Extremities - Bis zur äußersten Grenze - Filmkritik | Thriller
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EXTREMITIES – BIS ZUR ÄUSSERSTEN GRENZE (1986)

Ernster Home Invasion-Thriller

Ein Home Invasion-Kammerspiel mit einem Rape-and-Revenge-Plot, das gute Kritiken und das „Prädikat wertvoll“ erhielt sowie beim Golden Globe 1987 eine Rolle spielte? Das klingt nicht nur ungewöhnlich und interessant, das ist es auch. Der heute kaum bekannte EXTREMITIES, in dem DREI ENGEL FÜR CHARLIE-Star Farrah Fawcett eine Frau in einer Extremsituation spielt, erscheint jetzt erstmals auf Blu-ray.

Extremities - Blu-Ray Cover | Filmrkitik, Review - Thriller

INHALT:

Marjorie (Farrah Fawcett) wollte eigentlich nur noch schnell eine Waffel kaufen, aber auf dem Parkplatz vor dem Laden dringt ein Fremder (James Russo) in ihren Wagen ein und bedroht sie mit einem Messer. Er will sie sexuell nötigen, doch sie kann glücklicherweise aus dem Auto fliehen. Der Fremde hat nun allerdings ihre Adresse. Die Polizei kann Marjorie nicht helfen, da Zeugen fehlen. Auch schützen kann sie sie erst, wenn wirklich etwas passiert.

Eine Woche später geschieht dann das, was Marjorie befürchtet hatte. Der Fremde, der sich jetzt Joe nennt, bricht in ihr Haus ein und zwingt sie zu kleinen Machtspielchen. Als er sie vergewaltigen will, kann Marjorie sich wehren und dreht den Spieß um. Doch dann kommen Marjories Mitbewohnerinnen nach Hause und sind von der Gewaltbereitschaft ihrer Freundin schockiert. Was nun machen mit dem Vergewaltiger?

FAZIT:

Auch wenn der Plot danach klingt: Bei EXTREMITIES handelt es sich nicht um einen gewöhnlichen Rape-and-Revenge-Thriller. Das erkennt man schon daran, dass ihn die Filmbewertungsstelle mit dem „Prädikat wertvoll“ ausgezeichnet hat. EXTREMITIES ist nicht auf skandalöse Exploitation-Bilder aus, sondern stellt ernste Fragen zu den Themen Selbstjustiz, Gerechtigkeit und Gewalt gegen Frauen. In einem mitreißenden Kammerspiel zielt er sowohl auf Emotionen als auch auf den Verstand.

Die Perspektive von Opfer und Täter wechselt dabei immer wieder im Film – und zwar buchstäblich. In der ersten Szene sehen wir in einem POV-Shot mit den Augen des Täters, wie er sich sein Opfer aussucht. Ist er später in Marjories Haus eingedrungen und spielt seine Machtspielchen, gibt es immer wieder POV-Shots aus Marjories Perspektive. So macht der Film inszenatorisch dasselbe, was er auch inhaltlich macht, denn auch hier ändert sich die Sicht der Figuren vom Opfer zum Täter bzw. andersherum.

Während der ersten Hälfte des Films ist die Inszenierung überwiegend auf Spannung und Suspense aus, wie man es von einem Home Invasion-Thriller gewohnt ist. Was durchaus gelingt: Es sind intensive 40 Minuten, in denen Joe Marjorie seine Macht demonstriert. Als das Machtverhältnis kippt und die Mitbewohnerinnen dazukommen, bewegt sich der Film von seiner gefühlsbetonten Inszenierung auf ein intellektuelles Level. Nun geht es um Fragen der Moral – es geht mehr ums Denken als ums Fühlen. Dadurch unterscheidet sich EXTREMITIES von gewöhnlichen Rape-and-Revenge-Filmen, in denen es ja zumeist in der zweiten Hälfte ohne Skrupel um das reine Foltern und Töten des Sexualtäters geht. EXTREMITIES aber will mehr.

Dass das Ganze ohne Probleme oder Holprigkeiten funktioniert, ist den hervorragenden Darstellern zu verdanken, allen voran Farrah Fawcett, ohne deren intensives Spiel niemals eine solche Authentizität erreicht worden wäre, die aber unbedingt für die Geschichte nötig ist. Belohnt wurde Fawcett für ihre Leistung mit einer Golden Globe-Nominierung.

So ist mit EXTREMITIES ein intelligenter und spannender Thriller gelungen – nur das Ende hätte etwas krasser ausfallen dürfen.

EXTREMITIES – BIS ZUR ÄUSSERSTEN GRENZE erscheint am 14.02.2019 bei Koch Media in hervorragender Bildqualität auf Blu-ray und DVD. Die Extras sind mit dem Trailer und einer Bildergalerie eher spärlich.

von Benjamin Wirtz

Bewertung:

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Quelle: Pressematerial Koch Media

Hey, ich bin angehender Cineast, großer Kinofreund und interessiert an jeder Art von Filmen. Deshalb steht in meinem DVD-Regal Godard neben Besson, die „Alien“-Box neben der Truffaut-Box, „Saw“ neben „Frau ohne Gewissen“ und „Panzerkreuzer Potemkin“ neben „2-Headed-Shark-Attack".

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