Wish I was here - Filmkritik
DVD & Blu-Ray,  Kritiken

WISH I WAS HERE (2014)

Verkorkst, verschroben & wundervoll

Zach Braff, einst als tagträumender, liebenswerter Arzt in Ausbildung international bekannt geworden, legt mit WISH I WAS HERE bereits seine zweite Regiearbeit nach GARDEN STATE (2004) hin. Damit nicht genug schrieb Braff das Drehbuch, spielte selbst mit und finanzierte seinen Film über Kickstarter. So viel Engagement ist nichts Außergewöhnliches in Hollywood – WISH I WAS HERE hingegen schon…

INHALT:

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Aidan Bloom (Zach Braff) lebt den amerikanischen Traum – allerdings auf einer recht erfolglosen Art. Er ist Schauspieler mit Leib und Seele, doch bis auf eine Hauptrolle in einer Anti-Schuppenwerbung hat er in den letzten Jahren keine weiteren Aufträge mehr bekommen. Seit dem finanziert seine Frau Sarah (Kate Hudson) mit einem Bürojob in einem Wasserkraftwerk die vierköpfige Familie. Als der wieder an Krebs erkrankte Vater Gabe (Mandy Patinkin) von Aidan nicht mehr das Schulgeld für die jüdische Schule, auf der die beiden Kinder Grace (Joey King) und Tucker (Pierce Gagnon) gehen, zahlen kann, beschließt der arbeitslos Schauspieler seine Kinder selbst zu unterrichten. Doch schon in der ersten häuslichen Schulstunde wird im klar, dass Aidan mit den normalen Schulfächern selbst nicht viel anfangen kann. So beginnt er auf seine eigenen, unkonventionelle Weise seine Kinder für das Leben vorzubereiten…

FAZIT:

Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, dass Drehbuchautor Zach Braff von seinem eigenem Leben erzählt. Aber Erfolglosigkeit kann man seiner Karriere wohl nicht vorwerfen – ganz im Gegenteil. So spürt man Braff den Spaß an seinem Film mit jeder Minute von WISH I WAS HERE an: Die Dialoge ist punktiert, pointiert und sind in immer wieder eine Referenz auf das Filmbusiness. Und auch die Figuren sind auf ihre verschrobene Art in sich stimmig. Es ist fast so, als haben wir es hier mit einer ganzen Familie voller J.D.’s zu tun.

Nur leider steckt keine richtige Story dahinter: Wir haben einen Schauspieler in einer Sinnkrise, einen sterbenden Vater, einen genial-nerdigen Bruder (Josh Gad als Noah), eine sexuell belästigte Ehefrau und zwei Kinder, die notgedrungen von der Schule gehen müssen. Was Braff daraus macht, ist eine Story ohne einen erkennbaren, roten Faden. Vielmehr plätschert und tröpfelt die Handlung dahin – Es ist fast so, als sucht nicht Aidan, sondern der Film selbst nach einem Sinn im Leben. Und das macht WISH I WAS HERE so gut.

Der Film wird zu einem Spiegelbild seiner Charaktere und plötzlich braucht ein Film keine stringente Handlung mehr. Denn das Leben braucht auch kein Drehbuch, um zu funktionieren. Es läuft einfach. Wichtig ist das, was man selbst aus seinem Leben macht. Dies ist das Leitmotiv in WISH I WAS HERE und wird in den Dialogen auch ausführlich besprochen:

Manchmal vielleicht etwas zu bedeutungsschwanger, schwermütig und selbstreferenziell werden große Emotionen in kleine Worte verpackt. Diese verfehlen jedoch nicht ihre Wirkung. Keine Frage, die Dialoge tragen den Film zu einem wundervollen, aber auch sehr traurigen Ende, das eigentlich schon wieder einen Anfang darstellt. So ist das Leben eben. Es macht Spaß, bringt einen zum weinen, es endet und geht immer weiter. Wichtig ist nur, dass alle da sind, wo sie hingehören: bei ihrer Familie – so verkorkst diese auch immer sein mag.

Ab dem 26.03.2015 ist die Tragikomödie WISH I WAS HERE auf DVD und Blu-Ray im Handel erhältlich.

von Jörg Gottschling

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial EuroVideo Medien GmbH 2015

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3 Kommentare

  • franziska-t

    Kleine Anmerkung noch zum Soundtrack, der zu meinen absoluten Favorites gehört. Die Musik transportiert dieses kalifornische Sommersonnengefühl mit einem Hauch Melancholie sehr gut, genauso wie der Film.

  • taranKino

    Ich fand „Garden State“ wunderbar und freue mich riesig auf Braff’s neues Projekt. Scheint als bleibe er seiner Linie treu.
    Schade, dass solch schöne Projekte über Crowdfunding funktionieren müssen, während etliche (schlechte) Multimillionendollarprojekte ihre Gönner finden und sich letztlich sogar mehrfach refinanzieren.

  • DerFilmaffe

    @Franziska: Du hast recht. Den großartigen Soundtrack hab ich völlig vergessen zu erwähnen. Schande über mich. Die Musik ist tatsächlich neben dem Dialog ein tragender Faktor für den Film. Und ein Reinhören lohnt sich in jedem Fall.

    @TaranKino: Ja, es ist wirklich schade, wie stiefmütterlich gerade Hollywood mit solchen Produktionen umgeht. An dieser Stelle kann man dann doch wieder über das deutsche Fördersystem dankbar sein, dass eben auch solche wertvollen, kleinen Produktionen mitfinanziert.

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