Die Frankfurter Buchmesse 2017
Bücher, Autoren & Diskussionen
Vom 11. bis zum 15. Oktober fand in diesem Jahr die Frankfurter Buchmesse statt. Über 1700 Aussteller waren vor Ort und präsentierten ihr Sortiment. Hunderte Autoren waren mit dabei und tummelten sich unter die Besucher. Und der Ehrengast war in diesem Jahr Frankreich. Auch Martina und Jörg vom Filmaffen waren vor Ort. Warum? Weil Bücher die Filme von morgen sind – und weil Bücher immer noch mehr können als Filme…
„Lass uns dieses Jahr mal auf die Frankfurter Buchmesse“, haben wir uns gedacht. „Ein Tag, mehr schafften wir zeitlich nicht“, das war uns klar! Es wurde ein ereignisreicher Tag und ein Tag, der mindestens zwei Tage zu Wenig war. Wir kamen an – am Freitag. Ein Tag, an dem die Masse noch nicht reindurfte. Wir wollten der Klaustrophobie entgehen. Dies gelang. Doch wir waren überwältig oder eher noch überfordert: Vier Hallen und alle hatten mindestens zwei Stockwerke.
Und überall lagen und standen sie: Ob Hardcover oder Taschenbuch, ob klein oder groß, ob Klassiker oder neuster Bestseller…Bücher, Bücher, Bücher. Überall und soweit das Auge reicht. Mittendrin standen Menschen, Leseratten, Fachbesucher, die sich austauschten, diskutierten und sich wohl untereinander nicht selten sehr gut kannten.
Das Zentrum der Bücherwelt: Halle 3
Jedes Stockwerk war ein eigener Mikrokosmos und das Zentrum von allem war Halle 3. Hier fand unten die Belletristik ihren Platz und oben luden die Fachbücher zur Weiterbildung und ausgeprägter Hobbykunde ein. Ich waren auch die großen Buchverlage und die Zeitungshäuser. In jedem Gang gab es mindestens einen Ort, an dem eifrig diskutiert wurde: Podiumsdiskussionen und Autorengespräche lockten die Besucher an.
Durch Zufall trafen wir so auf Thrillerautor Sebastian Fitzek und gingen geplant zu Musiker, Autor Sven Regener, dessen Werk „Magical Mystery“ jüngst als Adaption in die Kinos kam. Aus seinem neuen Werk „Wiener Straße“ las er eine Passage vor und erklärte darauf, warum es so legitim ist, über die Schwächen von anderen zu lachen – solange diese auch authentisch sind.
Besonders beeindruckt hat uns das Gespräch mit Peter Wohlleben („Das Seelenleben der Tiere“; 2016/ „Bäume verstehen“; 2011) auf der Bühne am Spiegel-Stand. Der Förster und Autor ist in den letzten Jahren zum Shootingstar seiner Zunft aufgestiegen. Sein Geheimnis liegt in seinen Geschichten über unsere Flora und Fauna. Es ist ein anderer, unkonventioneller Blick auf die Natur. Denn der ist die Menschen ziemlich egal und sie reguliert sich selbst, wenn man sie nur lässt – so Herr Wohlleben.
Der Ehrengast aus dem Nachbarland
Frankreich war Ehrengast. Das merkte man an den Büchern und an dieser riesigen Asterix-Figur auf der Agora. Ansonsten war für uns nicht viel zu spüren – nicht mal im Essen spiegelte sich der Ehrengast wieder. Eigentlich schade, gilt doch allgemein die französische Küche als eine der Besten der Welt. Stattdessen gab es für uns thailändisch. Das war lecker, aber leider auch viel zu wenig und darüber hinaus zu teuer. Ohnehin ließ die Auswahl an vegetarischen Gerichten zu wünschen übrig. Aber es geht auf einer Buchmesse ja nicht um Essen, oder?
Irrtum! In Halle 3.1 war eine große Gourmet-Ecke eingerichtet, wo Buchverlage, die sich auf Koch- und Ernährungsbücher spezialisiert haben, ihr Forum fanden. Obendrein fanden dort Kochshows statt und natürlich durfte man auch an dem einen oder anderen Stand probieren. Vorne mit dabei: Berühmte Köche und Food Blogger.
