DIE KOMMUNE (2016)
Zwischen Komödie und tragischem Drama
INHALT:
In den 1970er Jahren: Erik (Ulrich Thomsen) erbt von seinem Vater ein riesiges Haus. Eigentlich will er das Haus verkaufen, weil er sich so einen Luxus nicht leisten kann. Doch seine Frau Anna (Trine Dyrholm) und seine 14-jährige Tochter Freja (Martha Sofie Wallstrøm Hansen) wollen gerne in der Villa leben. Anna überredet Erik, in dem großen Haus eine Kommune zu gründen. So wäre das Geldproblem gelöst und es gäbe wieder etwas mehr Spannung in ihrem Leben. Nur widerwillig stimmt Erik zu.
Kurze Zeit später sind die Freunde für die Kommune gefunden. Erik fühlt sich dort allerdings nicht wohl. Er beginnt ein Verhältnis mit einer Studentin, in die er sich auch verliebt. Aus Angst, Erik zu verlieren, schlägt Anna vor, dass die neue Freundin mit in die Kommune einziehen soll. Erik folgt dem Vorschlag, doch das macht die ganze Situation noch komplizierter. Anna leidet sehr und scheint daran kaputtzugehen.
FAZIT:
DIE KOMMUNE von Thomas Vinterberg (DIE JAGD; 2013/ AM GRÜNEN RAND DER WELT; 2015) beginnt sehr komödienhaft. Das Bilden der Kommune, die Vorstellungsgespräche und das Einleben in der Gemeinschaft gibt viel Stoff für Witz und Komik. Allerdings merkt der Zuschauer früh, dass das mit der Wohngemeinschaft nicht gut gehen kann. Zunächst vermutet man, dass Erik der Leidtragende ist, denn er ist derjenige, der die Kommune nicht wollte und sich damit nicht wohlzufühlen scheint. Mit wenigen filmischen Mitteln wird deutlich gemacht, dass er dort zu sehr untergeht und nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die er braucht.
Doch dann bringt der Film die raffinierte Wende: Erik beginnt eine Affäre, die durch sein unbefriedigendes Leben in der Kommune sehr plausibel motiviert ist. Und plötzlich ist es nicht mehr – wie man es zu Anfang vermutet hat – die Frau, Anna, die sich in der Beziehung entfremdet, sondern der Mann, Erik. Die komödienhafte Leichtigkeit, die DIE KOMMUNE zu Beginn noch hatte, weicht nun einer Tragik, als Anna an der neuen Beziehung ihres Mannes kaputtgeht. Dabei geht der Film sehr klug vor, wenn er den vermeintlich Entfremdeten plötzlich zu dem macht, der entfremdet.
Eine besonders interessante Figur dabei ist die 14-jährige Tochter Freja. Sie spricht kaum im Film, doch sie ist oft präsent, dominiert in zentralen Nahaufnahmen mit ihrem Gesicht und ihren Locken den Bildraum. Sie ist die stille Beobachterin, die jede Gefühlsregung in der Kommune zu spüren scheint, von Freude über Verzweiflung bis zu tiefster Trauer und Unglück. Und sie ist als Kind des getrennten Paares diejenige, die am meisten unter der Trennung leidet. Doch durch ihre mitfühlende Art, mit der sie jede Emotionsänderung des Gegenübers genau zu spüren scheint, ist sie auch diejenige, die ihre Mutter vor der großen Katastrophe bewahrt.
Der plötzliche Sinneswandel zum Schluss ist dabei etwas – nun ja – zu plötzlich geraten. Wie um das wiedergutzumachen, muss letztendlich doch jemand an Liebeskummer sterben – stellvertretend, so scheint es. Ist das Ironie? Oder ein Symbol? Oder war das schlicht die einfachste Lösung für ein Ende? So oder so ist DIE KOMMUNE alles in allem ein gelungener Film zwischen Komödie und Tragödie – auch wenn die Wohngemeinschaft nicht ganz so grenzenlos freizügig rüberkommt, wie sie wohl gerne erscheinen würde.
Drei Interviews mit dem Regisseur und den Hauptdarstellern sowie Trailern als Extras bestücken die DVD angenehm reichlich. Ab dem 25.08.2016 ist der Film im Handel erhältlich.
von Benjamin Wirtz
Bewertung:
Quelle: Pressematerial Prokino Home Entertainment 2016
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