Schwar auf weiß #10 - Manhattan
Affentheater

Schwarz auf weiß #10: Woody Allen und sein MANHATTAN

Eine Symphonie in Schwarz-Weiß

Woody Allen ist ein Ausnahmeregisseur. Seit Jahrzehnten ist er aktiv und schreibt und dreht in kurzen Abständen immer neue Filme. Kaum ein Regisseur hat so viele Filme gemacht wie er. In einigen Filmen hat er sich selbst für die Hauptrolle besetzt, um eine Kunstfigur auf die Leinwand zu bringen, die er schon früh in seiner Karriere für die Bühne entwickelt hat – den Stadtneurotiker.

Diesen hatte Allen, der 1935 in – wo sonst – New York geboren wurde, schon früh erfunden und ihn zunächst im Stand-Up Comedy Bereich getestet. Im Rahmen dieser Figur berichtete er von seinem Alltag; er schwankte dabei zwischen tiefsinnig und banal, was den Zuschauern gefiel. Außerdem verstand er es, durch die Ironie in seinem Auftreten und seinen Beziehungsproblemen, von denen er immer wieder berichtete, ein Spiel mit Geschlechterrollen zu betreiben. Die wiederkehrenden Motive seiner Filme sind Dreiecksbeziehungen, Moral oder Liebe.

Woody Allen hat mehrere Filme in schwarz-weiß gedreht, aber ich möchte mich heute auf sein Meisterwerk MANHATTAN konzentrieren. Im Zeitalter der Hipster nutzen wir doch alle gerne schwarz-weiß Fotos, denn jeder weiß, dass es einfach besser aussieht. Allen hat schon in den 70er Jahren gewusst, dass seine Liebeserklärung an New York am besten in schwarz-weiß funktioniert.

MANHATTAN erschien bei United Artist am 25. April 1976. Der Film beginnt mit einer Montage von Bildern des New Yorker Stadtteils Manhattan. Dazu hört man Rhapsody in Blue von George Gershwin, dessen Musik noch häufiger im Film zu hören ist. Woody Allen, alias Isaac Davis, liest aus dem Off immer wieder den Anfang seines Buches vor, an dem er gerade schreibt. Da er aber jedes Mal unzufrieden mit seinen Worten ist, fängt er mehrmals von vorne an und formuliert vollkommen neue Anfänge. Kurz darauf befinden wir uns in einem Restaurant, wo bereits vier Charaktere eingeführt werden. Die Stimme aus dem Off erhält hier ein Gesicht und vermittelt schnell die Thematik des Films – komplizierte Beziehungen.

Im Mittelpunkt steht Isaac, der eine Beziehung mit der 17 jährigen Tracy (Mariel Hemingway) eingegangen ist. Sein bester Freund Yale Pollack (Michael Murphy) ist verheiratet mit Emily (Anne Byrne), hat aber eine Affäre mit Mary (Diane Keaton). Alle involvierten Charaktere gehören zur intellektuellen New Yorker Elite, die, bis auf Tracy, jedoch alle schwer neurotisch sind. Isaac ist sich der Problematik bewusst, dass Tracy erst 17 Jahre alt ist, und möchte, dass sie die Beziehung nicht so ernst nimmt. Bei einem zufälligen Treffen lernt er, gemeinsam mit Tracy, Mary kennen, und obwohl Isaac sie unsympathisch findet, macht Mary ihn doch nervös. Bei einem späteren Treffen der Beiden bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung kommen sie wieder ins Gespräch und diesmal verstehen sie sich sehr gut. Als Yale die Beziehung zu Mary zu Gunsten seiner Ehe beendet, gibt er Isaac den Anstoß, dass er doch mit Mary ausgehen soll. Isaac verlässt Tracy und beginnt eine Beziehung mit Mary.

Neben der Haupthandlung muss sich Isaac immer noch mit der von Meryl Streep gespielten Jill auseinandersetzen. Jill, Isaacs zweite Exfrau und Mutter seines Sohnes, lebt mittlerweile in einer lesbischen Beziehung und arbeitet an einem Buch über ihre Ehe zu Isaac, in dem er nicht allzu gut davonzukommen droht. Während Isaacs Beziehung mit Mary augenscheinlich gut verläuft, stellt Yale fest, dass er Mary zurück haben will und ruft sie in Isaacs Wohnung an. Sie lässt sich wieder auf ihn ein und stößt damit das Beziehungskarussell neu an: Sie verlässt Isaac, Yale verlässt Emily und Isaac hinterfragt seine Trennung von Tracy.
Ihm wird klar, wie schlecht er Tracy behandelt hat und dass er sie zurück haben will. Er eilt durch Manhattan und erwischt Tracy gerade noch bevor sie New York verlässt und nach London reist, um dort Schauspiel zu studieren. Trotz der Tatsache, dass er sie zu diesem Schritt ermuntert hat, möchte er sie nun davon abhalten. Er redet auf sie ein, gesteht ihr seine Liebe und versucht ihr Gehen zu verhindern. Er äußert seine Sorge, dass sechs Monate genügen könnten, um sich komplett zu verändern. Sie entgegnet ihm, dass nicht alle Menschen und Veränderungen schlecht seien und verlässt daraufhin New York.

Dem Zuschauer bleibt ein Lächeln Isaacs, das darauf hindeuten könnte, dass er auf Tracys Rückkehr warten wird. Die Musik von Gershwin und Woody Allens Liebe zu der Stadt New York legten den Grundstein für das Drehbuch. Mit dem Endergebnis war er jedoch mehr als unzufrieden. In mehreren Interviews gab er an, dass er die Produktionsfirma davon überzeugen wollte, den Film nicht zu veröffentlichen. Er war sogar bereit, für einen kommenden Film auf seine Gage zu verzichten, um den Release zu verhindern. Allens Sorgen waren jedoch zumindest bezüglich seines Erfolges unbegründet: MANHATTAN spielte fast 40 Millionen US-Dollar ein und erhielt Oscar Nominierungen für das Original-Drehbuch sowie die beste weibliche Nebendarstellerin für Mariel Hemingway.

Auch wenn Woody Allen heute noch solide Filme produziert, kann man sein wahres Genie in seinen alten Werken sehen und für mich ist MANHATTAN, neben dem Farbfilm ANNIE HALL (DER STADTNEUROTIKER) einer seiner besten Filme.

Von Sarah Binder

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Ich hab was mit Medien studiert und liebe Bananen. Keine Frage also, dass ich für den Filmaffen über die Welt der Filme und Serien berichte.

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