The Nice Guys
Kinokritik,  Kritiken

THE NICE GUYS (2016)

Polyester, Alkohol und tote Vögel

Shane Black schrieb 1987 LEATHAL WEAPON, einen Klassiker des Buddy-Film Genres. Knapp 30 Jahre später schafft er, nach dem gleichen Rezept, mit THE NICE GUYS einen Hit des Kinojahres. Warum und wieso? Das erzähle ich euch jetzt.

INHALT:

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Die Stadt der Engel in den 1970er Jahren. In Los Angeles beginnt die Pornoindustrie weite Teile zu übernehmen. Und auch insgesamt werden Regeln und Moral eher als empfohlen Richtlinien angesehen, an die man sich nicht zwingend halten muss. Auch Privatdetektiv Holland March (Ryan Gosling) nimmt seine Arbeit nicht wirklich ernst, am liebsten lässt er sich fürs Nichtstun bezahlen. Auftragsschläger Jackson Healy (Russell Crowe) soll der jungen Amelia (Margaret Qualley) dabei helfen, nicht gefunden zu werden, March soll sie finden.

So kreuzen sich die Wege der beiden Männer nicht gerade auf angenehme Weise. Healy bricht March den Arm, damit dieser aufhört, nach der Frau zu suchen. Dann dreht sich aber das Blatt, die beiden müssen sich unerwartet zusammenraufen und Amelia gemeinsam wiederfinden, bevor es die Männer tun, die man nicht unbedingt als „nice guys“ bezeichnen kann. Auf ihre Jagd durch LA werden sie von Marchs pubertierenden, altklugen Tochter Holly (Angourie Rice) unterstützt/verfolgt. Was als recht simpler Auftrag begann, entpuppt sich schnell als eine Multi-Milliarden-Dollar-Verschwörung, die sich über die Autoindustrie bis in die höchsten Kreise erstreckt.

FAZIT:

Vom Drehbuch, Dialog, Setting und Casting her gesehen, ist THE NICE GUYS definitiv ein gelungener Film. Shane Black und Koautor Anthony Bagarozzi haben im Drehbuch schon fast alles richtig gemacht. Die Handlung ist in den 1970er Jahren verortet und da muss sie auch hin. Der Smog in Los Angeles tötet die Vögel, die Autoindustrie interessiert sich nicht dafür. Die Pornoindustrie, die damals Los Angeles veränderte, bietet bunte Schauplätze. Die beiden Charaktere gehen auf eine Schnitzeljagd durch den Polyesterdschungel der Zeit. Die 70er Jahre sind auch rein optisch einfach eine Freude. Pornopartys, Hawaii-Hemden und grelle Farben dominieren das Kinobild und machen von der ersten Sekunde an Spaß.

Die beiden Protagonisten haben auch in bester Buddy-Film Manier eine großartige Chemie. Russell Crowe (NOAH; 2014/ MAN OF STEEL; 2013) überzeugt als der alternde, aber doch irgendwie liebenswerte Schläger, der zumindest noch Werte vertritt. Crowe legte für die Rolle einiges an Gewicht zu. Er verleiht seinem Healy eine Müdigkeit und Schwerfälligkeit die spürbar macht, dass er seine beste Zeit bereits hinter sich gelassen hat. Er bildet damit einen sehr guten Kontrast zu Ryan Goslings March. Er ist ein Weichei, weinerlich und hat von so etwas wie einem Kodex auch noch nichts gehört. Ihm geht es nur ums Geld. Wenn man bei Ryan Gosling nur an Filme wie DRIVE, ONLY GOD FORGIVES oder auch CRAZY STUPID LOVE kennt, kommt man gar nicht darauf, dass er so einen Schwächling spielen kann, aber er schafft das mit links.

Eine grandiose Entscheidung der Autoren war, in meine Augen, einen dritten Charakter einzuführen, der das Duo ergänzt. Marchs altkluge Tochter Holly, die mit ihren 13 Jahren schon mal als Chauffeurin ihres Vaters eingesetzt wird, liefert die nötige Intelligenz, Schlagfertigkeit und vor allem ein Gewissen, das für die Handlung wichtig ist. Angourie Rice kann ohne Probleme mit den etablierten Stars mithalten, von ihr wird man bestimmt noch hören.

Auch filmästhetisch ist der Film sehr erfrischend. Dem Zuschauer wird Zeit gegeben, Bilder zu erfassen. Das zeigt sich bereits in den ersten Szenen, in denen ohne viele Schnitte der Autounfall gezeigt wird. Ich weiß es sehr zu schätzen, wenn man nicht mit zu viel Wackelkamera und Schnitten alle paar Sekunden überfordert wird.

THE NICE GUYS läuft seit dem 02.06.2016 in den deutschen Kinos und ist für mich ein durch und durch gelungener Film. Wenn überhaupt Abzug, dann nur, für kleine Schwächen in der Handlung. Die Dialoge im Original bügeln die aber wieder aus.

von Sarah Binder

Bewertung:
banane_ranking_4.5

Quelle: Pressematerial Warner Bros. 2016

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Ich hab was mit Medien studiert und liebe Bananen. Keine Frage also, dass ich für den Filmaffen über die Welt der Filme und Serien berichte.

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