Vatican Tapes
Film,  Kinokritik,  Kritiken

THE VATICAN TAPES (2015)

Satan wandelt auf Erden

INHALT:The Vatican Tapes_poster_small

Papst Franziskus erzählt uns, dass es den Teufel gibt. Das ist kein Märchen“, eröffnet uns der Film in seiner Exposition. Das bekommt die 27-jährige Angela Holmes bald am eigenen Leib zu spüren. Seit sie sich mit einem Messer tief in den Finger geschnitten hat, verändert sich auf unerklärliche Weise ihr Verhalten. Nach einem selbst verschuldeten Unfall landet sie im Koma. Als sie erwacht, ist sie nicht mehr wie zuvor. Ständig kommen Menschen in ihrer Nähe unter mysteriösen Umständen zu Tode. Angela kommt erst ins Krankenhaus, dann in der Psychiatrie. Doch dort kann man ihr nicht helfen. Inzwischen untersucht der Vatikan die Überwachungsaufnahmen der Anstalt. Bald wird klar: Sie ist vom Teufel persönlich besessen…

FAZIT:

Wie man bei jedem neuen Slasherfilm an HALLOWEEN (1978) denkt, bei jedem neuen Zombiefilm an George A. Romeros Kult-Trilogie, und bei jedem neuen Found Footage-Horror an BLAIR WITCH PROJECT (1999) (manch einer vielleicht sogar bei jedem neuen Vampirfilm an NOSFERATU, 1922), so erinnert man sich bei jedem neuen Exorzismus-Horrorfilm an DER EXORZIST (1973). Im Fall von THE VATICAN TAPES drängt sich der Vergleich zu dem Exorzismus-Horrorklassiker geradezu auf, bedient sich der neue Film von Mark Neveldine doch vieler Mittel, die auch schon William Friedkin in seinem Klassiker verwendet hat: Das kurze Einblenden eines Dämonengesichts (bei Friedkin allerdings um einiges schauerlicher inszeniert), das blutige Kotzen der Besessenen als Ablehnung der Hostie, und natürlich das Herumwälzen im Bett – wobei man fairer Weise anmerken muss, dass es fast unmöglich ist, heute einen Exorzismusfilm zu drehen, der nicht sofort an DER EXORZIST erinnert.

In der ersten Filmhälfte macht THE VATICAN TAPES leider einen Fehler, den Horrorfilme zurzeit immer häufiger begehen und in den letzten Jahren begangen haben: Er verwechselt eine Aneinanderreihung von Jump-Scares mit Horror, missversteht viele Schockmomente als Spannung und Gruselatmosphäre. So gibt es immer wieder Stellen, in denen eine schnelle Bewegung auf der Leinwand in Verbindung mit einem lauten Knall den Zuschauer in seinem Kinosessel zusammenzucken lassen soll. Diese Stellen sind meistens sehr vorhersehbar, trotzdem schreckt man auf. Auf Dauer kann das auf die Nerven gehen – wie als würde man sich mit jemandem unterhalten, der einen zwischendurch immer wieder plötzlich anschreit, um einen zu erschrecken. Viel mehr als solche wohlbekannten Jump-Scare-Effekte hat die erste Hälfte nicht zu bieten.

Glücklicherweise gibt der Film diese Taktik in der zweiten Hälfte auf und wird nun zum ersten Mal interessant, als es endlich um den Akt der Teufelsaustreibung geht. Hier findet die mit Bibelzitaten gespickte Story einige neue Wendepunkte, die mit religiösen Symbolen ausgestattete Inszenierung schafft Spannung und eine atmosphärische Dichte. Erfreulich ist auch das Finale, das nicht den vorhersehbaren und typischen Mustern der Horrorfilmenden folgt, sondern dem Ganzen etwas Individuelles und Eigenes verleiht.

Ebenfalls erfreulich ist, dass der – wegen der schon häufigen Verwendung zu sehr abgenutzte – Found Footage Stil (man denke z.B. an die Filmreihen PARANORMAL ACTIVITY (2007-2014), REC (2007-2014) und das US-Remake QUARANTÄNE (2008)) nur spärlich eingesetzt wird und stets in die Story eingebunden ist: Der Vatikan muss schließlich die Aufnahmen sichten, um zu überprüfen, ob die Besessenheit echt ist.

Besonders zu loben ist aber der visuelle Stil des Films. Mit einer Optik wie aus einem Film Noir (etwa zugezogene Jalousien, durch deren Spalt nur wenige Sonnenstrahlen bis weit ins Bild hinein hervortreten) und ungewöhnlichen Kameraeinstellungen versteht der Film es, interessante und eindrucksvolle Bilder zu kreieren. Die Musik hingegen ist, wie heutzutage bei Horrorfilmen üblich, laut, aufdringlich und schrill.

So kann der Film bestimmt denjenigen begeistern, der sich an den Jump-Scares erfreuen und die Story ernst nehmen kann und dem daher die unfreiwillig komischen Szenen nicht auffallen. Alle anderen sollten sich auf die Optik des Films konzentrieren – denn die ist verteufelt gut.

Der Horrorfilm THE VATICAN TAPES startet am 30.07.2015 in den deutschen Kinos.

von Benjamin Wirtz

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial Universum Film 2015

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Hey, ich bin angehender Cineast, großer Kinofreund und interessiert an jeder Art von Filmen. Deshalb steht in meinem DVD-Regal Godard neben Besson, die „Alien“-Box neben der Truffaut-Box, „Saw“ neben „Frau ohne Gewissen“ und „Panzerkreuzer Potemkin“ neben „2-Headed-Shark-Attack".

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