Frankenstein Chronicles - Season 1 - Review
Kritiken,  Serien

FRANKENSTEIN CHRONICLES (2015) – Staffel 1

Leichenfledderer, Kindsmorde & mystische Intrigen

In FRANKENSTEIN CHRONICLES ermittelt Sean Bean im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts bei einem mutmaßlichen, blasphemischen Mord an mehreren Kindern und gerät dabei immer mehr ins politische Kreuzfeuer um ein neues Gesetz, dass Mediziner erlaubt, leichter an Leichen für ihre Forschung zu gelangen. Die erste Staffel der Serie ist seit Ende April im Handel erhältlich.

INHALT:

Frankenstein Chronicles - Season 1 - bd-cover

An den Ufern der Themse liegt eine Leiche. Angespült von der Strömung scheint sie heimlich entsorgt worden zu sein, um eine grausame Tat zu verschleiern. Das morbide an dem Körper: Leichenteile von mindestens sieben Kindern wurden zu einem neuen Kinderkörper zusammengenäht. Das ist nicht nur gegen die Natur, sondern ein absolute Gotteslästerung.

Polizist John Marlott (Sean Bean) übernimmt sogleich die Ermittlungen und wird kurz darauf vom Innenminister Sir Robert Peel (Tom Ward) als Sonderermittler eingesetzt, um eine damit verbundene, mögliche Verschwörung aufzudecken. Denn derzeit wird an einem neuen Gesetz gearbeitet, bei dem die Beschaffung von Leichen für die medizinische Forschung neu geregelt werden soll.

Bisher galten Leichen nicht als Eigentum und werden so regelmäßig im Geheimen aus den Gräbern wieder ausgegraben und an die Krankenhäuser verkauft. Mit diesem Frevel soll nun Schluss sein. Die angespülte Leiche scheint daher ein Werk der Anhänger der alten Regelung zu sein, die diesen Fortschritt unterwandern wollen.

Bei seinen Ermittlungen muss Marlott tief in die Unterwelt von London eindringen und enttarnt ein florierendes Geschäft mit Leichen und Kindern. Ihm zur Seite steht der junge Polizist Nightingale (Richie Campell) – er ist auch der einzige, dem er trauen kann. Denn die Verschwörung reicht höher, als gedacht: Marlott deckt ein schrecklicheres Geheimnis auf, das die Medizin völlig auf den Kopf stellt.

FAZIT:

FRANKENSTEIN CHRONICLES adaptiert den bekannten „Frankenstein“-Stoff von Mary Shelley und interpretiert ihn als eine Verschwörung junger Medizinstudenten, die im Eifer ihres jungen Strebens eine Möglichkeit suchen, dem Ende des Lebens zu wiederstehen, jedoch dadurch etwas gegen die Natur Schreckliches erschaffen.

In einem passenden Setting aus Dreck und Schlamm trieft, modert, schwitzt und eitert eine Stadt vor sich hin, die am Beginn einer neuen modernen Ära steht, jedoch noch nicht völlig den alten Aberglauben der Vergangenheit abgelegt hat. In diesem urbanen Moloch ist kaum einer frei von Sünden und der Mensch kaum etwas wert. Und doch behauptet jeder gottesfürchtig zu sein.

FRANKENSTEIN CHRONICLES erzählt von eine Leben zwischen rosaroter Scheinwelt und der Realität, in der Leichen geschändet, Kinder entführt und Vernunftehen geschlossen werden. In dieser Welt breiten sich Seuchen aus, da die Bedeutung von Hygiene nicht in die Köpfe durchgedrungen ist. Umso wichtiger ist die Arbeit der Ärzte, um die Krankheiten durch neue, effektive Wege zu bekämpfen. Doch wie viel ist der Seelenfrieden einer Leiche wert, um damit den Lebenden zu helfen?

Die Krimiserie FRANKENSTEIN CHRONICLES thematisiert einen ethischen Konflikt, den wir auch heute noch von modernen Tierversuchen her kennen. Insofern behandelt die Serie einen zeit-geistlichen Konflikt. Doch sie driftet auch ins Mysthische ab: Versatzstücke aus dem berühmten Roman werden neu zusammengewürfelt und zu einer neuen Geschichte verwoben, in der Mary Shelley in einer gewissen Weise selbst zum wahren Teil ihres fiktiven Schauerromans wird – gar in Persona auftritt und eine wichtige Rolle hat. Auch dieser Ansatz ist spannend und neu.

Doch es mag so manchen Cineasten auch im selben Atemzug ermüden, denn der Stoff wurde schon zu oft für Film und Serien herangezogen. So fährt die Serie negativ gesehen ebenfalls im Fahrwasser von Mystery-Serien, die sich alter Schauergeschichten bedienen, wie etwa GRIMM, ONCE UPON A TIME oder PENNY DREADFUL und bricht dabei einmal mehr nicht die Dämme zu etwas wirklich Herausragendem. Außerhalb des Kontextes versteht sich die Serie jedoch als ein spannender, aber auch tragischer viktorianischer Krimi.

Dieser braucht jedoch sehr lange, um in Gang zu kommen. Manche Szenen, Dialoge und Nebenhandlungen sind sehr zäh und führen häufig nicht zu einem Abschluss. Bei der ersten Staffel einer neuen Serie eigentlich nicht ungewöhnlich und doch hindern diese den Erzählfluss der gerade einmal sechs Folgen langen Staffel. Ein Wenig Geschwindigkeit hätte den Ermittlungen und damit auch der Serie gut getan.

So nimmt FRANKENSTEIN CHRONICLES erst gegen Ende der Staffel richtig Fahrt auf und überrascht mit einem Cliffhanger, der auch gut das Ende eine prima Schauergeschichte sein könnte. Und doch ist es auch der Anfang von noch viel mehr – die Frage ist nur, ob man diesen auch in der selben Intensität und Spannung auflösen kann wie man es bei der ersten Staffel vermochte.

Insgesamt lohnt sich ein Blick in die ersten Folgen der Serie, wenn man eine Affinität für die Zeitepoche und für Krimis mit fantastischen Elementen hat. Die ersten Staffel von FRANKENSTEIN CHRONICLES ist seit dem 28.04.2017 auf DVD und Blu-Ray im Handel erhältlich.

von Jörg Gottschling

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial WVG Medien GmbH 2017

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