STAR WARS-Fans geht es seit dem letzten Jahr wieder richtig gut. Nachdem Disney seinen ersten STAR WARS-Film 2015 anlaufen ließ, wird uns nun mit ROGUE ONE – A STAR WARS STORY der erste Film der sogenannten „Anthology Series“, die sich mit Spin Offs außerhalb der bekannten Filmlinie beschäftigt, präsentiert. Wie sich der Ableger so schlägt, erfahrt ihr in dieser Kritik.
INHALT:
Die Handlung von ROGUE ONE: A STAR WARS STORY siedelt sich zwischen EPISODE III – DIE RACHE DER SITH und EPISODE IV – EINE NEUE HOFFNUNG an. Die Jedi-Ritter sind größtenteils ausgelöscht und das galaktische Imperium herrscht über das gesamte Universum. Eine kleine Gruppe von Rebellen, die eher zufällig aufeinandertrifft, schließt sich zusammen, um den Kampf mit den unterdrückerischen Herrschern aufzunehmen. Mittendrin: Jyn Erso (Felicity Jones, DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT), die Tochter von Galen Erso (Mads Mikkelsen, CASINO ROYALE, HANNIBAL). Galen arbeitet widerwillig für das Imperium und ist entscheidend für den Bau des Todessterns verantwortlich, einer Superwaffe, die einen ganzen Planeten binnen weniger Sekunden auslöschen kann.
Der zuständige Direktor Orson Krennic (Ben Mendelsohn, THE DARK KNIGHT RISES) buhlt um die Gunst seiner Vorgesetzten, während Jyn von den Rebellen um Cassian Andor (Diego Luna, ELYSIUM) für den Auftrag angeworben wird, ihrem Vater die Baupläne des Todessterns zu entlocken. Hilfe erfährt sie hierzu von Chirrut Imwe (Donnie Yen, IP MAN, BLADE II), Baze Malbus (Jiang Wen, ROTES KORNFELD), Bodhi Rook (Riz Ahmed, FOUR LIONS, JASON BOURNE) und dem Droiden K-2CO (Alan Tudyk, VAIANA, ZOOMANIA).
FAZIT:
ROGUE ONE – A STAR WARS STORY scheint der erwachsenste, kompromissloseste und gnadenloseste Film der gesamten Reihe zu sein. Und macht dabei alles richtig! Denn ROGUE ONE spielt in einer Epoche, in der jegliche Hoffnung innerhalb des STAR WARS Kanons erschöpft zu sein scheint. Erinnern wir uns an das Ende von DIE RACHE DER SITH: Die Republik ist zerfallen, das Imperium entstanden, Darth Sidious und Darth Vader haben das Kommando, fast alle Jedi-Ritter sind tot und fast alle Planeten werden unterdrückt. Da bleibt nicht viel Platz für Humor, und das zeichnet ROGUE ONE aus.
Die Schauplätze sind teils kahl, trostlos und nicht so prächtig, wie man es aus den anderen STAR WARS Teilen kennt. Die Bevölkerung scheint ausgelaugt, der Grundton ist pessimistisch. Nur die Rebellengruppe um Jyn Erso bringt etwas (schwarzen) Humor ins Spiel und versucht, das Beste aus seiner Situation zu machen.
Der bereits erwähnte pessimistische Grundton spiegelt sich auch im Handlungsverlauf wieder. Ohne zu spoilern möchten wir euch darauf hinweisen, dass der traurige Teil den positiven Part überwiegt und es keinen klassischen Ausgang gibt. Und das ist genau das, was STAR WARS oftmals gefehlt hat. Nicht umsonst ist EPISODE V – DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK einer der beliebtesten Teile der Filmreihe. Denn er ist fies, böse und rücksichtslos. ROGUE ONE toppt das teilweise schon. Es gibt keine Jedis, keine Macht-Tricks und überstarke Helden. Es sind Kämpfer, die gegen einen übergroßen Feind antreten und sich zur Hoffnung zwingen müssen.
Dass oftmals erwähnte Phänomen, dass ROGUE ONE eher Kriegsfilm als Science Fiction ist, ist etwas übertrieben. Denn wie der Zusatztitel schon verrät, ist ROGUE ONE weiterhin eine echte STAR WARS STORY, die eben zu dunklen Zeiten spielt.
