Der kleine Tod - Filmkritik
DVD & Blu-Ray,  Kritiken

DER KLEINE TOD (2015)

Schwarz, morbide, bitterböse

 

„Der Kleine Tod“ (frz.: „La petite mort“); umgs. für den menschlichen Orgasmus. Niedlicher, aber auch morbider, könnte man die wohl schönste Nebensache der Welt nicht umschreiben. In der gleichnamigen Komödie nimmt diese ungewöhnliche Form des Todes eine ganz besondere Rolle ein und öffnet die Tür zu den geheimen, ungewöhnlichen Vorlieben vorstädtischer Paare…

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Jeder hat seine kleinen Geheimnisse und Vorlieben, doch nicht jeder wagt es, diese auch auszusprechen. In DER KLEINE TOD darf der Zuschauer in das Leben einiger Paare hinschauen, die vor dem Problem stehen, sexuell unerfüllt zu bleiben oder ihre Wünsche offen auszuleben:

So wünscht sich eine Frau nichts sehnlicher, als ein Kind mit ihrem Mann zu machen. Doch trotz vieler Bemühungen blieb der Erfolg bisher aus. Auch das Sexleben leidet darunter. Wann sie ihren letzten Orgasmus hatte? Wer zählt schon! Als der Schwiegervater jedoch stirbt und Tränen auf den Wangen ihres Mannes nach unten perlen, regt sich plötzlich wieder etwas in ihren Lenden. Ihr wird bewusst: Wenn man Leid erzeugt, kann man Lust erfahren.

Ihre Freundin äußert hingegen einen ganz anderen Wunsch: Sie möchte vergewaltigt werden. Natürlich nur von ihrem Freund. Doch sie möchte weder wissen, wann oder wo dies passiert – gar nicht leicht, so etwas glaubhaft, künstlich zu erzeugen.

Ein übermüdeter Ehemann verzweifelt hingegen an seiner cholerischen Frau. Sie brüllt und ist enttäuscht von diesem Versager. Er liebt sie dennoch – vor allem wenn sie schläft. Das macht ihn geradezu an. Und dann ist da noch eine Gebärdendolmetscherin im Call Center, die einem Taubstummen einen Anruf bei einer Sex-Hotline ermöglichen soll. Das kann doch eigentlich nur peinlich werden – oder den Beginn einer wundervollen Freundschaft bedeuten.

Ganz nebenbei und scheinbar unbemerkt zieht auch noch ein ehemaliger Sexualtäter in die Nachbarschaft. Mit leckeren, selbstgebackenen Keksen bewaffnet, muss er sich und seine Vergangenheit bei seinen neuen Nachbarn vorstellen. Die jedoch kämpfen mit Eheproblemen und merken nicht, dass der kleine Tod nicht nur eine wohltuende Angelegenheit für den Körper sein kann, sondern zunehmend auch das Ende einer Beziehung einzuleiten vermag.

FAZIT:

Die einzelnen Geschichten sind Episoden, die im Laufe der Handlung ineinander gewoben werden und auf einen finalen, katastrophalen Höhepunkt hinauslaufen. Dabei hängt sich DER KLEINE TOD von Regisseur Josh Lawson jedoch zu sehr an seinem Grundthema auf. Der Akt als solcher steht im Vordergrund zu Gunsten einer guten, durchgehenden Story. Durch den ständigen Wechsel zwischen den einzelnen Geschichten wirkt der Film recht flatterhaft und unruhig. Obendrein neigt der Zuschauer zur Fremdscham. Letzteres ist ein gewolltes und gelungenes Stilmittel von DER KLEINE TOD, das jedoch einen unterhaltsamen Filmabend verhindert.

Man ist sich nie sicher: Ist das komisch oder einfach nur peinlich? Wahrscheinlich irgendwie beides. Es bleibt jedoch immer ein bitterböser Beigeschmack, der nicht selten in eine Schockstarre mündet. Ist DER KLEINE TOD wirklich eine Komödie? Eigentlich nicht, denn man erwartet in jeder Minute mehr etwas unfassbar Schlimmes, das mit dem Filmgenre bricht. Es wäre einer dieser Twists gewesen, der aus einem Film mit peinlichem Grundthema etwas außergewöhnlich Gutes gemacht hätte. Leider bleibt dieser Cineast-Wunsch unerfüllt, wenngleich das Ende einem unerwartet zurücklässt.

Der Situationskomik steht hier eine sehr ernste Seite gegenüber. Denn im Grunde befinden sich alle Paare in einem Dilemma (sogar teilweise in einer ernstzunehmenden, körperlichen Gefahr), aus dem sie nur schwer herauskommen. Die Beziehungen zu den Partnern stehen auf der Kippe und laufen durch die sexuellen Vorlieben Gefahr endgültig zu zerbrechen. Das Thema „Sex“ wird dabei sehr ausführlich und keineswegs platt in die Handlung integriert.

Fast niedlich wirkt jedoch die Darstellung des Leitmotivs. Auf eine unverfänglich unschuldige Art erzählt, entdecken und offenbaren die Menschen ihre unkonventionellen Vorlieben jenseits der Missionarsstellung. Aus dem klassischen Rein-Raus-Spiel werden brutal anmutende Rollenspiele über Vergewaltigungen und ein tränenüberströmter Trostsex, der dem angestaubten Sexualleben eines jungen Paares neuen Antrieb beschert. Damit spielt DER KLEINE TOD mit Extremen, die mit viel Humor unterlegt werden, jedoch auch viele Menschen anzüglich und abstoßend wirken könnten. Diese schwarzhumorige Seite ist die große Stärke des Films.

DER KLEINE TOD ist wie eine Domina mit süßen Kulleraugen, die dem Zuschauer eine bunte, manchmal etwas unausgewogene Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche serviert. Für den einen bedeutet dies ein unglaubliches Leid durch Fremdscham, für den anderen könnte der Film eine Freude größten Glücks bedeuten. Wie im Sexleben so ist es eben auch beim Filmkonsum: am Ende steht der eigene Geschmack – und der ist bekanntlich immer verschieden.

Die französische Komödie DER KLEINE TOD ist seit dem 28.08.2015 auf DVD und Blu-Ray im Handel erhältlich.

von Jörg Gottschling

Bewertung:

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Quelle: Pressematerial Weltkino Filmverleih/ Universum Film 2015

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