Sechzehn Jahre nach LAMMBOCK kommt LOMMBOCK. Die Komödie setzt nahtlos an den ersten Teil an und hievt ihn auf eine neue Ebene: Man(n) ist älter. Doch auch nach all den Jahren geht es für die beiden Freunde Stefan und Kai immer noch um Selbstfindung, Existenzängste und Frauenprobleme. Männer werden eben nie erwachsen – nur erfahrener und raffinierter darin, ihre Geheimnisse zu wahren.
INHALT:
Anwalt und Pizzabäcker Stefan (Lucas Gregorowicz) ist ein erfolgreicher Geschäftsmann in Dubai geworden. Dort lebt er mit seiner bildhübschen Verlobten ein Luxusleben. Es könnte nicht perfekter sein – so scheint es. Weil die Hochzeit ansteht, muss er noch Papiere vom Amt abholen. Dazu kehrt er zurück in seine Heimat Würzburg und wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Und die hat einen Namen: Kai (Moritz Bleibtreu).
Eigentlich wollte Stefan nur eine Nacht bei seinem Kumpel verbringen, zum Amt und wieder ab in den Flieger. Doch die Nacht wird länger als gedacht und vernebelt von Marihuana. Dumm nur, dass Stefan’s Freundin Yasmin (Melanie Winiger) nach seiner Ankunft in Dubai einen Drogentest machen möchte. Der wäre natürlich positiv.
Also erfinden die beiden eine absurde Geschichte, um den Aufenthalt von einen Tag auf zwei Wochen zu verlängern – die Drogen müssen raus oder vielmehr überdeckt werden. Kai hat da schon eine Idee. Aber auch er hat allerhand Probleme:
Seine Ehe mit Sabine (Mavie Hörbiger) läuft nicht gut. Und zu seinem rebellischen Stiefsohn Johnathan (Louis Hofmann) kann er keinen Draht aufbauen. Dabei wäre das gerade jetzt wichtig. Denn dieser dealt mit Drogen und kommt mit zwielichtigen Typen zusammen. Nun müssen die Kumpel und Kenner der Szene ihre alten Kontakte reaktivieren. Und dann begegnet Stefan auch noch seiner Exfreundin Jenny (Alexandra Neldel). Die Reise in die Heimat wird zur Aufarbeitung der guten alten Zeit – und zu einer urbanen Odyssee voller Probleme…
FAZIT:
Regisseur Christian Zübert führt mit LOMMBOCK seine Geschichte um die beiden Kumpel Stefan und Kai fort. Die ist Komödie ein Revival. Alle wichtigen Charaktere sind wieder zurück vor der Kamera. Dieses Wiedersehen nach fast zwei Jahrzehnten macht Spaß. Gewisse Parallelen zu Kevin Smith CLERKS-Reihen lassen sich auch diesmal wiedererkennen: Zwei Kumpel hängen im Leben fest. Sie philosophieren über Gott und die Welt und suchen nach ihrem Glück und der großen Liebe. Beide haben ein absonderliches Kiffer-Duo in ihrem Freundeskreis und kommen mit fiesen Typen zusammen. Ihr Lotterleben wird durch die harte Realität aufgebrochen. Im Grunde hangeln sich die beiden durch ihr wackeliges Lügengerüst von einer Misere in die Nächste.
Einst waren sie Drogen-Pizzabäcker, und darin sehr erfolgreich. Doch die Zeit liegt lange zurück. Und doch: Es hat sich kaum etwas geändert. Jedenfalls nicht für Kai. Er führt immer noch einen Imbiss, der mehr schlecht als recht läuft. Der tägliche Joint gehört dabei ebenso zum Alltag wie dubios-skurrile Lebensweisheiten. Davon verteilt er reichlich – am liebsten ungefragt. Moritz Bleibtreu füllt diesen Charakter fantastisch aus. Mit kleinem Bauchansatz, schmuddeligem Hemd und einer dezent schellen Mimik lassen sich die Nachwirkungen von 20 Jahren Drogenkonsum hervorragend nachvollziehen.
Kumpel Stefan hat sich auch nicht weiterentwickelt, lässt sich immer noch von Frauen bevormunden und von seinen Freunden mies beeinflussen. Stefan, erneut gespielt von Lucas Gregorowicz, spielt in diesem Film einmal mehr den „vernünftigen Part“. Wenngleich die unbedachte, fast selbstzerstörerische Art an vielen Punkten zum Vorschein kommt.
Und dann sind da noch die alten Kiffer-Kumpel Frank (Wotan Wilke Möhring) und Schöngeist (Antoine Monot Jr.). Sie hausen nach wie vor in einem alten Van und frönen dem Konsum des berauschenden Grases. Frank landet im Laufe des Films in einer Psychiatrie. Er tickt total aus und ist doch bei klarem Verstand. Wotan Wilke Möhring muss diese Rolle genossen haben. Denn so viel unqualifiziertes Fluchen unter der Gürtellinie vor der Kamera durfte er wohl selten. Keine Frage: Alle Schauspieler sind in ihrer Paraderolle und die Charaktere absolut kaputt – und deswegen so gut!
Die Komik ist derbe, anzüglich, manchmal gar sexistisch. Sie greift zeitgeistlich Trends der gesellschaftlichen Verwahrlosung auf und spielt mit Dorgenklischees. Im Drogenkosum liegt zudem ein Running Gag verborgen. War es im LAMMBOCK noch die Tatsache, dass man mit dem Konsum schwarz/weiß wird, spricht man nun fließend polnisch. Gut, dass es einen Untertitel gibt. Im Subtext des Films steht: Drogen sind gefährlich für die Gesundheit – aber sie machen eben auch unglaublich viel Spaß.
Auch LOMMBOCK möchte wie der Vorgänger eben nicht politisch korrekt sein, sondern nur von einer engen Freundschaft zwischen zwei Männern erzählen, die nicht immer einer Meinung sind, aber sich gegenseitig schlecht beeinflussen. Im Grunde sind sie gut Kerle, Männer zum Pferde stehlen. Leider würden sie solche Aussagen nur allzu wörtlich nehmen. Denn ihr Verständnis von gut und falsch liegt in einer authentischen, wie konsequent inkonsequenten Grauzone. Das macht Stefan und Kai sympathisch, aber eben auch unberechenbar.
Diese Figurenkonstellation kennt man schon aus anderen Filmen. Doch Gregorowicz und Bleibtreu haben für ihre Figuren einen eigenen Rhythmus entwickelt – es macht Spaß den beiden zu zusehen, wie sie gutgläubig und unbeholfen kein Fettnäpfchen auslassen. So ist LOMMBOCK vielleicht kein Meilenstein und auch von der Story und der Umsetzung her nicht besonders außergewöhnlich, aber eben sehr kurzweilig und unterhaltsam.
LOMMBOCK ist ab dem 29.09.2017 auf DVD und Blu-Ray im Handel erhältlich.
Moin! Ich bin der Filmaffe. Den Blog hab ich mir ausgedacht. Als Filmjunkie, Digital Native & Medienprimat ist mein natürlich Habitus der Bildschirm und alles, was sich darin befindet.