Filmaffografie - Mein erster Kinofilm ab 16
Affentheater

Filmaffografie #5: Mein erster Kinofilm ab 16

Kopfschütteln im Kopf! Eigentlich wäre die Story vom ersten Film ab 16 wohl interessanter. Aber da das Fernsehen meinen Konsum bestimmte und dort nur Empfehlungen ausgesprochen wurden, war der Zugang zu Filmen ab 16 Jahren doch sehr früh äußert hürdenarm. Umso schwieriger gestaltete sich dies im Kino. Und doch gelang es mir, einen Film zu schauen, den ich eigentlich noch nicht sehen durfte. Welcher das war und wie holprig unsouverän mir dies gelang? Das will ich euch sagen!

Zunächst galt damals wie heute, dass man natürlich irgendwie beweisen muss, dass man berechtigt für diesen Film ist. Ich war 14 und konnte das mit meinem süßen Kinderausweis nicht. Es war ein Sommertag. Mein Cousin war zu Besuch in der Stadt. Gemeinsam mit ihm und meinen drei Cousinen (eine davon jünger als ich!) machte ich die Innenstadt unsicher. Na ja, eigentlich haben wir einfach nur einen Schaufensterbummel gemacht. Wurscht! Wir kamen auf die Idee, ins Kino zu gehen, marschierten los und standen vor dem Problem, dass eigentlich nichts gutes lief – bis auf diesen einen Film. Der hieß THE MERCURY PUZZLE war mit Bruce Willis und einem autistischen Kind (also die Figur, nicht der Schauspieler). Und der Film war ab 16 Jahre freigegeben. So ein Käse.

Trotzdem kauften wir die Karten. Das ging auch ohne Probleme. Nun mussten wir noch oben reinkommen. Erst dort wurde auch das Alter überprüft – ist heute teilweise immer noch so. Very smart von den Kinos. Jedenfalls hatte ich schon ordentlich die Buxe voll. Der rechtschaffene Junge, der nie etwas geklaut hatte und immer brav war, meldete sich. Sollte ich wirklich bei meinem Alter lügen, damit ich da reinkomme? Schwieriges Dilemma, denn ich wollte natürlich nicht als einziger draußen warten. Mal davon abgesehen, hätten die mich ja auch gar nicht alleine gelassen.

Also Pokerface aufgesetzt und die Treppen nach oben. Langsam und vorsichtig, denn schon der Aufstieg fühlte sich falsch an. Dort oben am Treppenrand stand schon eine junge Kartenabreißerin. Damals wurden die Karten nämlich noch kaputtgemacht, kurz nachdem man sich bezahlt hatte. Das Kino war an diesem Nachmittag nicht wirklich gut besucht und so hatte sie Zeit, uns, die wir quasi als einzige vor Ort waren, zu kontrollieren. „Seid ihr denn auch wirklich alle 16 Jahre?“, fragte sie mit einem ironischen Unterton. Alle nickten (auch meine jüngere Cousine) souverän ab, während ich noch nach den passenden Worten suchte. Mein Cousin gab mir mit einem wackelnden Kopf zu verstehen, dass ich keinen Ausweis herausholen, sondern einfach nur abknicken sollte. Ich stand starr da und fühlte mich wie im Kreuzverhör.

Doch dann passierte etwas, mit dem selbst ich nicht gerechnet hatte: Der Kopf der Kartenabreißerin wackelte und gab mir ebenfalls zu verstehen, dass ich eigentlich nur kurz eine kleine Lüge aus meinem Mund entlocken müsste. Denn sie hatte natürlich schon von Anfang an gesehen, dass dieser 1,40 große Junge wohl noch nicht dazu berechtigt sei, den Film zu schauen. Keine drei Minuten, die mir wie 20 vorkamen, später, saß ich dann auch endlich im Kino. Alle waren stolz auf mich – nur ich nicht.

Und doch sahen wir diesen Film. Einen Film mit explizierter Gewalt und einer verstörenden Geschichte um einen tragischen Jungen, der vor Killer beschützt werden muss. Bruce hat das wirklich gut gemacht und ich frage mich aus der Retrospektive gesehen, warum THE MERCURY PUZZLE heute nicht häufiger im Fernsehen läuft. Geschadet hat der Film mir jedenfalls damals nicht.

Und in welchen Kinofilm habt ihr euch schon rein gemogelt, obwohl ihr es gar gedurft hättet?

Moin! Ich bin der Filmaffe. Den Blog hab ich mir ausgedacht. Als Filmjunkie, Digital Native & Medienprimat ist mein natürlich Habitus der Bildschirm und alles, was sich darin befindet.

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