Crimson Peak
DVD & Blu-Ray,  Kritiken

CRIMSON PEAK (2015)

Mädchen im Gruselschloß

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Wenn Geister rufen und das Korsett erdrückt, dann befinden wir uns mitten in einem Gothic Horror. CRIMSON PEAK ist Guillermo del Toros neustes Gruselwerks und definiert ist als eine eklig schaurige und gleichzeitig romantischen Liebesgeschichte – eine bekannte Mischung für das Subgenre. Doch hat sie auch hier funktioniert?

INHALT:

Die wohlbehütete Unternehmertochter und angehende Autorin Edith Cushing (Mia Wasikowska) lernt den erfolglosen aber visionären Thomas Sharpe (Tom Hiddleston) kennen. Beide empfinden sofort eine tiefe Zuneigung zueinander. Doch Ediths Vater (Jim Beaver) verbietet den weiteren Umgang mit diesem adligen Taugenichts.

Als der Vater dann aber bei einem unglücklichen Unfall stirbt, sucht Edith umso mehr die Nähe des Baronettes. Sie heiratet ihn uns zieht mit ihm zusammen auf sein renovierungsbedürftiges Anwesen. Dort lernt sich auch dessen zwielichtige Schwester Lucille (Jessica Chastain) kennen. Was sich anfangs wie der Beginn eines neuen Lebens anfühlt, wird zu einem schaurigen Horrorszenario. Denn außer den Geschwistern und dessen Bediensteten wohnt noch etwas anderes in diesem großen Haus. Und auch die Geschwister verbergen ein schreckliches Geheimnis…

FAZIT:

Guillermo del Toro liefert uns mit CRIMSON PEAK ein optisch schaurig-schönes Horrormärchen im romantischen Gothicgewand. Dem Schauerromanlieberhaber wird es gefallen und doch ist der Film nicht gänzlich gelungen, sondern krankt an einer recht einfallslosen und keinesfalls mystischen Story.

Eine junge Frau gerät in die Fänge zweier Geschwister, die als verarmter Adel verzweifelt versuchen, ihr Anwesen zu halten. Soweit, so gut. Doch Bruder und Schwester beweisen sich als hinterlistige Ehebetrüger. Obendrein, und an dieser Stelle wird es etwas konfus, zeigt sich der Bruder als visionärer Erfinder, der viel Geld für seine große Erfindung, eine Grabemaschine für das Fördern von Torf, verbraucht. Mit der Torfproduktion, wie auch mit dem Verkauf der Maschine soll das Anwesen zu neuen Glanz kommen. Dass jedoch auch das Geld der neuen Ehefrau gleich in den Erhalt des heruntergekommenen Hauses investiert werden könnte, wird gar nicht bedacht. Dieses Beispiel ist nur die Offensichtlichste aller Logiklücken im Film.

Eine weitere manifestiert sich in den Geistern, die hin und wieder erscheinen. Selten waren diese wohl so ecklig, wie in CRIMSON PEAK. Entstellt und verrottet gleichen sie mehr einem wandelnden Zombie als einem immateriellen Schemenwesen. Trotz ihrer optischen Qualitäten ist ihr Auftreten mehr ein Kunstgriff des Schreckens als eine Notwendigkeit für den Film. Sie sind zwar ein Warnsignal für die Hauptfigur, um die Gefährlichkeit ihrer Lage zu verdeutlichen und doch hätte dieser paranormale Aspekt auch gänzlich ausgelassen werden können, da von diesen keine ernstzunehmende Bedrohung ausgehen und es genügend weitere Hinweise gibt, um der Wahrheit der Geschwister auf die Schliche zu kommen. Nur ein einziges Mal zeigt sich ein Geist als Hinweisgeber, doch zu diesem Zeitpunkt sind bereits alle Puzzelteile zusammengefügt.

So plastisch und eklig, wie die Zombiegeister, sind auch die Gewaltszenen in CRIMSON PEAK. Wenn Körper aufgeschlitzt werden, hält die Kamera erbarmungslos drauf. Auf der anderen Seite hypnotisieren uns wundervolle Szenenbilder und prachtvolle Kostüme von ihrer Schönheit und Anmut. Diesen gelungenen bildlichen Gegensatz kennen wir schon aus älteren Werken des Regisseur, wie etwa PANS LABRINTH (2006), und gibt dem Film eine typisch-altruistische Atmosphäre, die wir aus klassischen Gothic-Horrorfilmen der 1950er Jahre kennen.

Tom Hiddleston (THOR: THE DARK KINGDOM; 2014) darf sich und sein schauspielerisches Talent, wie vor allem seine sonst fantastische Bühnenpräsenz, hier nur eingeschränkt präsentieren. Als unterdrückter Bruder eine intriganten, wie herrschsüchtigen Schwester wird er zu einer Marionette des Bösen, die viel zu spät aus ihrem Schicksal ausbricht. Einerseits verleiht die Unterwürfigkeit der Figur eine interessante Note, andererseits hätte man sich Hiddelston eher als einen verrückten, wie eloquenten Wissenschaftler vorstellen können, der mit dem Mächten der Finsternis paktiert, um seine teuflischen Erfindungen zu vollenden – so ist er jedoch am Ende nur ein charmanter Love Interest, dem es noch nicht mal gelingt, ein Held zu werden. Schade, schade!

Mia Wasikowska und auch Jessica Chastain dürfen sich hingegen in Rahmen ihrer Figuren frei entfalten. Die eine ist ein naives Mädchen, das nach dem Tod ihres Vaters von der großen Liebe träumt, das die Welt der Geister kennt und sich jedoch von der Realität nur allzu oft hinter das Licht führen lässt. Und die andere, eine Baronette vom schlechten Ruf, weiß hingegen sehr wohl die intriganten Möglichkeiten der realen Welt zu nutzen, ahnt jedoch nicht, dass sich die Geister ihrer vergangenen Taten bereits in ihrer Nähe eingenistet haben, um ihrem Schrecken ein Ende zu machen. Zwei Gegensätze des Wahnsinns treten hier gegeneinander. Doch so aufregend das klingt, so unspektakulär offenbart sich das Finale zwischen den beiden Frauen. Reduziert auf eine Jagd im Schneetreiben endet der Film zwar erneut optisch ansprechend, aber der benötige Schockshowdown, um den Film aus seiner romantischen Lethargie des Dahinplätscherns zu befreien, bleibt aus.

CRIMONSON PEAK ist ein Schauermärchen par excellence, das durchaus Spannung aufbaut, diese jedoch selten über eine längere Zeit halten kann und sich zu sehr auf ihre fantastische Bilderwelt verlässt. Alles in allem ist dieser Horrorfilm keineswegs schlecht und weit besser als viele andere Filme dieses Genres, aber er ist in jedem Fall auch der bisher schwächste Film des Meisters Guillermo del Toro.

Seit dem 25.02.2016 ist CRIMSON PEAK auf DVD und Blu-Ray im Handel erhältlich. Als Extras gibt es noch einige interessante, entfallene Szenen, die das ein oder andere Logikloch schließen.

von Jörg Gottschling

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial Universal Pictures Germany GmbH 2016

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