Die Kriegsorte sind oft geopolitisch geprägt. Von Wüstenlandschaften (Irak) bis Dschungel (Vietnam) ist alles vertreten und gibt dem Film einen realistischen Touch, der allerdings nicht abgeguckt ist. Der internationale Cast überbringt ebenfalls eine positive Message: Die Gruppe ist bunt zusammengewürfelt, wir haben Asiaten, Schwarze und Europäer dabei, die sich gemeinsam einem übermächtigen Feind stellen. Das Imperium repräsentiert weiterhin ein faschistoides System, in dem Fehler nicht erlaubt sind. Unsere Helden hingegen haben ihre Ecken und Kanten. Ob es nun der blinde Mönch Chirrut Imwe (Donnie Yen: Genial!) oder hypernervöse Bodhi Rook ist, die Gruppe ist einfach sympathisch und bildet einen tollen Kontrast zum sterilen Imperium.
A Propos Imperium: Der mittlerweile verstorbene Peter Cushing konnte natürlich nicht für seine Rolle als Grandmoff Tarkin zurückkehren. Anstatt diesen zu ersetzen, lassen ihn die Macher einfach digital wieder auferstehen – und das gelingt ihnen perfekt! Die CGI- Wiedergeburt ist nur selten als solche zu erkennen. Das trifft auch auf einen Protagonisten am Ende des Films zu, aber lasst euch hier überraschen.
Als bekannt wurde, dass Gareth Edwards die Regie von ROGUE ONE übernehmen sollte, war ich sehr skeptisch, war dieser in GODZILLA doch eher Meister darin, Actionszenen zu vermeiden anstatt sie zu zelebrieren. Nicht so in ROGUE ONE. Hier kracht es an allen Ecken und Enden, und besonders das Finale ist an Spannung kaum zu überbieten. Wer hier nicht mitfiebert, scheint mit seinen Gedanken woanders zu sein. Die Action beschränkt sich allerdings nicht nur auf die bekannten Schlachten, sondern dehnt diese auch auf Folterszenen, Häuserkampf und Sprengfallen aus. Der Krieg ist greifbar. Die (logischen) Anlehnungen an die Realwelt sind teilweise stark gewollt und auch glaubhaft. Nehmen wir als Beispiel den von Forest Whitaker (DER LETZTE KÖNIG VON SCHOTTLAND) verkörperten Saw Gerrera. Als eine Mischung aus Warlord und militantem Linken scheint er Aidid und Che Guevara zu vereinen. Zum Einen kämpft er für eine gute Sache, schreckt aber vor brutalen Methoden nicht zurück. Die Rebellen- Allianz hat sich von ihm abgewandt, es entsteht eine Untergrundbewegung, die unserer Heldin Jyn Erso aber weiterhilft. Die vielen Facetten sorgen für einen harten, realistischen Touch, der sich angenehm vom Mainstream abhebt, obwohl STAR WARS stets ein Mainstream- Produkt war und ist.
Ist ROGUE ONE überhaupt noch etwas für den STAR WARS-Fan, wenn er sich in so vielen Punkten von seinen Vorgängern unterscheidet? Und wie! Etliche nostalgische Momente, Wiedersehen und Handlungsübergänge sorgen für den perfekten Nerd-Moment, der aber keinesfalls erzwungen, sondern profitabel wirkt. Wenn Darth Vader auf Leinwand auftaucht dann ist er nicht da, um einen Punkt von der Liste zu streichen, sondern weil es die Chronik so verlangt. ROGUE ONE hält hier eine perfekte Balance und das macht ihn so herausragend.
Der große Unterschied zum typischen STAR WARS Abenteuer wird wohl darin liegen, dass nur wenig Kinder geben wird, die sich eine Baze Malbus oder Bodhi Rook-Figur ins Regal stellen werden. Die Helden werden diesmal nicht allzu tief behandelt und arbeiten eben als Untergrund- Kämpfer, denen allzu epische Szenen versagt bleiben. Jyn Erso, toll gespielt von Felicity Jones, wird ihre Fans finden, sorgt aber nicht für Euphorie wie es Rey oder Han Solo machen. Ein großes, aber mutiges Opfer, denn die Macher gehen einen wichtigen Schritt im STAR WARS Universum und zeigen die Galaxie von einer Seite, die besonders die eingefleischten Fans in den letzten Jahren vermisst haben: Einer erwachsenen.
ROGUE ONE: A STAR WARS STORY läuft seit dem 15.12.2016 in den deutschen Kinos.
Hey, ich bin Salih, 28 Jahre alt, kinosüchtig und Serienfreund. Große Epen, Sci-Fi und Independent sind mein Ding - also eigentlich alles. Und wenn ich nicht gerade über Multimedia oder Politik diskutiere, versuche ich selber mal etwas auf die Leinwand zu zaubern. Meistens kläglich.