Sieben Minuten nach Mitternach - Kritik
Kinokritik,  Kritiken

SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT (2017)

Gelungene Verfilmung des Gleichnamigen Bestsellers

Gar nicht so einfach, J.A. Bayonas neuen Film SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT einem Genre zuzuordnen. Horror? Fantasy? Drama? Kinderfilm? Das trifft alles nicht so recht zu, obwohl von allem Elemente vorhanden sind. Und diese Elemente verknüpft der Regisseur gekonnt zu einem stimmigen Film über Leben, Leiden und Erwachsenwerden.

INHALT:
Sieben Minuten nach Mitternacht - Poster

Der kleine Conor muss ganz schön viel stemmen: Seine Mutter ist schwerkrank, er regelt den ganzen Haushalt allein, in der Schule wird er regelmäßig verhauen und schon eine ganze Weile plagt ihn jede Nacht derselbe Albtraum. Doch eines Nachts erwacht der große, stämmige Baum, den Conor von seinem Fenster aus sehen kann, bedrohlich zum Leben und besucht den Jungen.

Drei Geschichten wird er ihm erzählen, sagt der Baum, doch die vierte Geschichte, die große Wahrheit über Conor, möchte er von dem Jungen selbst hören. Conor, der nicht weiß, ob es sich um einen Traum oder die Wirklichkeit handelt, hört sich jede Nacht die Geschichten des Baumes an, ohne zunächst ihren Sinn ganz zu verstehen. Doch letztendlich gewinnt er eine tief greifende Erkenntnis, die er schon lange wusste und sich nicht einzugestehen traute.

FAZIT:

J.A. Bayonas beweist mit SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT, was für ein tolles visuelles Gespür er hat. Er schafft es, in kurzer Zeit viel zu erzählen, ohne die Charaktere ein Wort sprechen zu lassen. Er hält sich an die so oft geschriebene Regel: „Sag es nicht, sondern Zeig es!“, indem er tolle Bilder findet, die jedes Wort überflüssig machen. Auch die Geschichten, die der Baum im Voice Over erzählt, unterlegt Bayonas mit tollen Aquarell-Animationen. Das sieht nicht nur gut aus – diese Wahl der Form ist mit Hinblick auf das Zeichentalent von Conor und seiner Mutter auch aus dem Plot heraus begründet.

Genauso beeindruckend ist die Arbeit von Drehbuchautor Patrick Ness, von dem auch die Romanvorlage zu SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT stammt. Alles in diesem Film baut aufeinander auf, ist aus der Handlung heraus motiviert und ergibt nach und nach einen Sinn – ob es sich dabei um die Leidenschaft von Conor fürs Zeichnen handelt, die Pädagogik der erwachsenen Figuren im Film, die später nochmal eine wichtige, tiefe Rolle spielt, oder einfach der Ort, an dem sich der Baum befindet. Nichts läuft ins Leere.

Dadurch wird SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT unheimlich dicht. Hier ist nichts zufällig. Trotz seiner visuellen und erzählerischen Traumartigkeit und Märchenhaftigkeit ist der Film weit näher am Leben dran als so manch „realistischer“ Film. Im Leben gibt es kein „happily ever after“, nur ein „die Sorgen gehen immer weiter“, aber das ist in Ordnung so – wie es Conors Vater einmal sagt.

Die geheimnisvolle Wahrheit über Conor, die es im Film herauszufinden gilt, ist zwar kein Rosebud. Doch, so klar sie von Anfang an zu sein scheint – trotzdem zeigt der Film von ihr eine Facette, die in dem Moment überrascht, berührt und dem Film viel menschliche Tiefe verleiht. Hier geht es nicht in erster Linie um die Spannung über ein Geheimnis. Hier geht es um das pure Leben. Und auch nachdem die Wahrheit offenbart wurde, wird noch ein weiteres Geheimnis gelüftet. Dies kann man als Zuschauer aber schon früher selbst erkennen, wenn man auf die Fotos im Hintergrund achtet.

SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT ist vielen Teils tottraurig, aber niemals hoffnungslos. Man verlässt den Kinosaal nicht mit einem bedrückenden Gefühl, sondern eher nachdenklich. Trotzdem – ein Tipp für die Personen, die sich gerne viel schminken und nah ans Wasser gebaut sind: Das ist wahrscheinlich besser kein Film fürs erste Date!

SIEBEN MINUTEN BIS MITTERNACHT startet am 04.05.2017 in den deutschen Kinos und ist ab dem 19.10.2017 auf DVD und Blu-Ray im Handel erhältlich.

von Benjamin Wirtz

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial StudioCanal 2017

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Hey, ich bin angehender Cineast, großer Kinofreund und interessiert an jeder Art von Filmen. Deshalb steht in meinem DVD-Regal Godard neben Besson, die „Alien“-Box neben der Truffaut-Box, „Saw“ neben „Frau ohne Gewissen“ und „Panzerkreuzer Potemkin“ neben „2-Headed-Shark-Attack".

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