Tom of Finnland - Review | Biopic über Touko Laaksonen
Kinokritik,  Kritiken

TOM OF FINNLAND (2017)

Männerfreundschaft, Tabus & Revolution

Als „Tom of Finnland“ wird Touko Laaksonen weltweit bekannt. Seine Bilder eckten an, brachen Tabus. Doch sie trafen den Zeitgeist einer ganzen Generation: Homosexualität sollte kein Verbrechen sein. Und doch waren Männer, die Männer lieben immer noch Opfer staatlicher Verfolgung. Das Biopic TOM OF FINNLAND von Dome Karukoski erzählt in eindrücklichen Bilder vom Leben eines mutigen Mannes, der sich nichts verbieten lassen wollte.

INHALT:Tom of Finnland - Poster | Drama-Biopic über schwulen Mann

Touko Laaksonen (Pekka Strang) ist ein angesehener Kriegsveteran und ein begnadeter Zeichner. Während ihn der Krieg nicht loslässt, wird seine Kunst kaum gewürdigt. Doch das alles ist ihm nicht wichtig: Denn er ist homosexuell. Im Finnland der 1950er Jahre ein Sakrileg. Mehr noch, ist es ein Verbrechen.

Und so agiert er im Verborgenen. Baut sich mit anderen eine geheime Gesellschaft auf und führt damit gleichzeitig die „Gay Revolution“ an: Seine anstößigen Zeichnung, die er unter dem Pseudonym „Tom of Finnland“ herausbringt, entwickeln sich zu ikonischen Statements einer sexuellen Orientierung – zu einer ganzen Generation junger, schwuler Männer.

FAZIT:

TOM OF FINNLAND ist das Biopic des Zeichners Touko Laaksonen, der als „Tom of Finnland“ weltweit bekannt wurde. Er zeichnete obszöne, schlüpfrige Bilder von Männer in eindeutigen Positionen. Seine Werke waren Ausdruck seiner sexuellen Orientierung und gleichzeitig ein wirkten sie wie ein Befreiungsschlag für alle Homosexuellen. Und das zu einer Zeit, in der viele für ihre Rechte kämpfte: Frauen, Afroamerikaner, Arbeiter. Die ikonenhafte Figur des muskellösen Mannes in lederner Polizeiuniform entwickelte sich obendrein zum modischen Trendsetter für die Szene.

Doch, und dass ist der Kern von TOM OF FINNLAND, war der Weg zum kollektiven Selbstverständnis, zur Emanzipation der Homosexuellen in der Gesellschaft ein steiniger: Der Film beginnt in den Zeiten des zweiten Weltkrieges. An einem Punkt, an dem die Regeln der Gesellschaft außer Kraft sind und Not und Elend am Größten ist, findet Touko Gleichgesinnte. Eine geheime Affäre mit einem vorgesetzten Offizier wird zum Katalysator seiner Orientierung.

Wieder zurück in der Gesellschaft muss er sich den Regeln wieder beugen. Schwul sein, ist verboten. Doch er kann nicht aus seiner Haut, nimmt die Gefahren auf sich und geht seinen Gefühlen nach. In Parks, in Bars und sogar auf einer Auslandsreise wird er Opfer der Verfolgung, kann immer wieder nur knapp einer Gefängnisstrafe entkommen. TOM OF FINNLAND macht in seinen meist gedeckten, dunklen Farben und mit einer meist im Zwielicht und nachts spielenden Handlung die Erdrückung der Homosexullen in der Gesellschaft deutlich.

Doch das Drama erzählt auch von einem mutigen, fast störrischen Mann. Dieser Mann lebt ein Doppelleben, so wie viele andere seiner Zeit auch. Er wurde ins Zwielicht gezwungen, weil er scheinbar nicht in die Gesellschaft passt. Dabei traf er einen Puls. Und dies gelang ihm nur durch seine Zeichnungen. Diese offenbarten: Man(n) ist nicht alleine. Und das half. Aus einem Versteckspiel wurde eine offene Bewegung. Jedoch zuerst in den USA und anderen europäischen Ländern. Finnland brauchte noch länger.

Eine Reise von Tourko in die Vereinigten Staaten war für ihn eine Offenbarung: Schwule konnten dort offen Leben, ja provozierten gar mit ihrem ungewöhnlichen Kleidungsstil. Das kannte er so nicht, doch es bestärkte ihn weiterzumachen. Aus den versauten Heften machte Tourko eine Kunst. Diese Drang in die Gesellschaft ein, machte seine Arbeit, aber auch die Statements, die er vertrat, salonfähig. TOM OF FINNLAND endet in den 1970er Jahren. Die „Gay Revolution“ hatte begonnen.

Der Film ist ein Stück Erinnungskultur. Etwas gedankenversunken erklärt TOM OF FINNLAND die Idee der Gleichheit von einer Perspektive heraus, die vielen Zuschauern wohl noch nicht bekannt war. Schon das macht TOM OF FINNLAND relevant. Ohne selbst obszön zu sein, zeichnet das Drama wichtige Stationen des Lebens von Touko Laaksonen nach. Dabei bleibt der Film meist ruhig, fast zu sachlich. Und doch gelingt es, einen Mann und seine Taten auf detaillierte und emotionale Weise zu würdigen.

Das Drama TOM OF FINNLAND startet am 05.10.2017 in den deutschen Kinos.

von Jörg Gottschling

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial MFA Film & Distribution 2017

 

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