Schwarz auf weiß #11 - THE APARTMENT
Affentheater

Schwarz auf weiß #11: THE APARTMENT (1960)

Das beste Drehbuch aller Zeiten

Billy Wilder, er ist einfach wunderbar. Es ist keine Verwunderung, dass ihm in meiner kleinen aber feinen Rubrik ein ganz eigener Artikel gebührt. Ich hatte schon einiges über ihn im Allgemeinen und über seine Filme geschrieben, aber sein in meinen Augen Meisterwerk ist THE APARTMENT.

Zunächst einmal ein kleiner Rückblick:

Billy Wilder stammte ursprünglich aus einem Ort im heutigen Polen, Galizien. Er wurde am 22.06.1906 unter dem Namen Samuel Wilder geboren. Seine Mutter nannte ihn von jeher aber Billy. Die Familie siedelte nach Wien um, wo Wilder zunächst als Journalist arbeitete. Später ging er nach Berlin, wo er sowohl als Journalist als auch als Ghostwriter für Drehbücher arbeitete. So gelangte er zum Film. Unter anderem war er an dem Film MENSCHEN AM SONNTAG beteiligt. Aufgrund des drohenden Zweiten Weltkriegs floh Wilder erst nach Frankreich und dann, mit der Hilfe eines befreundeten Filmschaffenden, nach Hollywood.

THE APARTMENT

THE APARTMENT feierte seine Premiere 1960 in Los Angeles. Es war für lange Zeit der letzte Film in Schwarz/Weiß, der einen Oscar als bester Film erhielt. Wilder kam durch den Film BRIEF ENCOUNTER von David Lean aus dem Jahr 1945 auf die Idee für das Drehbuch. Erst Jahrzehnte später erhielt der schwarz/weiß Film SCHINDLERS LISTE von Steven Spielberg.

BRIEF ENCOUNTER handelt von zwei verheirateten Menschen, die sich treffen und eine Affäre beginnen. Ein Treffen der beiden findet dabei in dem Apartment eines Freundes des Mannes statt. Wilder fragte sich, wie es wohl dem Mann gehe, der seine Wohnung verliehen hat. Zusammen mit I.A.L. Diamond entwickelte er dann den Plot basierend auf einem Skandal, an den sie sich noch erinnerten. Der Skandal drehte sich um einen Agenten, der ein Verhältnis mit einer verheirateten Schauspielerin hat. Für diese Affäre nutzten sie die Wohnung eines Angestellten der Agentur, dabei wurden sie jedoch von dem Ehemann der Frau erwischt.

Ein weiterer Film, der häufig im Bezug auf THE APARTMENT genannt wird, ist THE CROWD von King Vidor aus dem Jahr 1928. Der Protagonist arbeitet ebenfalls in einem Großraumbüro und versucht, sich nach oben zu arbeiten. Hier steht jedoch der visuelle Einfluss im Vordergrund. Die Anfangssequenz mit den Bildern von New York,einschließlich des Gebäudes und des Großraumbüros, ist ein direktes Zitat aus dem Film. C.C. Baxter (Jack Lemmon), genannt Bud, der Protagonist aus THE APARTMENT, ist die erste Stimme die zu hören ist, während eine Kamerafahrt New York zeigt. Das Kamerabild lenkt den Blick des Zuschauers dann auf ein Hochhaus und geht dann ins Innere des Gebäudes über und zeigt schließlich ein Großraumbüro mit zahllosen Schreibtischen und endet dann auf einem dieser Tische. Baxter, einer der Vielen, der erzählt, dass er hier arbeitet und abends häufig etwas länger bleibt, nicht weil er so ehrgeizig ist, sondern ein Problem mit seinem Apartment hat. Er verleiht es an seine Vorgesetzten, damit diese dort ihre außerehelichen Affären pflegen können.

Ganz uneigennützig geschieht dies allerdings nicht, denn er verspricht sich davon eine Beförderung. Ein unpraktischer Nebeneffekt an diesem Arrangement ist allerdings, dass Baxter sich hin und wieder zwischen Mülltonnen verstecken und die Nächte auf einer Parkbank verbringen muss. Dabei erkältet er sich und kann sich trotzdem nicht in seinem eigenen Bett auskurieren. Bud fühlt sich hingezogen zu der Aufzugführerin Fran (Shirley MacLaine), einer hübschen jungen Frau mit einem kurzen Haarschnitt, die den Ruf hat, sich nicht auf die Angebote der Männer einzulassen. Auch wenn sie ihn ausnutzen, stoßen Baxters Vorgesetzte ihn auf der Karriereleiter nach oben, jedoch immer mit der Warnung, dass sie es auch anders herum handhaben könnten. Nach einiger Zeit erfährt auch Mr. Sheldrake, der Chef der Versicherungsgesellschaft von Baxters Wohnung. Da auch er es mit seiner Ehe nicht allzu ernst nimmt, verlangt er den Schlüssel zum Apartment, zu denselben Konditionen, wie auch die anderen Herren.
An der Weihnachtsfeier der Versicherung muss Baxter feststellen, dass ausgerechnet Fran die Affäre von Mr Sheldrake ist. Während sie am Abend wieder mit diesem in Baxters Wohnung ist, ertränkt Baxter seinen Kummer in einer Bar und nimmt eine Frau mit nach Hause. Dort muss er feststellen, dass Fran bewusstlos in seinem Bett liegt, nachdem sie eine Überdosis Schlaftabletten genommen hat. Mit Hilfe des Nachbarn Dr. Dreyfuss kann er sie retten und kümmert sich um sie.

Als er nach ein paar Tagen zurück zur Arbeit kommt, erfährt er, dass Sheldrake von seiner Frau verlassen wurde und er nun mit Fran zusammen sein möchte. Als Sheldrake Baxters Schlüssel verlangt, weil er seinen nach dem Zwischenfall hat verschwinden lassen, merkt Baxter, dass es so nicht weiter gehen kann.

Nach dem der Film am 21.06.1960 seine Premiere feierte, waren die Kritiken sehr gemischt. Auf der Seite der positiven Kritik stand, dass Wilder es geschafft hatte, einem Tabuthema wie Affären mit einem Augenzwinkern zu begegnen. Einige hielten den Film sogar für die beste Filmkomödie seit MANCHE MÖGENS HEISS. Es gab jedoch auch sehr harsche Kritik mit der Wilder auch nicht gerechnet hatte, denn er hatte zuvor keine Probleme mit der Zensur gehabt. Die Saturday Review nannte den Film ein „dirty fairy tale“. Andere kritisierten, dass Wilder ohne Übergang zwischen Pathos und Slapstick wechselte. Für Wilder war jedoch klar, dass sein Film von hoher Moral sei. Wenn er aber zwei Menschen zeigen wollte, die sich von etwas emanzipieren wollten, dann musste man auch zeigen, wovon sie loskommen wollten.

THE APARTMENT ist ohne Zweifel einer meiner Lieblingsfilme. Baxter ist so ein großartiger Charakter, der so viel Komik transportiert und dabei doch so vielschichtig ist. Ich kann immer wieder lachen, egal wie oft ich den Film schon gesehen habe. Immer zu empfehlen für jede Lebenslage.

Von Sarah Binder

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Ich hab was mit Medien studiert und liebe Bananen. Keine Frage also, dass ich für den Filmaffen über die Welt der Filme und Serien berichte.

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