Nola Darling - Season 1 - Review
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NOLA DARLING (2018) – Staffel 1

Auf seinen erfolgreichen Kinofilm „She’s gotta have it“ aus dem Jahre 1986, lässt der afroamerikanische Filmemacher Spike Lee 2017 eine Neuverfilmung in Form einer Serie folgen. Wie bereits im Original, begleiten wir auch in NOLA DARLING (Originaltitel: „She’s Gotta Have It“) die junge, afroamerikanische Künstlerin namens, man ahnt es: Nola Darling. Die junge Frau aus Manhattan, New York legt großen Wert auf ihre Freiheit. Und das heißt für sie eben auch, drei Liebhaber gleichzeitig zu haben.

 

INHALT:Nola Darling - Poster | Komödie, Sicom

Nola Darling ist jung, schön und kreativ. Die Künstlerin lebt in einer schönen Wohnung im gentrifizierten Manhattan. Die Miete zahlt sie selten pünktlich, doch Konsequenzen hat das dank ihres unwiderstehlichen Charmes nicht. Dieser Charme erlaubt es ihr auch, ihre drei Liebhaber lange hinzuhalten, ohne sich für einen entscheiden zu müssen. Denn das will Nola gar nicht. Sie hält nichts von Monogamie und genießt die Aufmerksamkeit der drei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Da wäre einmal der romantische Geschäftsmann Jamie, ein verheirateter Familienvater, der mit beiden Beinen im Leben steht. Außerdem ihr jüngster Liebhaber namens Mars, ein kindischer Hipster, der wahrscheinlich dauerhigh ist. Und zu guter Letzt den selbstverliebten, durchtrainierten Greer, der als Model und Fotograf arbeitet. Sie alle wollen der Einzige in Nolas Leben sein. Doch die Künstlerin hat eine andere Vorstellung von einem erfüllten Leben. Sie möchte ein selbstbestimmtes Leben führen, in dem sie sich uneingeschränkt künstlerisch und sexuell entfalten und über Gott und die Welt philosophieren kann. Ein Leben frei von Labels, Sexismus und Verpflichtungen.

FAZIT:

Die Serie beginnt damit, dass die eben aufgewachte Nola Darling (DeWanda Wise) sich den Zuschauern vorstellt. Die ersten Emotionen, die diese Szene bei mir erweckt, sind Neid und Bewunderung. Wie schafft man es kurz nach dem Aufwachen so perfekt und frisch auszusehen? Eine mögliche Erklärung folgt im weiteren Verlauf der Vorstellung: „I consider myself abnormal…but who wants to be like anybody else?! Not I!“ Erleichterung kommt auf: Ich bin normal.

Das Intro ist eine Zusammenstellung aus tollen alten und neuen Fotos, die (vermutlich) in New York entstanden sind. Direkt werden Old-School-Vibes versprüht und der Zuschauer bekommt einen Einblick in die kulturelle, ethnische und architektonische Vielfalt der Stadt. Begleitet werden diese Aufnahmen von ruhiger Klaviermusik. Es sind wirklich schöne Bilder, die einem Lust auf mehr machen und vielversprechend sind. Dann wird auch schon gleich auf ein erstes Problem aufmerksam gemacht: Catcalling in New York.

Nola läuft die Straße entlang und wird von mehreren Typen und auch Frauen auf sehr unangenehme Art und Weise angemacht, ja sogar verbal belästigt. Auch wenn viele der Anmachsprüche einen kurz zum Schmunzeln bringen, sind sie alles andere als schön anzuhören.

