The Ranch - Staffel 1 - Kritik
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THE RANCH – Staffel 1 (2016)

Bier, Frauen & Familie

Die Netflix-Sitcom THE RANCH überzeugt gleich in der ersten Staffel mit viel Wortwitz, derben Humor und einer Menge Alkohol: Mitten im Nirgendwo der USA leben noch echte Männer, die morgens früh aus dem Haus gehen, auf die Felder ziehen und mit ehrlicher, harter Arbeiter ihr Geld verdienen. Willkommen auf THE RANCH – einem Ort, an dem Weicheier und Tagträumer eigentlich keinen Platz haben, aber man kann seine Söhne ja nicht einfach so vor die Tür setzen…

INHALT:
Colt Bennett (Ashton Kutcher) passte irgendwie nie ganz zum Rest seiner Familie. Statt die Ranch seiner grummligen old-school-Daddy mitzubewirtschaften, entschloss er sich für eine mittelmäßige Football-Karriere. Immerhin war er einst der gefeierte Star der Highschool-Mannschaft und eine örtliche Berühmtheit. Doch die Zeiten sind lange vorbei und auch seine Sportlerlaufbahn läuft bei weitem nicht so, wie er es sich einst vorgestellt hat.

Als er halb geläutert nach Hause zurückkehrt, wird er von seinem Vater und seinem älteren Bruder Jameson ‚Rooster‘ Bennett (Danny Masterson) nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Immerhin hat er die Familie im Stich gelassen. Nur seine Mutter Maggie (Edbra Winger), die seit Jahren eine Bar im Ort betreibt und von seinem Dad Beau (Sam Elliott) mehr oder minder getrennt lebt, freut sich über seine Rückkehr.

So ist das eben. Kehrt man zurück holen einem die Familienprobleme ein. Doch nicht nur die: So trifft Colt seine Ex-Freundin Abby (Elisha Cuthbert) wieder, die nun mit dem größten Looser der Stadt glücklich zusammen ist. Gut, dass er eigentlich nur auf der Durchreise ist und bald wieder weg will. Als er jedoch erfährt, wie schlecht es um die Familienranch wirklich steht, beschließt er, sein Lotterleben als Football-Profi aufzugeben und mitanzupacken. Denn egal wie groß der Zwist ist, am Ende hält man als Familie immer zusammen.

FAZIT:
Eine Familie voller Mitglieder, die sich von einander entfernt haben und doch dem anderen auf ihre verschroben-distanzierte Art zur Seite stehen: Nach FULLER HOUSE haut Netflix direkt den nächsten Sitcom-Hit heraus. Und der hat wahrhaftig eine Menge Potential für eine lange Halbwertzeit. THE RANCH verzichtet dabei auf große Kulissen und eine aufwändige Produktion, sondern besinnt sich auf süffisante Dialoge, die sitzen. Denn die Serie lebt vom boshaft-neckischen Bruderkonflikt und von einem grummelig-distanzierten Vater, der aus seiner harten Schale nur selten herauskommt.

Es erwartet den Zuschauer eine gelungene Figurenentwicklung, die zwar überspitzt ist und durchaus auch ins Klischee abwandert, aber trotzdem auch seinen authentischen Kern hat. Ein absoluter Pluspunkt in der derzeitigen Sitcom-Landschaft, in der gerade die Figurenentwicklung zugunsten der tausendsten, schlechten Pointe zu kurz kommen.

THE RANCH ist eine kleine Reunion zweier Darsteller aus DIE WILDEN SIEBZIGER – nur das ihre Rollen diesmal umgekehrt proportional ausgeprägt sind. Denn diesmal spielt Masterson den Trottel, während Ashton Kutcher den cleveren Part einnimmt. Beide ergänzen sich auch diesmal in ihren Rollen auf wirklich sehr amüsante Weise. Jede geschriebene Pointe sitzt und man merkt, dass die Chemie zwischen den beiden auch privat befreundeten Schauspielern sich in THE RANCH übertragen hat.

Der eigentlich Star der Sitcom ist jedoch ein anderer: Sam Elliott in seiner Rolle als Familienoberhaupt macht einfach richtig Spaß und erinnert ein Wenig aus Foremans Dad aus den WILDEN SIEBZIGERN, nur dass er seine Rolle noch mal auf eine neue Ebene hievt. Seine Rolle ist der Inbegriff von Spaßbremse. Er spielt einen bodenständigen, schrulligen, grummeligen Cowboy der alten Schule, für den ein kalter Platz am erloschenen Lagerfeuer schon der Inbegriff von Erholung ist und der mit neumodischer Trends, wie Fernseher und Mandelmilch, nicht viel anfangen kann. Dementsprechend ist auch seine Abneigung gegen das verweichlichte Verhalten seiner beiden Söhne, die eh nur Frauen und Bier im Kopf zu haben scheinen.

Bier und Frauen dominieren tatsächlich das Geschehen. So wird jeden Abend auf ein Bierchen in Mamas Bar vorbeigeschaut und vor allem Colt hat ordentlich Probleme mit seinen Frauen. So ist er noch nicht wirklich über seine Ex-Freundin Abby hinweg, beginnt jedoch gleichzeitig eine Affäre mit einer gerade einmal 18-jährigen, die obendrein auch noch eine Schülerin von Heather (Kelli Goss) ist. Neben dem derben Humor sind also auch kleine und großen Krisen vertreten, die sogar auch ins dramatische abwandern können. So balanciert die Serie zwischen Witz und Ernst hin und her und gibt der Handlung und den Figuren mehr Tiefe. Eine wirklich gute Mischung, die diese Serie souverän umsetzt und dadurch aufwertet.

Das einzige Manko: THE RANCH ist eine komplette Studio-Produktion. Das bedeutet, dass sie komplett in Studio-Kulissen spielt, aber eigentlich auch Außenaufnahmen suggeriert. Diese künstliche Welt fällt vor allem vor der Tür der Ranch auf und nimmt der Serie ein Wenig ihre Illusion. Dennoch wiegt dieser Punkt nicht schwer, da (wie bereits deutlich gemacht) das Zwischenspiel der Figuren im Vordergrund steht.

THE RANCH ist eine herrliche und ehrliche Sitcom, die trotz ihrer einfachen Charaktere und günstigen Produktion wirklich sehr unterhaltsam und kurzweilig ist. Die erste Staffel mit ihren zehn Folgen kann (und sollte auch) auf Netflix angeschaut werden.

von Jörg Gottschling

Bewertung:
banane_ranking_4.5

Quelle: Pressematerial Netflix

Moin! Ich bin der Filmaffe. Den Blog hab ich mir ausgedacht. Als Filmjunkie, Digital Native & Medienprimat ist mein natürlich Habitus der Bildschirm und alles, was sich darin befindet.

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