Conjuring 2 - Filmkritik
Kinokritik,  Kritiken

CONJURING 2 (2016)

Ed und Lorraine sind zurück

Als CONJURING – DIE HEIMSUCHUNG vor 3 Jahren auf den Leinwänden lief, überhäuften sich die positiven Kritiken für einen Horrorfilm wie schon lange nicht mehr. Die ausgewogene Mischung aus Geisterjagd, Exorzismus und historischen Begebenheiten schlug ein wie eine Bombe: Bei einem Budget von nur 20 Mio. $ konnte der Schocker ein Einspielergebnis von 318 Mio. $ erzielen – ein voller Erfolg.

Es war also nur eine Frage der Zeit, bis die Fortsetzung kommt. Regisseur James Wan konnte nahezu die komplette Crew für CONJURING 2 zusammentrommeln, mit dabei sind natürlich wieder Patrick Wilson und Vera Farmiga als die Geisterjäger Ed und Lorraine Warren. Ob den Machern erneut ein kleines Meisterwerk der Horrorkunst gelungen ist, erfahrt ihr weiter unten.

INHALT:

Conjuring 2

1977: Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga) haben als Dämonologen mittlerweile internationale Bekanntheit erlangt. Nachdem Lorraine eine schreckliche Vision im berühmten Amityville-House hat, bittet sie ihren Mann um eine Pause im Geistergeschäft. Fortan beschränkt sich das Ehepaar auf Vorträge und TV- Auftritte. Zeitgleich in England: Die junge Janet Hodgson (Madison Wolfe) lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter Peggy (Frances O’Connor) und den 3 Geschwistern in einem Haus in London. Die Schlafwandlerin wird immer öfter von heftigen Visionen und Anfällen geplagt, in denen sie mit der Stimme des verstorbenen Vorbesitzers Bill Wilkins (Bob Adrian) spricht. Der Fall gerät an die Presse. Die hiesige Kirche, der Geisterforscher Maurice Grosse (Simon McBurney) und das Medium Anita Gregory (Franka Potente) bitten die Warrens um Hilfe. Das Paar steht vor einer Aufgabe, die sie bis an ihre Grenzen bringt.

FAZIT:

Eins vorweg: Die Klasse seines Vorgängers kann CONJURING 2 nicht erreichen. Er ist aber verdammt nah daran. Sehr positiv ist, dass der Film nicht versucht, seinen ersten Teil zu kopieren oder gar zu überbieten. Viel mehr entwickeln sich einige Storylines und auch die Charaktere weiter.

Nachdem es schon 2013 teils emotional wurde, wird auch dieser Aspekt weiterverfolgt. Neben ihren Fähigkeiten als Geisterjäger zeigen die Warrens erneut, dass auch sie nur Menschen sind. Vor allem Vera Farmiga kann ihre Facetten eindrucksvoll auf die Leinwand zaubern, während Patrick Wilson erneut cool und routiniert bleibt. Nebenbei bekommt der Zuschauer sogar eine Gesangseinlage seitens Wilson spendiert, der bereits 2004 im PHANTOM DER OPER bewies, dass er auch ein hervorragender Sänger ist – das nur am Rande.

Auch die übrigen Darsteller machen einen guten Job: Die junge Madison Wolfe kann angsteinflößend sein, Frances O’Connor (A.I. – KÜNSTLICHE INTELLIGENZ) spielt die gestresste Mutter sehr glaubwürdig und unser Hollywood-Export Franka Potente (LOLA RENNT) zeigt in ihrer zwar kleinen, aber guten Rolle, dass sie mehr kann als Laufen.

Die Story von CONJURING 2 klingt zwar wie jeder beliebige 08/15- Horrorfilm, jedoch holen die Macher das Maximum heraus: Es gibt überraschende Wendungen, die an dieser Stelle aber nicht verraten werden dürfen. So wird eine Handlungslinie aus dem Vorgänger aufgegriffen und gekonnt in das Gesamtbild eingewoben, ohne unglaubwürdig zu wirken. Die eigentliche Gefahr ist größer als gedacht, was auch die emotionale Schiene von CONJURING 2 glaubwürdig zeigt. Jedoch nimmt das Tempo ab Filmmitte merklich ab, was den reißerischen Charakter eines Horrorfilms etwas hemmt. Dadurch entstehen vermeidbare Längen, geht der Film doch über zwei Stunden. Hier hätte man die ein oder andere überflüssige Szene kürzen können, denn die Spannung leidet merklich darunter. Zum Ende hin wird das Gaspedal aber erneut stark angedrückt, was in einem furiosen wie auch spannendem Finale endet.

Wie bereits erwähnt versucht CONJURING 2 nichts zu kopieren, was angenehm frisch wirkt: So liegt das Spukhaus nicht abgelegen, sondern mitten in der Stadt. Der Fall wird im Film medial ausgeschlachtet, und selbst die Warrens zweifeln an seiner Glaubwürdigkeit. Es gibt keine Priester, die mit Weihwasser und Kruzifixen hantieren, sondern einen ungewissen Kampf gegen das Böse, teilweise sogar mit Detektiv-Charakter.

Auch gibt es weniger Jumpcuts, der Film setzt viel mehr auf eine unheilvolle Atmosphäre. Das Setting und die Ausleuchtung des Films sind durchaus gelungen, denn allein das bloße Ansehen mancher Möbelstücke oder Lichtquellen sorgen für Gänsehaut. Dass das Ganze noch in den 70ern angesiedelt ist und auf wahren Begebenheit basiert, ist nur ein Gimmick am Rande. Lässt man sich aber darauf ein, wird man mit einer tollen Kulisse und Umgebug belohnt. Auch das Makeup ist auf höchstem Niveau.

Warum CONJURING 2 aber nicht an seinen ersten Teil herankommt, ist schnell erklärt: Es ist die Erwartungshaltung, die man nach CONJURING – DIE HEIMSUCHUNG automatisch hat. Während dort Schockmomente im Minutentakt und verschiedenste Stilmittel (Wackelkamera, Geräusche, Action, Austreibungen) zum Einsatz kamen, beschränkt sich CONJURING 2 auf Atmosphäre und Story – echter Oldschool- Horror also. Auf der anderen Seite haben die Macher damit Mut bewiesen und heben sich damit angenehm von der typischen Fortsetzungswelle ab. Es bleibt also dem Zuschauer überlassen, ob er sich auf die tolle Atmosphäre einlässt oder zu abgeklärt ist – für einen gruseligen Abend eignet sich CONJURING 2 dennoch allemal.

CONJURING 2 läuft seit dem 16.06.2016 in den deutschen Kinos.

von Salih Yayar

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial Warner Bros. 2016

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Hey, ich bin Salih, 28 Jahre alt, kinosüchtig und Serienfreund. Große Epen, Sci-Fi und Independent sind mein Ding - also eigentlich alles. Und wenn ich nicht gerade über Multimedia oder Politik diskutiere, versuche ich selber mal etwas auf die Leinwand zu zaubern. Meistens kläglich.

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