Maria Stuart - Queen of Scots - Review | historisches Drama
Film,  Kinokritik,  Kritiken

MARIA STUART, KÖNIGIN VON SCHOTTLAND (2019)

Zwei missverstandene Herrscherinnen in einer Männerwelt

MARIA STUART, KÖNIGIN VON SCHOTTLAND ist ein Biopic über gleich zwei Frauen, die mächtiger nicht sein könnten und doch zum Spielball einer Männergesellschaft werden. Das historische Drama schildert das missverstandenes Verhältnis der Königinnen von England und Schottland, die beide das selbe Ziel verfolgten und durch unsägliche Umstände zu Feinden wurden. Ausgerechnet aus ihrer Rivalität soll schließlich das britische Königreich entstehen.

Doch jeder neue Anfang braucht ein Ende. Es ist ein unumkehrlicher und erschreckend-ungerechter Zyklus basierend auf wahren Ereignissen und neuster Forschung – beeindruckend eingefangen in ein gut zweistündiges Werk von Regisseurin Josie Rourke.

Maria Stuart - Königin von Schottland - Poster | Queen of Scots

INHALT:

Maria Stuart (Saoirse Ronan) kehrt nach dem Tod ihres Mannes aus dem Exil in Frankreich zurück nach Schottland, um die Vakanz auf dem Thron wieder zu füllen. Die Berater von Elisabeth I. (Margot Robbie), Herrscherin von England, sehen in Maria eine Bedrohung. Denn als geborene Stuart hätte sie auch Anspruch auf den Thron in England. Während Vertreter beider Königreiche hin und her reisen, versuchen zu vermitteln und zu verhandeln, wird die Kluft der Frauen durch Intrigen und Verrat immer tiefer.

In diesen Verstrickungen politischer Schachzüge versucht England seinen Einfluss auf Maria und Schottland durch Hintertürchen und konstruierter Bündnisse zu stärken, gleichzeitig aber auch durch das Anstacheln eines Bürgerkriegs in die Knie zu zwingen. Doch Maria gelingt es, trotz vieler persönlicher Rückschläge und den Verrat ihres Bruders, immer einen Schritt voraus zu sein. Ihr Ende ist jedoch historisch vorbestimmt und kann nur mit einer Tat enden…

FAZIT:

Wer hier einen romantischen Kostümfilm vermutet, liegt in jedweder Hinsicht falsch. MARIA STUART, KÖNIGIN VON SCHOTTLAND ist ein historisches Drama, aber auch ein (ob gewollt oder nicht gewollt) Statement für die aktuelle MeTo-Bewegung. Aufwändig und eindringend-ehrlich inszeniert fühlt sich MARIA STUART, KÖNIGIN VON SCHOTTLAND nicht wie ein seichter Kostümfilm an. Ja, man vergisst gar den zeitlichen Unterschied zwischen unserer Gegenwart und der Geschichte, die wir gerade verfolgen. Denn das Unrecht, das Maria wiederfahren ist, ist eine Metapher für eine noch immer ungerechte Welt – so fiel erkennen wir wieder.

Der Film erzählt aus der Sicht zweier Herrscherinnen, die einen unterschiedlichen Regierungsstil prägen, aber eben auch geschichtsträchtige Meilensteine in der britischen Historie hinterlassen haben: MARIA STUART, KÖNIGIN VON SCHOTTLAND wechselt zwischen den beiden Königinnen hin und her. Eine Begegnung der beiden Hauptfiguren bleibt aus. Wir erleben eine authentische Erzählung über typisch-politische Schachzüge und darüber, wie labil die eigene Herrschaft sein kann, wenn die Untertanen einen den Rücken kehren. So lauert der Feind nicht nur außen, sondern vor allem im Inneren. Vornehmlich Maria Stuart bekommt das zu spüren.

Denn das Drama offenbart sich im Laufe der Handlung immer mehr als eine Passions-Geschichte: Maria ist hier die Geschundene, die wie ein Hund in die Ecke gedrängt und geschlagen wird, jedoch zeitgleich wie ein Phönix stets aus ihrer Asche emporsteigt. Saoirse Ronans Mimik ist durchweg Oscar-reif (leider blieb sie bei den Nominierungen außen vor!). Unsere Sympathie für Ronan als Maria ist ungebrochen, ja der Zuschauer leidet stets mit. Eine unglaublich gute Leistung der jungen Schauspielerin. Ihre Augen sprechen Bände, wirken leer, manchmal abwesend und dann wieder voll lodernder Flammen, denen man sich nicht entziehen kann. Ja, es sind wortwörtlich tiefe Blicke in die zerriebene Seele Maria Stuarts, die hier auf der Leinwand eingefangen wurden.

Margot Robbie hat hingegen etwas von der Herzkönigin aus „Alice im Wunderland“. Das sorgt unweigerlich für ein Schmunzeln. Aber genau damit tut man ihr Unrecht, denn offensichtlich ist Elisabeth I. das Vorbild für eben jene Figur aus dem Märchen gewesen. Robbie nimmt sich, entgegen anderer Rolle, die sie in letzter Zeit inne hatte – wir erinnern uns an I, TONYA oder SUICIDE SQUAD – in diesem Drama sehr zurück. Oft sagt sie nichts, hört ihren Beratern nur zu und nickt ab. Das Schweigen zeigt Souveränität und nur durch diese kann sich Elisabeth als Frau in einer Männerwelt überhaupt behaupten. Damit wird diese Königin erstmals viel passiver und besonnener dargestellt als es sonst der Fall war. Auch diese Leistung Robbies muss gelobt werden.

Die Fülle der Erzählstränge und die oft Kammerspiel-artige Atmosphäre stehen im scheinbaren Gegensatz zueinander, ergänzen sich in diesem Drama jedoch zu einer harmonisch-dramatischen Einheit. Statt auf große Massenszenen zu setzen, sitzen die Statisten in kleinen Räumen und führen folgenschwere Dialoge. Das ist nicht nur eine realistische Darstellung der Erzählzeit, sondern unterstützt ebenso die Story, die sich über mehrere Jahrzehnte der Regentschaft von Marias hinzieht.

MARIA STUART, KÖNIGIN VON SCHOTTLAND von Regisseurin Josie Rourke ist eine zerklüftet und abgewetzte Geschichte, die zur Landschaft Schottlands passt und der historisch-komplexen Vorlage durch eine dichte Atmosphäre und eine eindringlich-großartige Darbietung von Saoirse Ronan mehr als gerecht wird.

MARIA STUART, KÖNIGIN VON SCHOTTLAND läuft seit dem 17.01.2019 in den deutschen Kinos.

von Jörg Gottschling

Bewertung:

banane_ranking_4.5

Quelle: Pressematerial Universal Pictures

Moin! Ich bin der Filmaffe. Den Blog hab ich mir ausgedacht. Als Filmjunkie, Digital Native & Medienprimat ist mein natürlich Habitus der Bildschirm und alles, was sich darin befindet.

5 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: