schwarz auf weiß 2
Affentheater

SCHWARZ AUF WEIß #2: Refugees Welcome

das Hollywood der 30er Jahre

Der Titel „Refugees Welcome“ ist natürlich auch zu der damaligen Zeit nicht ganz richtig. Ich habe ihn aber mit Bedacht gewählt um einen kleine Randnote zu geben, dass unser Land vor nicht allzu langer Zeit auch mal in der Position war, von der Hilfe und der Gunst anderer Länder abhängig zu sein.

Über 1500 Filmschaffende verließen während der NS-Zeit Deutschland. Auslöser war zunächst das Arbeitsverbot jüdischer Künstler in Deutschland und später die systematische Verfolgung der Juden. Jedoch verließen nicht nur Juden das Land. Auch andere Künstler wollten sich der Unterdrückung durch das Regime entziehen.

Die USA waren zu dieser Zeit schon die größte Filmindustrie der Welt. Daher ist es nicht überraschend, dass viele jüdische Künstler dort versuchten, Fuß zu fassen. Nicht alle haben Erfolg in den USA gefunden. Viele Schauspieler mussten die ewig bösen deutschen Charaktere verkörpern oder fanden schlichtweg keine Anstellung. Als sich die Einreisebedingungen verschärften, musste man zum Beispiel einen „Sponsor“ finden, der für einen finanziell aufkommen konnte. Jedoch war das Land der unbegrenzten Möglichkeiten für manche die Chance auf eine große Karriere oder zumindest die Fortführung einer vorangegangenen Karriere.

Zum einen wäre da Fritz Lang. Der gebürtige Österreicher wanderte 1934 über Umwege in die USA aus. In der überaus erfolgreichen Filmwelt der 1920er Jahre, wurde er für seine düsteren Stummfilme wie DER MÜDE TOD (1921) gefeiert. Darin versucht eine junge Frau ihren Mann aus dem Reich der Toten zurück zu holen.

Viele dürften seinen bekanntesten Film METROPOLIS (1927) kennen. Dieser gilt heute als ein Klassiker der Filmgeschichte, damals war er aber ein gigantischer Misserfolg. 1931 schuf er mit M noch einen weiteren Klassiker, diesmal aber mit Ton und schon bei Veröffentlichung ein Erfolg. 1936 schuf er in den USA seinen ersten Film BLINDE WUT.

Auch deutsche Schauspielerinnen fanden in den USA Erfolg. Dazu zählen Namen wie Lilli Palmer oder Luise Rainer, die bis heute die einzige Deutsche mit einem Oscar als beste Schauspielerin ist.

Das Glanzbeispiel für deutschen Erfolg in Hollywood ist aber natürlich Billy Wilder. Der jüdische Filmemacher, der auch schon in Deutschland Erfolg hatte, wurde in den USA zum Weltstar. Zusammen mit Ernst Lubitsch, der schon 1922 emigriert war, schrieb er zahlreiche Drehbücher.

Zwar kehrte Wilder nach Ende des 2. Weltkriegs nicht wieder zurück nach Deutschland, aber als einer der ersten Regisseure, drehte er schon kurz nach Ende des Krieges wieder Filme, z.B im zerbombten Berlin A FOREIGN AFFAIR (1948). Marlene Dietrich spielte darin eine der Hauptrollen. Auch Dietrich war Deutsche und verließ Deutschland, aber schon 1930. Ihr „Entdecker“, so sagt man zumindest, war Erich Pommer. Er produzierte 1929 den Film DER BLAUE ENGEL, Marlene Dietrichs erster großer Film. Es zog ihn einige Jahre später für immer in die USA. Nachdem er die amerikanische Staatsbürgerschaft bekam, wurde er sogar Filmoffizier der amerikanischen Regierung. Das führte ihn nach Ende des Krieges zeitweise zurück nach Deutschland, wo er die heute überall bekannte FSK entwickelte. Außerdem bliebe er noch bis in den 1950er Jahre ein gefragter Produzent.

Der amerikanische Traum ist nur sehr wenigen Menschen vergönnt. Ohne Zweifel war Billy Wilder das Erfolgsbeispiel für deutsche Filmschaffende auf der Flucht vor dem Nationalsozialismus. Andere hatten es sehr schwer oder konnten nicht Fuß fassen in Hollywood. Nichts desto trotz half man sich und viele schon etabliert Deutsche unterstützen ihre Landsleute, indem sie für sie bürgten und ihnen Jobs besorgten.

Hollywood kann einem also zwar Erfolg und Reichtum verschaffen, aber dies ist nicht immer von Dauer. Nächsten Monat blicken wir auf zwei Filme, die sich mit Hollywood – Hinter den Kulissen auseinander setzen. Zum einen SUNSET BOULEVARD (1950) von Billy Wilder und zum anderen THE ARTIST (2011). Letzterer ist zwar ein neuer Film aber trotz allem ein Schwarz-Weiß-Film..

von Sarah Binder

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Ich hab was mit Medien studiert und liebe Bananen. Keine Frage also, dass ich für den Filmaffen über die Welt der Filme und Serien berichte.

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