Schwarz auf weiß #24: ED WOOD
Der schlechteste Regisseur aller Zeiten
Diesen Monat gehe ich in der Geschichte nicht allzu weit zurück. Ich möchte den Film ED WOOD von Tim Burton vorstellen. ED WOOD stammt aus dem Jahr 1994, daher ist das schwarz/weiß offensichtlich ein Stilelement und keine technische Gegebenheit. Tim Burtons Besetzung beinhaltete seinen alten Freund Johnny Depp, Sarah Jessica Parker und Martin Landau, der für seine Darstellung einen Oscar bekam.
Kurzinhalt:
1952 schafft es Ed Wood (Johnny Depp) bei dem Film GLEN UND GLENDA Regie führen zu dürfen. Es ist ein Film über eine Geschlechtsumwandlung, ein Thema, das ihn selbst sehr interessiert. Obwohl er kaum finanzielle Mittel zur Verfügung hat, kann er den Dracula-Darsteller Bela Lugosi (Martin Landau) davon überzeugen, in seinem Film mitzuwirken. Dieser wird jedoch ein Misserfolg und auch dem nächsten Film BRIDE OF THE MONSTER blüht das gleiche Schicksal. Daraufhin wird Ed von seiner Freundin verlassen und muss Bela Lugosi in eine Entzugsklinik bringen. Dort lernt er Kathy (Patricia Arquette) kennen und gewinnt wieder Hoffnung. Nach Lugosis Entlassung aufgrund von Geldmangel, dreht Ed mit ihm einige Szenen vor seinem Haus. Kurz darauf stirbt Lugosi aber und Ed muss es schaffen, den letzten Film fertig zu stellen.
ED WOOD ist ein Biopic, allein das ist schon schwer zu glauben. Edward Davis Wood, Jr lebte zwischen 1924 und 1978. Wahrscheinlich war sein Titel als der schlechteste Regisseur aller Zeiten der Grundstein dafür, dass er später einen Kultstatus erlangte. Ganz nach dem Motto: Es ist so schlecht, dass es schon wieder geil ist.
Tim Burton besetzt gerne Johnny Depp, der auf die Rolle des Ed Woods aber auch hervorragend passt. Depp hatte zu der Zeit eine Sinnkrise über die Schauspielerei und erhoffte sich von dem Dreh wieder etwas mehr Spaß an seiner Arbeit zu finden. Es war sein Zusammentreffen mit Martin Landau, das ihm diese Freude wieder zurück gab.
Landaus Leistung in dem Film ist herausragend. Ganz besonders aber ist die Beziehung zwischen Wood und Lugosi auf der Leinwand. Lugosi war alt und drogenabhängig, seine besten Zeiten lagen weit hinter ihm. Vielleicht nur deshalb war es Wood überhaupt möglich, ihn für seinen Film zu gewinnen. Es wurde eine sehr symbolische Beziehung, Wood konnte seinen Film realisieren und Lugosi bekam seinen nächsten Shot. Martin Landau verkörpert Lugosi schonungslos ehrlich. Während Landaus Dankesrede bei den Oscars, dankte er Tim Burton für die Rolle seines Lebens und genau so spielte er sie auch.
Das besondere an ED WOOD ist, dass es für Burton ein leichtes gewesen wäre, den Menschen Wood zu karikieren und ins Lächerliche zu ziehen. Das tat er aber nicht. Burton wäre aber auch gar nicht der Typ dafür. Es geht ihm viel mehr darum, zu zeigen, dass Wood seine Vision auf die Leinwand bringen wollte und nicht bereit war, diese Vision aufzugeben.
Auch Burton musste um Geld kämpfen, um ED WOOD zu drehen. Ein schwarz/weißer Biopic über einen Regisseur, der gerne mal Frauenkleider trägt, versprach nicht unbedingt, ein Kassenschlager zu werden. Aber Burton erzählt eine Geschichte über die Liebe zum Filmemachen, unabhängig vom Resultat. Diese Liebe zum Filmemachen zieht am Ende doch noch die Parallele zu Woods Idol Orson Welles, der diese Liebe auch besaß.
Heute werden Filme häufig nur noch nach den Einspielergebnissen des Eröffnungswochenendes gemessen. So sollte Filmemacher aber nicht funktionieren. Wenn es nur um Geld und Erfolg geht, können die Regisseure auch Banker werden. ED WOOD bereichert auf jeden Fall die Filmabende, an denen es etwas verrückter zugehen darf.