Spike Lee möchte hier, wie auch in den restlichen neun Episoden auf so viele gesellschaftliche Themen und Probleme aufmerksam machen wie möglich. Rassismus, Sexualität, sexuelle Belästigung, Kunst, Sexismus, Schönheitsideale uvm. – alles soll irgendwie, irgendwo, irgendwann erwähnt werden. Dass das alles sehr wichtige Themen sind steht außer Frage. Doch sie sind auch super komplex und können nicht innerhalb von wenigen Minuten abgefrühstückt werden. Vor allem die vorletzte Episode, die sich der Problematik der Gentrifizierung annimmt, wirkt völlig unnatürlich und erzwungen. Meiner Meinung nach hätte es der Serie gut getan, auf die vielen gescheiterten Versuche, Politik und Gesellschaftskritik einzubringen zu verzichten und stattdessen die guten Ansätze, die ja vorhanden waren weiter zu entwickeln.

Dass Spike Lee Ahnung von Kunst hat, ist auch hier nicht zu übersehen. Mir gefiel, dass man als Zuschauer nicht nur nebenbei großartige Gemälde und Kunst zu Gesicht bekommt, wie z.B. das riesige Malcolm X Porträt in Nolas Wohnung, sondern uns auch gezielt Künstler, Filme und Musik in Form von Voice-Over und Einblendungen vorgestellt werden. Die Serie hat sich für mich allein schon aufgrund dieser „Empfehlungen“ gelohnt. Akira Kurosawas Rashomon und einige tolle Lieder, die ich lange nicht mehr gehört habe – NOLA DARLING hat sowohl meine „To-Watch- List“ als auch meine Playlist in jedem Fall bereichert.

Kommen wir zurück zu Nolas Liebhabern. Wie bereits erwähnt, sind diese vollkommen unterschiedlich. Doch zusammen ergänzen sie sich perfekt. Während Mars (Anthony Ramos) sie in jeder Situation zum Lachen bringen kann, bietet der reife Jamie (Lyriq Bent) ihr Sicherheit. Übrigens auch finanzielle in Form von Schecks, was angesichts ihrer extremen Angst vor Bindung und Abhängigkeit irgendwie paradox wirkt. Bei dem Schönling Greer (Cleo Anthony) überrascht es, dass er überhaupt Augen für jemand anderen außer sich haben kann. Die Arroganz des Ordnungsfanatikers, der sogar vor dem Sex seine Kleidung ordentlich zusammenfaltet, scheint Nola nicht weiter zu stören.

Mich hingegen störte leider so einiges an dieser Serien. Schauspielerisch war sie nicht überragend. In vielen Punkten weist sie Schwächen auf, die sich meines Erachtens mit jeder Episode häuften. Zwischendurch erreichten wir ein Niveau, das man eher von einfachen Eddie Murphy-Komödien gewöhnt ist. Was mich jedoch am meisten störte, waren die Widersprüche. In einem Film, in dem der Cast größtenteils afroamerikanisch, aber ethnisch doch ziemlich vielfältig ist, haben Stereotypen wie ein Quoteninder, der natürlich Taxifahrer ist und einen extremen indischen Akzent hat nichts zu suchen, zumal der Akzent der wahrscheinlich Schlechteste ist, den ich jemals gehört habe.

NOLA DARLING ist Unterhaltung der einfachen Sorte, versucht sich aber an Themen, die alles andere als einfach sind. Schade eigentlich, denn es gibt paar gute künstlerische Ansätze und mit DeWanda Wise eine erfrischende, stilvolle Hauptdarstellerin, die es schafft, ein Stück des New Yorker Lifestyles und ihrer Lebensfreude auf einen zu übertragen. NOLA DARLING passt meiner Meinung nach gut zur Kategorie „Serien, die man nebenbei schauen kann (aber nicht muss)“ und wird von mir auch weiterempfohlen, wenn man auf der Suche nach einer Serie genau dieser Kategorie ist.

NOLA DARLING ist ein Netflix Original und feierte am 24. November 2017 ebenda Premiere.

von Begüm Karagöz

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial Netflix

Seit ich Teil des Filmaffen-Teams bin kann ich meine exzessiven Film- und Serienmarathons endlich mit dem Vorwand sie anschließend rezensieren zu müssen als eine meiner größten Leidenschaften anerkennen lassen und habe auch schon gleich ein besseres Gefühl dabei stundenlang vor'm Bildschirm zu hängen.

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