Wundervolle Bloggerwelt
Der Status des Bloggers auf dieser Buchmesse war ohnehin ein ganz Besonderer. Nicht nur war die Akkreditierung als Blogger ein Kinderspiel, sondern viele Verlage organisierten im Vorhinein auch Bloggertreffen. Darüber hinaus wurde dort zum ersten Mal der „Buchblog Award“ verliehen. Der Hauptpreis ging an „Kaffeehaussitzer“ und der Sonderpreis an „Literarischer Nerd“. Von so viel Aufmerksamkeit und einem so hohen Stellenwert kann ein Filmblogger in seinem Bereich nur träumen. Aber Schluss mit dem Selbstmitleid und wieder rein ins Geschehen…
Das Mysterium hinter Tor 5 und 6
Was in Halle 5 und 6 los war? Das hätten wir auch gerne gewusst. Internationale Aussteller sollen hier ihre Bücher vorgestellt haben, nur leider war unser Tag (wie gesagt) viel zu kurz. Wir schafften gerade mal Hallen 3 und 4 mit kleinen Abstechern zum ARD Forum und der Agora.
In Halle 4 wurde großes Business betrieben und der Kunst gefrönt: Denn irgendwo müssen die Bücher ja herkommen und irgendwie müssen sie auch verkauft werden. Also präsentierten sich Druckereien neben IT-Unternehmen, die sich auf Kassensysteme und digitale Buchdatenbanken spezialisiert haben. Der harte Kontrast dazu ist der Antiquariatsmarkt, in dem besonders wertvolle Bücher zum Verkauf standen und die Kunst-Ebene in Halle 4.2. Dort widmete man sich einerseits dem Thema „Kunst“, andererseits außergewöhnliche designte „Bücher“ – ein Ort für kleine Verlage mit Hang zum Besonderen eben, auf dem man in der „Art+“-Ecke auf interaktiv werden konnte: VR-Brillen, Workshops und ein Roboter, der an einem Manifest schrieb waren nur einige Möglichkeiten, sich dem Themen „Buch“ und „Geschichten“ auf andere Weise zu nähern.
Impressionen von der Buchmesse:
Eine Buchmesse kann nicht unpolitisch sein!
Von uns zum Glück nicht mitbekommen: Die Auseinandersetzungen um den Stand der neuen Rechten. Hier kam es wohl am Freitag und Samstag zu Handgreiflichkeiten und einem Einsatz der Polizei. War das vermeidbar? Schwer zu sagen.
Der politische Diskurs ist wichtig, kann auch an einer Messe, wie dieser nicht vorbeigehen. Immerhin finden sich auch und vor allem im fiktiven Romanen politische und nicht zuletzt gesellschaftliche Themen. So kann die Frankfurter Buchmesse nicht unpolitisch sein und tat gut daran, allen Facetten des politischen Spektrums eine Plattform zu bieten. Und doch muss man selektieren, ja sehr gut abwägen, wen man zur Messe zulässt – sowohl vom rechten, wie auch vom linken Rand.
Udo macht alles wieder gut!
Das Ende unseres Besuchs wurde uns versüßt mit einem Auftritt von Udo Lindenberg auf der Agora. Der stellte sein neues Buch vor und spielte mit seiner „Familie“ einige Songs. Ein spontanes Happening, bei dem nicht alles rund lief, aber genau das macht wohl den Charme seiner Konzerte aus: Alle haben sich lieb und übertragen ihr Glücksgefühl auf das Publikum. Das vereint. Und so schwenkte die junge Bloggerin genauso die Hüften, wie der kauzige Buchverleger. Eine gelungene Parabel auf das Medium, um das es bei dieser Messe eigentlich geht: Denn so zeitlos wie Udos Lieder sind eben auch Bücher – so vereinen auch sie alle Generationen.
Mehr Infos zur Messe: www.buchmesse.de
Bilder: Martina Rotzal | Jörg Gottschling