondern es waren die Mitarbeiter, die Tower Records eine Seele gaben. Sie wussten zu feiern, aber sie verstanden auch eine Menge von Musik. Aus einem Experiment wurde eine schnell wachsende Ladenkette inklusive eines eigenen Musikmagazins („Pulse!“), die sich zunächst an der Westküste, dann auch an der Ostküste und schließlich über die ganze Welt bis nach Japan erstreckte.

Dabei macht Tower Records alle Höhen und Tiefen des Filmbusiness in einem halben Jahrhundert mit, passte sich dabei wie kein zweiter immer an die modernen Begebenheit an und scheiterte letztendlich an dem Ehrgeiz, immer weiter expandieren zu wollen.

FAZIT:
Die Dokumentation ALL THINGS MUST PASS von Colin Hanks nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise durch fünfzig Jahre Musikgeschichte. Der Film zeichnet diese anhand einzelner Stationen der Firmenentwicklung von Tower Records nach. Tower Records hat sich auf den Verkauf von Musik spezialisiert und war bis zum Konkurs 2006 eine der populärsten Ladenketten der Welt.

Die Mitarbeiter von Tower Records erlebte in den 46 Jahren Firmengeschichte den Aufstieg der Musikindustrie aus nächster Nähe. Der Kern der Dokumentation liegt daher folgerichtig genau in diesen Persönlichkeiten, die einst das Unternehmen zu dem machten, was es damals war. Im Zentrum steht Russell Solomon, der Gründer von Tower Records. Ein Mann der einen Traum, aber keinen wirklich Plan hatte.

Anekdoten über ausschweifende Abend in den heiligen Hallen der Musik gehören ebenfalls zu den Erzählungen der einstigen Mitarbeiter von Tower Records, wie Geschichten über die Hassliebe der beiden Geschäftsführern. Archivfotos und alte Filmaufnahmen untermalen die zahlreichen Interviews, in denen auch Größen aus dem Musikbusiness zu Wort kommen: So erzählt Elton John von seinem Ritual, im Tower Records Store in San Fransisco seine Plattensammlung zu erweitern, während Bruce Springsteen über die Bedeutung von Tower Records für die Musikindustrie philosophiert. Und David Grohl, Schlagzeuger von Nirvana und Frontmann von den Foo Fighters, erklärt, warum er so gerne dort gearbeitet hat.

ALL THINGS MUST PASS besticht neben der informativen Ebene vor allem durch ihre unterhaltsamen Elemente. Der Film beweist, dass ein wenig Glanz der alten Sex, Drugs und Rock’n’Roll-Ära wohl auf die gesamte Musikbranche inklusive jedweder Peripherie abfärbte. Denn das gewagte Experiment „Tower Rocords“, wurde geführt von einer Hand voll Rüpel, Taugenichtse, Suffköpfe und Teilzeit-Studenten – so scheint es zumindest. Doch genau diese laissez faire-Haltung vom Leben bracht Tower Records den Ruf, den es von anderen Geschäften absetzte. Denn wer dort reinkam, wurde für einen kurzen Moment ein Teil einer großen Familie von Musikbegeisterten.

Doch ALL THINGS MUST PASS macht leider auch deutlich, dass Learning by Doing nicht ausreicht, um ein weltweites Unternehmen zu führen. Mit Leidenschaft kann man ein Unternehmen vielleicht groß machen, aber nur mit Profis bleibt es auch oben. Wirklich schade, denn die Dokumentation zeigt, dass die Menschen hinter Tower Records keinesfalls naiv waren. Vielmehr hatte sie Herz und eine Vision von etwas ganz wunderbaren, dass die ganze Welt im Geiste vereint. Doch die technischen Entwicklung im Musikvertrieb und die raffgierige Kommerzialisierung der Musikbranche, die in den 1990er Jahren ihren traurigen Höhepunkt erreicht hatte, gepaart mit einer aufkommenden und unaufhaltsamen Internet-Piraterie und vielen falschen Firmenentscheidungen brachten eine der sympathischsten Musikketten zum Fall.

ALL THINGS MUST PASS ist eine sehenswerte, kurzweilige Dokumentation für alle Musik-Nostalgiker: Für die einen mag er vielleicht banaler Special Interest sein, für die anderen ist er jedoch ein Stück moderne Kulturgeschichte. In jedem Fall ist er aber durch und durch authentisch und sympathisch. Die Dokumentation wurde nicht synchronisiert und liegt nur in englischer Original-Tonspur und mit deutschen Untertitel vor – immer eine gute Entscheidung, wenn es um Filme dieser Art geht. ALL THINGS MUST PASS ist seit dem 19.05.2016 auf DVD im Handel erhältlich.

von Jörg Gottschling

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial Universal Pictures 2016

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